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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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mit Metall verkleideten Wand sah Miri Schubladen. Einige waren herausgezogen, und Dean saß zwischen ihnen auf dem Boden und murmelte leise vor sich hin. In den Schubladen befanden sich Bargeld, Kreditkarten und Reisepässe.
    Miri fühlte eine Hand auf dem Rücken. Sie trat zur Seite und ließ Koni herein. Dann lehnte sie sich an eine Wand, während er die Tür wieder hinter sich schloss. Miri sah das Holz auf der einen Seite, dasselbe Holz wie im Inneren des Schranks. Aber als die Tür sich schloss, fiel ihr Blick auf Metall und, in der Mitte der Tür, auf einen Knopf, ein Zahlenschloss wie an der Tür eines Banksafes. Als die Tür sich geschlossen hatte, waren alle Geräusche wie abgeschnitten. Der Raum war schalldicht.
    »Mein Gott!«, wiederholte sie und sah Koni an. »Das hier ist noch merkwürdiger als du.«
    »Freut mich zu hören.« Seine Augen glühten immer noch, und Miri glaubte, einen Schatten an seinem Hals zu erkennen. Es sah aus wie ... Federn.
    »Hier.« Dean reichte Koni einen amerikanischen Reisepass und zwei Kreditkarten. Miri konnte den Namen nicht erkennen, hockte sich neben Dean und betrachtete die anderen Reisepässe in der Schublade. Sie sah Namen wie Max Reese, Artur Loginov, Agatha Durand ... und noch viel mehr, mehr, als sie so schnell zählen konnte. Dazu Kreditkarten mit denselben Namen. Und Bargeld. In den Schubladen mussten Tausende von Dollars liegen.
    »Dean?«, erkundigte sie sich. »Was ist das?«
    »Das? Eine erhebliche Gesetzesübertretung, und dazu noch höchst effizient. Papiere, Bargeld ... ein sicheres Haus ist ohne eine solche Dekoration wertlos.«
    »Aber diese Pässe, das sind doch Fälschungen, Dean.«
    »Die besten, die man für Geld kaufen kann. Bisher haben sie jeden Zoll genarrt.«
    Miri hockte sich auf die Fersen und betrachtete das alles staunend. »Dies hier ist doch nicht nur eine Detektivagentur. Es ist eine richtige Organisation. Und zwar eine Organisation, über die nur die wenigsten Regierungen verfügen.«
    »Miri, sei nicht naiv. Alle Regierungen haben solche Organisationen.«
    »Also gut, schön, vielleicht. Aber eine Detektivagentur? Wenn du das für normal hältst, dann hast du deinen Kopf so tief in den Sand gesteckt, dass du nie wieder die Sonne siehst. Mein Gott, wer braucht denn so etwas, Dean? Was ist so gefährlich an dem Leben, das ihr führt, dass ihr so etwas nötig habt?«
    Noch während sie die Frage stellte, kam sie sich dumm vor. Denn was in Deans Leben war bis jetzt nicht gefährlich gewesen? Dennoch hatte sie das Gefühl, dass dieser Raum alles vernünftige Maß weit überstieg.
    »Im Augenblick kommt es uns jedenfalls ganz gut zustatten«, meinte Koni.
    »Und vor heute Nacht? Wie oft müsst ihr Orte wie diesen hier aufsuchen?«
    Dean zuckte mit den Schultern. »Ihr Sinn ist einfach nur, auf alles vorbereitet zu sein.«
    »Worauf vorbereitet zu sein? Auf einen Krieg? Denn das sehe ich hier, Dean. Eine Gruppe von Leuten, die sich auf einen richtigen Krieg vorbereiten. Und ich habe kein Fenster gesehen. Ist das hier auch noch ein Schutzbunker für einen Fallout?«
    Dean sagte nichts. Nicht, das wurde ihr klar, weil er sie nicht anlügen wollte, sondern weil er ihr keine Antwort geben konnte. Was in ihr automatisch die Frage auslöste, wie viel er eigentlich über die Leute wusste, für die er arbeitete. Oder was die Leute, die diese Show hier veranstalteten, über die Zukunft wussten — falls es wirklich Psis waren.
    Atme durch, befahl sie sich. Atme einfach kräftig durch, du hast größere Probleme, über die du dir den Kopf zerbrechen kannst.
    Sie atmete tief ein und aus. »Tut mir leid«, sagte sie. »Das ist jetzt sicher nicht der richtige Zeitpunkt.«
    »Genau«, antwortete Dean. »Da hast du recht.«
    Mehr sagte er nicht, sondern stand auf und packte die Sachen wieder in die Schubladen. Er gab Miri Bargeld, dazu einen Reisepass und Kreditkarten, was sie alles in ihrer Handtasche verstaute. Koni stand vor der anderen Wand, nahm Messer herunter und prüfte sie. Dean trat neben ihn.
    »Miri«, sagte er. »Spielst du immer noch mit spitzen Dingen herum?«
    »Ich mach mir damit die Zähne sauber«, erwiderte sie todernst. Dean grinste und gab ihr ein Bowiemesser mit einer fünfzehn Zentimeter langen Klinge, das in einer Scheide aus Hartplastik steckte. Sie fragte sich, wo sie das Ding verstauen sollte, und schob es schließlich in ihre Handtasche.
    »Du machst den Eindruck, als würden wir hier gleich rausgehen«, sagte Miri. »Ich weiß

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