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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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dir, gleich neben dir, jetzt. Du hast eine zweite Chance bekommen. Man hat dir ein Wunder geschenkt. Verschwende es nicht.
    Er berührte ihr Gesicht, fuhr mit dem Finger die Mulden und Bogen jedes Knochens, jedes Muskels nach; Miris Lippen fühlten sich weich an, ihre Lider waren noch weicher, und der Kieferknochen hinter ihrem Ohr übte eine geradezu magische Anziehungskraft auf ihn aus. Sie seufzte seinen Namen und schmiegte sich dichter an ihn. Seine Kopfschmerzen vergingen, als er sich an den Kurven ihres Körpers entspannte.
    »Leise«, flüsterte er. »Ich rede mit dir. Ich erzähle dir alles.«
    »Du sagst kein Wort.«
    »Dann hörst du nicht richtig zu.« Er streifte ihre Wange mit den Lippen. Dabei lächelte sie ironisch. Ihr Lächeln wirkte anders als früher. Eben etwas älter, klüger. Und dabei höllisch sexy.
    »Versuchst du, dich wie ein Erwachsener zu benehmen?«, fragte sie leise.
    »Nein.« Er lächelte. »Aber ich versuche mich als Mann. Wie kommt das bei dir an?«
    »Sehr gut. Es funktioniert ausgezeichnet.«
    Dean schob seine Finger in ihr Haar, strich über ihre Kopfhaut und genoss die Wärme. »Ich will nicht so tun, als wäre es wie früher, Miri. Ich will das auch gar nicht mehr. Du bekommst mich, wie ich jetzt bin. Du kannst mir vertrauen - als dem, der ich jetzt bin.«
    Ihr Lächeln erlosch. »Versprichst du es?«
    »Bedeuten dir meine Versprechen denn noch etwas?«
    Sie zögerte erst. »Ja«, sagte sie dann aber. »Ja, das tun sie.«
    »Dann verspreche ich es. Ich verspreche dir, dass du mir vertrauen kannst.«
    Miri zupfte mit den Zähnen an ihrer Unterlippe. Dean hätte sie jetzt gern geküsst, aber er hielt sich noch zurück. Vertrauen, sagte er sich. Es geht im Augenblick nur um Vertrauen. Vermassele das nicht, nur weil du sie begehrst.
    Miri hob die Hand. Er sah sie fragend an. Dann krümmte sie ihre Finger, einen nach dem anderen, bis nur noch ihr kleiner Finger ausgestreckt war. Ihre Lippen zuckten etwas, und Dean grinste, als er seinen kleinen Finger um ihren hakte.
    »Ich schwöre es«, sagte er.
    »Ich schwöre es auch«, erwiderte sie.
    Danach umarmten sie sich behutsam und schliefen ein. Ein Schlaf, in dem Dean von Dunkelheit, Knochen und Sand träumte. Irgendwo in der Nähe weinte, stöhnte und schluchzte eine Frau. Er fühlte den Schmerz, den sie empfand, spürte ihr Leiden wie sein eigenes, stolperte durch den Sand, weil jetzt die Zeit gekommen war, jetzt und für immer, mit ihrem Blut an seinen Händen ...
    Dean öffnete die Augen und holte bebend Luft. Der  Atemzug schnitt wie ein Messer in seine Kehle. Es war ein Schmerz, bei dem er sich gut vorstellen konnte, wie es sich anfühlen musste, tagelang zu schreien. Aber er hatte gar nicht geschrien, jedenfalls glaubte er das nicht. Miri lag neben ihm, sie hatte die Augen geschlossen und atmete ganz ruhig. Er strich ihr das lange schwarze Haar zärtlich zurück, um ihr Gesicht besser betrachten zu können, während sie ihren Kopf in seine Armbeuge schmiegte. Er fühlte ein wenig Speichel auf seiner Haut, aber das entlockte ihm nur ein Lächeln.
    Er wollte sie berühren. Er wollte seine Nase in die Mulde unter ihrer Kehle drücken und dort einfach nur lassen. Ihrem Herzschlag lauschen. Die Tatsache genießen, dass sie lebte. Dean konnte sich nicht vorstellen, dass er das jemals für selbstverständlich nehmen würde. Jeder Atemzug, den sie tat, war kostbar.
    In diesem Augenblick hörte er ganz kurz die Frau aus seinem Traum, hörte ihr Schluchzen, und ihn überfiel ein beklemmendes Gefühl, eine Art Déjà-vu. Knochen und Sand waren typisch für seine Träume, aber diese Frau war etwas Neues gewesen. Ob das damit zu tun hatte, dass er Miri gefunden hatte? Diese Möglichkeit wirkte irgendwie bedrohlich. Es war kein guter Traum gewesen, und er hatte auch kein glückliches Ende genommen.
    Miri bewegte sich und seufzte dabei leise. Dean wartete geduldig, bis sie ihre Augen endlich einen Spalt breit öffnete.
    »Wie lange hast du darauf gewartet, dass ich aufwache?« Ihre Stimme klang weich und warm, sein Magen brannte wie Feuer. Es gab nichts Erotischeres als ihre schlaftrunkene Stimme.
    »Nicht lange.« Er berührte ihre Hüfte, stellte sich gleich darauf vor, wie er seine Hand auf die warme Haut dort legte, so nah an anderen, ganz wundervollen, köstlichen Körperstellen. Miri drängte sich dichter an ihn, und Dean fasste das als Einladung auf, sie weiter zu berühren. Mit der Hand erforschte er alle Stellen ihres Körpers, die

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