Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
Schlaf.
Sie beschloss, am Nachmittag mit ihm zu reden, wenn er aufgewacht war.
Für den Augenblick hatte sie Valerius an ihrer Seite, der ihr ein ungekanntes Gefühl des Friedens schenkte.
Sie sollte nicht so empfinden, nicht für den Mann, den
ihre Zwillingsschwester niemals in ihrem Haus willkommen heißen würde. Einerseits fühlte sie sich wie eine Verräterin Amanda und Kyrian gegenüber, doch zugleich konnte sie sich dem gequälten Ausdruck in Valerius’ Augen nicht entziehen.
Er war ein Ruhepol in ihrem ansonsten chaotischen Leben, sie mochte seinen trockenen Humor, seine Fähigkeit, scheinbar spielend mit allem fertig zu werden, was sich ihm in den Weg stellte - eine Eigenschaft, die sie nicht oft an Männern erlebte.
Er ist kein Mann.
Nein, das war er nicht. Sie wusste das, ebenso wie sie wusste, dass es keinerlei Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft gab. Dark Hunter führten keine Beziehungen mit anderen. Sie könnten niemals zusammen sein. Niemals.
Sobald Valerius und sie aus diesem Bett aufgestanden waren, würden sich ihre Wege trennen, und er wäre nicht mehr als eine flüchtige Männerbekanntschaft.
Doch sie wollte ihn nicht gehen lassen.
»Hör jetzt auf«, sagte sie leise zu sich selbst. Sie brauchte Ruhe und Schlaf.
Sie schloss die Augen, doch ihre Träume waren alles andere als tröstlich. Stattdessen quälten sie sie mit grauenhaften Bildern von ihrer Schwester und Kyrian. Von Marissa, die nach Hilfe rief.
Am schlimmsten waren die Gesichter ihrer Freunde, die allesamt tot waren, und von Valerius, der gequält und gefoltert wurde. Sie sah ihn ausgestreckt auf dem Rücken liegen und um sein Leben kämpfen, während im Hintergrund nicht enden wollendes Gelächter erschallte.
Sie spürte seinen Schmerz, den Verrat.
Hörte seinen Schrei nach Rache, der durch die Zeiten hallte.
Am ganzen Körper bebend erwachte Tabitha um die Mittagszeit. Sie hatte nur wenige Stunden geschlafen, trotzdem war sie zu aufgewühlt, um wieder einschlafen zu können.
»Tabitha?«
Sie wandte den Kopf und bemerkte, dass Valerius sie musterte.
»Geht es dir gut?«, fragte er heiser.
Sie drückte einen Kuss auf seine nackte Schulter und lächelte. »Ich kann nicht schlafen, aber ruh du dich nur aus.«
»Aber …«
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Schlaf, Baby. Mit mir ist alles in Ordnung. Wirklich.«
Er küsste ihren Finger, dann drehte er sich auf die Seite, nahm sie in den Arm und schlief wieder ein.
Tabitha lag da. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie wollte nicht aufstehen. Doch als sie ein paar Minuten später Marla und Debbie unten reden hörte, beschloss sie, es doch zu tun.
Sie duschte und zog sich an, sorgsam darauf bedacht, den Mann in ihrem Bett nicht zu wecken. Eilig rief sie Otto an und bat ihn, frische Sachen für Valerius herüberzubringen.
»Wieso ist er heute Nacht nicht nach Hause gekommen?«
»Es war schon fast Morgen«, antwortete Tabitha.
»Alles klar«, erwiderte Otto, der ihr kein Wort zu glauben schien. »Ich bin in einer Stunde da.«
»Otto«, sagte sie warnend. »Bringen Sie lieber etwas,
was er gern trägt, und nicht irgendwelchen Nick-will-Kyrian-ärgern-Plunder.«
»Sie verderben mir den ganzen Spaß.«
Kopfschüttelnd legte Tabitha auf und ging aus reiner Langeweile in den Laden, wo Debbie einen Kunden bediente.
Wie angekündigt, tauchte Otto eine Stunde später auf und lieferte die Sachen ab, ohne eine Miene zu verziehen. Doch Tabitha fiel auf, dass er einen schicken schwarzen Pulli und ein Paar anständiger Jeans statt seines gewohnten Schlabberlooks trug. Wahrscheinlich sah er immer so aus, wenn Valerius nicht in der Nähe war.
Nachdem Otto sich verabschiedet hatte, brachte sie die Sachen nach oben und legte alles bereit, damit Valerius sie fand, wenn er aufwachte, ehe sie in den Laden zurückkehrte, um eine Vitrine mit Brustwarzen-Troddeln umzudekorieren.
Gerade als sie die Troddeln passend zu den Strings sortiert hatte, betrat Nick Gautier mit einem breiten Grinsen den Laden. »Hallo, ma chère «, begrüßte er sie, schob sich die Sonnenbrille hoch und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Tabitha runzelte die Stirn. Es war lange her, seit Nick das letzte Mal so etwas getan hatte. »Wieso hast du so gute Laune?«
Das gewohnte boshaft-charmante Grinsen erschien auf seinen Zügen. »Was glaubst du denn? Mann, ich schulde dir ein Abendessen erster Güte.«
Diese Antwort verwirrte sie noch mehr. »Wieso?«
»Diese Freundin von dir … Simi … die war
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