Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
drückte er sie noch fester an sich. Aus einem Impuls heraus wollte sie ihn schlagen. Aber während sie ihre Hände ballte, merkte sie, wie sich sein ganzer Körper versteifte. Zischend strömte sein Atem zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Nein, das hatte nichts mit Sex zu tun.
»Der Geist versucht uns zu trennen. Halt dich an mir fest - verdammt! Devs Eltern - ermordet.«
Okay, offiziell hasste sie diese paranormale Scheiße. Toten Leuten sollte man nicht so viel Macht gönnen. »Sag dem Fiesling, dass alle über diesen Mord Bescheid wissen. Damit beeindruckt er mich nicht.«
»Er sagt - hier. In diesem Haus.« Es hörte sich an, als ränge Creed um Atem.
Was sollte sie bloß tun? Sie hatte keine Ahnung, hielt sich einfach an ihm fest, so wie er gesagt hatte. Und - o Gott - jetzt bekam sie wirklich Angst. Nicht vor dem Geist. Sie hatte Angst um Creed, und hoffte, Kate oder Kat, wie immer er seinen Geist nannte, würde ihm helfen.
»So - viel - Blut«, keuchte er.
»Im Haus?«
»Wo wir stehen.«
Durch ihren Körper rann ein eisiger Schauer, der nicht mit der Temperatur zusammenhing. Wo Devs Eltern ermordet worden waren, hatte sie nicht genau gewusst.
Aber nun stellte sie sich vor, sie wären an der Stelle unter ihren Füßen verblutet.
Armer Dev.
Ihren Vater kannte Annika nicht. Ihre Mutter hatte seinen Namen nie angegeben. Und im Grunde hatte sie auch ihre Mutter nie gekannt, doch wusste sie, dass ihre Mutter verblutet war, mit durchschnittener Kehle. Deshalb verstand sie, was Dev empfinden musste, wenn er an die Mörder seiner Eltern dachte.
Da war etwas, das ihre Gedanken unterbrach, ein schattenhaftes Phantom, das sich ringsum in der Luft wand. Immer näher rückte es heran, bis es eisige Tentakel um ihre Schultern schlang. Blitzschnell füllte sie ihren Körper mit Energie, erkannte zu spät, dass die Voltmassen auch in Creed strömen würden. Auf ihrer Haut zischten Stromstöße, knackten in ihren Knochen, dehnten ihre Muskeln, und die kalten Finger ließen sie los. Glücklicherweise entspannte sich Creed, unangefochten von der elektrischen Attacke, so wie vorhin, als sie ihn aus seinen Stiefeln zu reißen versucht hatte.
Bisher war niemand gegen ihre Kräfte immun gewesen. Doch sie fand keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn Creed legte den Kopf auf ihre Schulter, anscheinend erschöpft, und murmelte ein paar saftige Flüche.
»Hat dieses Ding Devs Eltern getötet?«
»Das hätte kein Geist geschafft«, entgegnete er mit gepresster Stimme, als wüsste er mehr, als er verriet, und wollte sie schützen. Sollte er auch nur ahnen, was sie schon gesehen und getan hatte, würde er sich wohl nie wieder um ihren Schutz sorgen. Verdammt, wahrscheinlich
würde er sie nie mehr anschauen. »Nicht auf diese Weise.«
»Itor«, stieß sie atemlos hervor. »Diese Bastarde. Warum erzählt der Geist dir das alles?«
»Weil er sich mit mir anfreunden möchte.«
»Wieso?«
»Er will was von mir.« Großer Gott, sein Atem bildete weiße Wolken in der Luft, obwohl Annika keine niedrigere Temperatur wahrnahm. Offenbar tat dieses Ding sein Bestes, um ihn am Sprechen zu hindern. »Die Geister lungern aus verschiedenen Gründen um uns herum. Entweder versuchen sie, irgendwas zu vollenden, was sie im wirklichen Leben nicht geschafft haben. Oder sie fühlen sich verwirrt. Meistens trifft das auf Kinder zu, auch auf Erwachsene, die eines plötzlichen, unerwarteten Todes gestorben sind und das nicht richtig mitgekriegt haben.«
»Zu welcher Kategorie gehört dieser Geist?«
Creed erschauerte, und sie rieb seinen Rücken. Seltsamerweise war ihr jetzt warm. Bildete sie sich das nur ein - oder war eine Seite seines Körpers tatsächlich kälter als die andere?
»Schlechtes Gewissen«, erklärte er, und ein gewaltiger Seufzer erschütterte das ganze Haus. »Weil er die strenge Strafe kennt, die er für seine Tat erleiden würde, will er nicht verschwinden.«
»Was genau hat er verbrochen?«
»Das sagt er mir nicht.«
Sie spürte, wie seine Hände über ihren Rücken strichen, ihre Taille. Als seine Finger in den Hosenbund ihrer Hüftjeans glitten, stockte ihr plötzlich der Atem, doch ihr
Verlangen durchströmte gleichzeitig ungehindert ihren ganzen Körper.
Das durfte einfach nicht sein. »Können wir jetzt einander loslassen?«
»Nein, das wäre zu gefährlich.« Immer tiefer wanderten seine Finger hinab.
»Zum Teufel …« Sie wollte sich befreien. Aber er hielt sie noch fester in seinen Armen, sein
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