Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
verharren.
Doch das war unmöglich. Er löste sich von ihr, ganz vorsichtig. Dann lag er an ihrer Seite und starrte zur dunklen Zimmerdecke hinauf. Instinktiv berührte er Haleys Hüfte. Mit einer Fingerspitze zeichnete er Linien des Tattoos nach und fragte sich, ob es immer so wundervoll sein würde.
»Keine Ahnung, was ich tun soll«, gestand er nach einem langen Schweigen. »Nie zuvor war ich jemandem wirklich nahe.«
»Mach einfach so weiter wie bisher. Dann wird sich alles zum Guten wenden. Für uns beide.« Haley richtete sich auf und streichelte sein Tattoo. »Zusammen werden wir einen Weg finden.«
Zusammen. Wie gut das klang …
Draußen blitzte es wieder, als würde Mutter Natur mit Haley übereinstimmen. Von jetzt an würde er sich mit zwei weiblichen Wesen auseinandersetzen müssen, und etwas anderes wollte er auch gar nicht.
EPILOG
I RGENDWO IN DER FERNE DRÖHNTE DONNERGROLLEN, und Haleys Herz schlug schneller.
In eine Wolldecke gehüllt, saß sie auf der Schaukel unter dem Verandadach und beobachtete den Kumulonimbus - eine gewaltig aufgetürmte Haufenwolke, die sich über dem Obstgarten ihres alten Farmhauses bildete. Auch dieses Anwesen, fünf Meilen vom ACRO-Hauptquartier entfernt, war ein Anreiz gewesen, als die Agentur das große Grundstück gemietet hatte. Einen solchen Anreiz brauchte Haley nicht, der Job genügte ihr vollkommen.
Ein leises Miauen warnte sie nur ein paar Sekunden, bevor Geordie - der Kater, den sie vor einigen Wochen aus dem Tierheim geholt hatte - auf ihren Schoß sprang. Während sie die schnurrende Fellkugel streichelte, nippte sie an ihrem heißen Cidre, der schal schmeckte. So wie alles in letzter Zeit. Sogar ihr Lieblingseis, mit schwarzen Walnüssen, war langweilig geworden. In diesem Moment würde sie alles für einen Teller Jambalaya geben, das typische Reisgericht der Cajun-Küche. Oder für einen »KirschHüpfer«.
Zwischen zwei dunklen Wolken spielten die Blitze Fangen. Leise, bedrohliche Donnerschläge näherten sich aus
der Richtung des Horizonts, wurden immer lauter. Über Haleys Haut rann ein Schauer und erinnerte sie daran, wie sich Remys Körper anfühlte, wie die Atmosphäre zwischen ihnen knisterte und glühte. Wenn sie ihn liebkoste, glaubte sie, einen Elektrozaun zu berühren, mit Hochspannung geladen. Aber ohne die Schmerzen.
Dicke Regentropfen trommelten auf den Boden, die Apfelbäume beugten sich unter den eisigen Windstößen des spätherbstlichen Sturms, und Haley zog die Decke enger um ihre Schultern. Jetzt reichte es Geordie, und er verschwand durch die Katzenklappe im Haus.
Die Augen fest zusammengekniffen, spürte Haley die Brisen, die sie einhüllten wie Remys intime Umarmungen. Als sie sich konzentrierte, glaubte sie sogar seinen einzigartigen Duft zu riechen, eine Mischung aus Moschus und Mann und frischer Luft, die nur eine Meteorologin wie sie zu schätzen wusste.
Der Donner näherte sich. Spätestens jetzt würde jede vernünftige Person in ihren vier Wänden Schutz suchen. Aber Haley blieb auf der Verandaschaukel sitzen und öffnete die Augen. Schwankende Zweige schienen nach den tief hängenden Gewitterwolken zu greifen, welke Blätter flogen durch den Garten.
Aus der falschen Richtung.
Sie blinzelte verwirrt. Offensichtlich hatte der Sturm sich gedreht, sein Zentrum wirbelte im Uhrzeigersinn, was nur selten vorkam. Darunter hatte sich eine Regenfront gebildet. Und aus dem Niederschlag tauchte Remy auf.
Sofort spielte ihr Herz verrückt. Sie sprang auf und ließ die Decke fallen, vom intensiven Blick seiner leuchtend
blauen Augen gebannt. In ihren Ohren rauschte das Blut und übertönte den Donner, der jetzt ununterbrochen krachte.
Fünf Meter vor der Veranda blieb Remy stehen. Plötzlich verebbte das Unwetter und hinterließ nur das leise Flüstern eines sanften Regens.
In zahlreichen Rinnsalen rann das Wasser an Remys schwarzer Lederjacke herab. Seine Jeans waren durchnässt. Doch das schien er nicht zu bemerken. Und - oh, wie traumhaft er aussah. Er erschien ihr größer als in ihrer Erinnerung. Stärker. Selbstbewusster. Was einiges bedeutete, denn im Bayou hatte er nur eine gewisse Arroganz ausgestrahlt. Jetzt, nach der ersten Trainingsphase, war alles Zögern geschwunden, und offenbar beherrschte er inzwischen seine besondere Begabung. Nichts würde ihn jemals wieder schwächen.
Eine volle Minute lang starrten sie einander an, bevor Haley trocken schluckte. »Wie ich sehe, hast du einiges gelernt.«
Als er
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