Geliebte des Feuers
hast eine Ministatuette von Glen Campbell? Für die du Geld bezahlt hast? Heilige Scheiße!«
»Jeder hat eben so sein Hobby«, antwortete Koni. »Sogar du.«
»Kumpel, du hast doch nicht die geringste Ahnung.«
Konis Lächeln war eindeutig unerfreulich. Dean runzelte die Stirn, drehte sich um und beugte sich über die Statue. Er öffnete sich der Ausstrahlung, die noch in ihr vorhanden war, klammerte sich an das goldene Summen in dem Messing. Owen. Owen.
Nichts geschah. Er stieß gegen eine Mauer.
Dean öffnete die Augen und sah Miri an. Er musste nichts sagen. Sie nickte und blickte auf ihre Hände.
Koni ging zur Tür. »Ich hol mir erst mal was zu essen. Ihr beide könnt ... euch ja inzwischen unterhalten.« Damit schloss er die Tür. Miri kaute auf der Innenseite ihrer Wange, während sie zum Schrank ging und anfing, nach Kleidern zu suchen.
»Wir ...«, fing Dean an, »wir können darüber reden, wenn du willst.«
»Was gibt es da zu reden?« Sie drehte sich zu ihm herum und vergaß vorläufig ihre Suche nach Kleidung. »Ich bin von Menschen umgeben, die nicht menschlich sind, ich werde wegen eines mysteriösen Artefakts verfolgt, das sich in meinem Besitz befindet, meine Karriere ist wahrscheinlich zum Teufel, und ich stehe halbnackt vor dir. So muss sich der Wahnsinn anfühlen.«
»He. Hat Indiana Jones nicht auch alle möglichen Arten von verrückten Situationen durchgestanden? Er hat sich aber nie beschwert, wenn Leute zu Asche verbrannt wurden oder man ihnen die Herzen aus dem Körper gerissen hat.«
Miri setzte sich neben ihn auf das Bett, und Dean berührte ihre Hand. Ihr Gesicht war ernst, als er ihre Finger streichelte, doch ganz langsam begann sie zu lächeln - und dann, zu seiner Freude und Überraschung, legte sie sich vorsichtig an seine Seite und schmiegte sich an ihn. Dean küsste ihren Scheitel.
»Als wir jung waren, schien alles viel einfacher zu sein«, murmelte sie. »Wir sind zur Schule gegangen, nach Hause gekommen, haben gespielt. Sind durch die Straßen gelaufen und haben manchmal gekämpft. Das waren doch überschaubare Schwierigkeiten.«
»Weißt du noch, als wir uns mal weggeschlichen und dann im Kino Indiana Jones und der Tempel des Todes gesehen haben?«
»Du hast deinem Onkel das Geld dafür aus der Brieftasche gestohlen.«
»Das war es wert.«
»Ich war vierzehn.« Miri lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Und dieser Film hat wirklich mein Leben verändert. «
»Du warst besessen von Harrison Ford.«
»Und du bist losgegangen und hast alle Filme von ihm für mich aufgetrieben. Wir haben sogar die Schule geschwänzt, um sie anzusehen.«
»Es war das einzige Mal, dass mein Onkel in der Eisenhütte war. Und dann hat dieser lausige Videorekorder, den mein Cousin für uns gemietet hatte, nicht richtig funktioniert. Die Audio- und Videospur liefen nicht synchron.«
Miri lachte. »Das waren schöne Zeiten, Dean.«
Er antwortete nicht. Es fiel ihm schwer zu denken. Miri duftete nach Blumen, nach Shampoo. Sie war warm, süß und sauber. Fast unbewusst strich er mit der Hand über ihren Rücken, folgte ihrem Rückgrat, ließ seine Finger immer tiefer gleiten. Miri seufzte. »Weißt du, wie ich für dich empfinde?«, fragte er sie. »Was es für mich bedeutet, dass du hier bist? Lebendig?«
»Sag es mir noch einmal«, flüsterte sie. »Tu so, als wäre es wie früher.«
Dean griff nach Miris Hand. Sie sah ihn störrisch, aber trotzdem liebevoll an, und er dachte an dieses Medaillon auf seiner Brust, an all die Jahre, in denen er sein Herz ausgeschüttet hatte: auf dieses Ding. Er dachte an die Erinnerungen und an das Metall. Er hatte sich Miri als Teenager vorgestellt, in einer Zeitschleife, Für immer sechzehn. Damals hatten sie ihre Gefühle nie zurückgehalten, damals hatte auch das Wort Geheimnis zwischen ihnen nicht existiert. Und sie beide waren eine ganze Armee gewesen, zwei gegen den Rest der Welt, als sie in der Küche einer alten Frau gespielt hatten. So war es dann auch geblieben, als sie älter und klüger geworden und durch die schmutzigen Straßen von Chinatown gelaufen waren - und dann über die Grenzen hinaus und in die schmuddeligeren, graueren Straßen von Philadelphia.
Aber das alles lag nun zwanzig Jahre zurück, und jetzt waren sie erwachsen, hatten beide ein Leben hinter sich, das zwischen ihnen stand. Er hütete etwas in seinem Herzen, das er nie wieder bekommen konnte.
Das stimmt nicht. Du hütest die Erinnerung, aber du hast hier das Echte vor
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