Geliebte Diebin
die kahlen Äste der Bäume.
»Das ist seine Armee.« Rudyard war sicher. »Sie reiten nach Norden. Es ist der kürzeste Weg nach Serennog, über die Berge.«
»Warum würden sie das Risiko eingehen, Fackeln anzuzünden?«, dachte Devlynn laut nach, und die Gedanken in seinem Kopf wirbelten. »Es ist ein Lockmittel - eine Falle.«
»Es sei denn, die Verräter haben geglaubt, sie hätten einen genügend großen Vorsprung und wir würden erst am Morgen losreiten wegen des Feuers. Sie sind möglicherweise überzeugt, in Sicherheit zu sein und nicht gesehen werden zu können. Eventuell brauchen sie die Fackeln, um ihren Weg zu erhellen«, schlug einer der Soldaten vor.
»Aye«, stimmte ihm Rudyard zu. »Die Klippen auf dem Berg sind sehr gefährlich, und sie können den Weg, auf dem sie reiten, nicht deutlich sehen. Sie wagen es nicht, eine Rast einzulegen. Vielleicht gehen sie lieber das Risiko ein, dass man sie sieht, als zu riskieren, dass sie gefangen werden.«
»Oder den Berg hinunterzufallen«, fügte einer der anderen Soldaten hinzu.
Devlynn war davon nicht überzeugt. Er betrachtete eingehend die herumlaufenden Hunde. Auf den Leithund hatte er sich stets verlassen können, obwohl normalerweise auch die Hündin eine gute Fährtenleserin war. Sie jaulte, immer wieder lief sie in die Wegbiegung nach Westen, dann kam sie zurück, jaulte und bellte laut. Aye, sie hatte den Geruch von etwas aufgenommen. Yale? Oder war sie so verwirrt wie diese Männer - seine besten Soldaten? Er beugte sich hinunter und berührte den Boden mit den Fingern, als könne er durch die Berührung erraten, welcher Richtung er folgen sollte.
»Wir werden uns aufteilen«, wiederholte er, während er die Hündin beobachtete, die noch einmal jaulte, sich um sich selbst drehte und dann erneut nach Westen lief. Er richtete sich auf und klopfte sich die Hände ab. »Ich reite nach Westen. Sechs Männer werden mit mir reiten. Ihr, Rudyard, und sechs andere folgen den Fackeln nach Norden.« Er deutete auf Sir Benson. »Ihr nehmt den Rest der Männer und reitet nach Osten. Wir werden die ganze Nacht und den morgigen Tag reiten.« Seine Augen verengten sich gegen den kalten Wind.
»Wenn wir bis dahin Yale noch nicht gefunden haben, werden wir uns vor den Toren von Serennog treffen. Jede Gruppe wird einen Boten zurück zu Collin in Black Thorn schicken, mit einem Bericht und der Bitte um mehr Truppen, Vorräte, dem Rammbock und Katapulten, die nach Serennog geschickt werden sollen.«
»Wären wir nicht stärker, wenn wir zusammen bleiben würden?«, fragte Rudyard.
»Stärker, aye, und langsamer. Und jetzt los mit euch und findet meinen Jungen!« Devlynn schwang sich auf sein Pferd. Seine Finger schlössen sich um die Zügel. Es gab keine Mauer, die hoch genug war, dass er sie nicht erklimmen würde, um seinen Sohn zu retten. Es gab kein Tor, das stark genug war, um ihn davon abzuhalten, Yale zu retten.
Es kümmerte ihn nicht, wer sich ihm in den Weg stellte. Er trieb sein Pferd an und ritt nach Westen. Er hätte Lady Apryll doch mitnehmen sollen, überlegte er jetzt. Er wäre vielleicht in der Lage gewesen, in ihrem Gesichtsausdruck zu lesen, welchen Weg ihre Bande von Dieben und Halsabschneidern eingeschlagen hatte.
Er schlang die Zügel fest um seine behandschuhte rechte Hand und trat seinem Pferd heftig in die Seiten. Eisiger Winterwind heulte durch die Canyons. Das Pferd stieg hoch, doch er beugte sich ungeduldig vor und brachte es zu einem halsbrecherischen Galopp, während er sich insgeheim wegen seiner Faszination für diese Frau verfluchte. Oh, sie war wunderschön gewesen und kokett und so süß verführerisch mit ihren Juwelen und dem weißen Kleid. Er war von ihrer Schönheit benommen gewesen, von ihrem Charme, ihrem wachen Verstand.
Hatte er nicht von seiner Frau genügend über Frauen gelernt? Auch sie war eine Schönheit gewesen, eine Verführerin, und hatte ihm kaum einen Moment Ruhe gelassen. Das Pferd flog den Weg entlang und Devlynn zwang sich, seine Gedanken von Apryll abzulenken. Es war pures Glück gewesen, dass er sie in ihrem Versteck im Zimmer des Priesters gefunden hatte.
Sein Pferd erklomm tapfer den letzten Abhang zum Hügel - und vor ihm erstreckte sich ein leerer Pfad. Er zog die Zügel an, ließ sein Pferd eine Minute lang verschnaufen und wartete auf die Soldaten, die hinter ihm zurückgeblieben waren.
Konnten sie sich nicht ein bisschen beeilen? Es ging hier immerhin um Yales Schicksal.
Womöglich war es
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