Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
retten.
Es war schwer sich zu erinnern, wie man lachte. Schließlich waren Valerius und Gelächter zwei völlig verschiedene Welten. Bis Tabitha in sein Leben getreten war, hatte er nur selten gemeinsam mit jemandem gelacht.
Tabitha jedoch besaß die Begeisterungsfähigkeit eines Kindes. Aus irgendeinem Grund war es ihr gelungen, sich die jugendlichen Ideale zu bewahren, auch wenn sie in einer Welt lebte, in der sie nicht vollständig anerkannt wurde. Es kümmerte sie nicht, was er oder sonst jemand über sie dachte. Sie ging durchs Leben und tat, was sie zu tun hatte, lebte nach ihren eigenen Regeln und Gesetzmäßigkeiten.
Wie sehr er sie darum beneidete.
Sie war eine Kraft, mit der man rechnen musste.
Valerius konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
»Was ist?«, fragte sie und fuhr so schnell in eine Kurve, dass er praktisch aus seinem Sitz und auf ihren Schoß geschleudert wurde.
Er setzte sich wieder hin. »Ich habe nur gerade gedacht, dass dir jemand den Spitznamen Hurrikan verpassen sollte.«
Sie schnaubte. »Zu spät. Das hat meine Mutter bereits getan. Und zwar schon, als sie mich das erste Mal in meinem Zimmer im Studentenheim besucht und das Chaos gesehen hat, das herrschte, nachdem meine Schwester mir nicht mehr hinterhergeräumt hat. Du solltest dankbar sein, dass es mir nach zwölf Jahren in der eigenen Wohnung gelungen ist, halbwegs Ordnung zu halten.«
Allein bei der Vorstellung erschauderte er. »Oh ja, das bin ich.«
Sie bog scharf auf den Parkplatz der Jackson Brauerei ein und lenkte den Wagen in eine Parklücke, die in Wahrheit keine war.
»Die Polizei wird den Wagen abschleppen lassen.«
»Nein, nein«, wiegelte sie ab und platzierte ein kleines Silbermedaillon mit ihrem Namen darauf auf dem Armaturenbrett. »Das hier ist Eds Route, er kennt mich. Wenn er es versucht, sage ich meiner Schwester, sie soll ihn und seinen Bruder verhexen.«
»Ed?«
»Einer der Cops, die für diesen Bezirk zuständig sind. Er hält für mich die Augen offen. Wir waren in derselben Highschool-Klasse, außerdem war er jahrelang mit meiner großen Schwester Karma zusammen.«
»Du hast eine Schwester namens Karma?«
»Ja, was durchaus passend ist. Sie hat die üble Angewohnheit, immer wieder aufzutauchen und denen wehzutun, die ihr irgendwann wehgetan haben, und zwar immer dann, wenn sie am wenigsten damit rechnen. Sie ist wie eine große schwarze Spinne, die auf der Lauer liegt.« Die Worte waren nicht einmal annähernd so amüsant wie die Gesten, mit denen Tabitha sie begleitete - sie hob die Hände an den Mund und tat so, als wäre sie ein furchtsam knabberndes Mäuschen. »Und dann, gerade wenn du dich vor ihr sicher glaubst - zack!« Sie klatschte in die Hände, »haut sie dich um und lässt dich blutend liegen.«
»Ich kann nur hoffen, dass du Witze machst.«
»Absolut nicht. Sie kann einem Angst machen, diese Frau, aber ich liebe sie trotzdem.«
Valerius stieg aus dem Wagen, blieb jedoch stehen, als ihm ein Gedanke kam. Diese Frau zog immer neue Verwandte
aus dem Hut. »Wie viele Schwestern hast du eigentlich?«
»Acht.«
»Acht?« Kein Wunder, dass er den Überblick verloren hatte. Er konnte sich nur fragen, wie sie es schaffte, sie nicht durcheinanderzubringen.
Tabitha nickte. »Tiyana, die von allen Tia genannt wird. Selena und Amanda kennst du ja. Dann gibt es noch Esmeralda oder Essie. Yasmina oder Mina. Petra, Ekaterina, die meistens Trina genannt wird, und Karma, die sich weigert, sich mit einem Spitznamen ansprechen zu lassen.«
Valerius stieß einen leisen Pfiff aus.
»Was denn?«, fragte Tabitha.
»Mir tun nur die armen Männer leid, die gemeinsam mit euch allen in diesem Haus gelebt haben. Die Ärmsten müssen doch schreckliche Ängste ausgestanden haben.«
Ihr blieb der Mund offen stehen, doch dann brach sie in Gelächter aus. »War das etwa ein Witz?«
»Eher die Erwähnung einer beängstigenden Tatsache.«
»Ja, ja, schon klar. Aber ehrlich gesagt hat mein Vater tatsächlich viel Zeit bei der Arbeit verbracht, außerdem hat er darauf geachtet, dass unsere Haustiere Männchen waren, um nicht allzu sehr in der Minderzahl zu sein. Was ist mit dir? Hast du auch Schwestern?«
Er schüttelte den Kopf, während sie um den Wagen herumging und zu ihm auf den Bürgersteig trat. Sie schlugen den Weg Richtung Decatur Street ein. »Ich hatte nur Brüder.«
»Oh Mann, stell dir vor, dein Vater hätte meine Mutter
geheiratet, dann hätten wir eine Familie wie bei den Bradys
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