Geliebte Diebin
ja bereits zu spät. Sein Herz schien bei diesem Gedanken zu zerbrechen. Etwas in ihm war erloschen - dieser Funke Menschlichkeit, der ihn von einem grausamen, wilden Dämonen unterschied, der nur die Blutlust kannte. Es gab nach wie vor die Möglichkeit, dass die Entführer kein Lösegeld haben wollten, sondern nur auf reine Rache aus waren.
Jesus Christus. Nein!
Er wirbelte das Pferd herum. Er würde seinen Jungen finden. Schon bald.
Dann würde er die Entführer vernichten.
Diejenigen, die Yale in ihrer Gewalt hatten, würden dafür bitter bezahlen.
Auch die Frau.
8
»Halt!«, schrie Apryll, als sie ihrem Bruder nahe genug gekommen war. »Payton! Halte an!« Sie hatte jetzt genügend Abstand zwischen sich selbst und Black Thorn gebracht, dass sie ein paar Minuten erübrigen konnte.
Payton wandte sich um, entdeckte sie und zog die Zügel an.
Er hielt den Jungen fest, der zusammengesunken über seinem Sattelknauf lag. »Wo zum Teufel bist du gewesen?«, fuhr Payton sie an und kam auf sie zugeritten. »Ich habe mich umgedreht und du warst verschwunden!« Wut lag in seinem Gesicht. »Was ist geschehen?«
»Du warst verschwunden.« Sie ließ ihre schwer atmende Stute anhalten und die beiden Pferde tänzelten umeinander herum, das Zaumzeug klirrte.
»Du wusstest doch, dass wir uns treffen wollten mit...«
Er beendete den Satz nicht und sie hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. »Ich wusste gar nichts. Der Plan ist geändert worden.«
»Ich dachte, du hättest dich vielleicht entschieden, bei dem Biest von Black Thorn zu bleiben.«
»Warum sollte ich das tun?«, schnaubte sie, winkte jedoch ab und schob die Bemerkung beiseite, als wäre es eine lästige Fliege. »Das tut jetzt nichts zur Sache. Wir haben keine Zeit, uns zu streiten.«
Ihre geplagte Stute atmete jetzt so schwer, dass Apryll schon glaubte, das Tier würde unter ihr zusammenbrechen. Sie selbst war müde zum Umfallen. Devlynns Sohn wirkte nicht viel besser. Der Junge lag in Paytons Armen so schlaff wie ein nasser Lappen.
»Der Plan ist geändert worden«, stellte sie noch einmal klar. »Wenn wir die heutige Nacht überleben wollen, dann müssen wir in die nächste Stadt reiten und den Jungen dem örtlichen Priester übergeben. Er wird dafür sorgen, dass das Kind sicher nach Black Thorn zurückgebracht wird. Damit können wir eventuell einen Krieg verhindern ...«
»Es hat seinen Grund, warum ich den Jungen mitgenommen habe.« Payton betrachtete sie missbilligend vom Rücken seines größeren, wesentlich stattlicheren Hengstes.
»Und wir werden dafür leiden müssen.«
»Das glaube ich nicht.«
»Devlynn von Black Thorn wird niemals Ruhe geben, bis nicht du und ich, Bruder, und ganz Serennog dafür bezahlt hat. Es wird eine Zerstörung geben, wie du sie dir nicht vorstellen kannst.«
»Nicht, solange er sich um die Sicherheit des Jungen sorgt.« Payton funkelte sie im Mondlicht giftig an, seine Zähne blitzten weiß, als er grausam lächelte. Der Junge stöhnte auf und Aprylls Herz weitete sich vor M itgefühl. »Jetzt haben wir Devlynn von Black Thorn, wo wir ihn haben wollen. Er wird nichts tun, was seinem Jungen schaden könnte, er wird uns alles geben, was wir wollen, und noch mehr.«
»Er wird nur Rache und Tod geben.«
»Nein, dafür habe ich gesorgt.«
»Du hast dich mir widersetzt.«
»Ich habe getan, was ich tun musste.«
»Du hast mir versprochen, es würde kein Blutvergießen geben.«
Payton zuckte unbeteiligt mit einer Schulter, während der Junge erneut aufstöhnte. »Dann habe ich eben gelogen.«
Irgendwo in einem Baum in der Nähe schrie eine Eule und der Wind rauschte unheimlich durch die kahlen Ä ste.
»Du hast mich betrogen.«
»Ich habe getan, was ich tun musste, Schwester, um Devlynn von Black Thorn in die Knie zu zwingen. Also, wir dürfen keine Zeit mehr verschwenden und ich werde mir dein Gejammer auch nicht länger anhören. Entweder reitest du mit mir, oder du stellst dich dem Feind, und zwar allein.« Er schlug seinem Hengst die Zügel in die Seiten, und das mächtige Pferd stieg wiehernd hoch. Das Kind, das noch immer benommen war, murmelte etwas.
Apryll biss die Zähne zusammen, trat ihrer Stute in die Seiten und folgte ihrem Bruder. Momentan hatte sie keine andere Wahl, aber als der Mond am Himmel höher stieg, wusste sie, dass sie das Unrecht irgendwie wieder gutmachen musste - dass sie einen Weg finden musste, um den Jungen wieder zu seinem Vater zu bringen und im Gegenzug dazu ihr
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