Geliebte Diebin
seine einzige Waffe. Er wusste, dass eine Verschwörung im Gange war. Er befürchtete, dass Lady Apryll sich in Gefahr befand. Ihm war klar, dass diejenigen, die sich gegen sie verbündet hatten, gewiss so taten, als seien sie ihre ergebensten Diener.
Vermutlich dieselben, die ihn anlogen, dass sie der Messe beigewohnt hatten. Eines Tages würde der Vater im Himmel ihre Sünden sühnen.
Hadrian war am schlimmsten. Er trug die Kleidung eines Priesters und tat so, als sei er der Botschafter Gottes. Doch er war das Böse in Menschengestalt, er genoss die Freuden des Fleisches und log, was das Zeug hielt. Es war eine Schande.
»Wir müssen das Schloss verlassen«, erklärte er dem Jungen, während er den Geräuschen der Nacht lauschte. Irgendwo in der Nähe würfelten die Wachleute. Sie lachten betrunken, während der Wind in den Flügeln der Windmühle rauschte.
Henry war ein Waisenjunge, seine Eltern waren an der Krankheit gestorben, die vor drei Jahren das Schloss heimgesucht hatte. Seit Apryll das Schloss verlassen hatte, hatte der
Junge niemand anderen mehr als Benjamin, der sich um ihn kümmerte. »Wir werden einige Lebensmittel brauchen, Henry, und ein Pferd oder einen Maulesel. Ich werde das Tier besorgen und du musst einen Weg finden, der Köchin einen oder zwei Äpfel zu entlocken und vielleicht auch etwas getrockneten Aal.« Ein Krug Wein würde zusätzlich helfen, aber er fand es besser, wenn er nicht zu viel verlangte. Er wollte nicht mehr Misstrauen erregen als notwendig. In letzter Zeit traute im Schloss sowieso keiner mehr dem anderen.
»Ich werde es versuchen.«
Benjamin packte den Jungen am Ärmel. »Enttäusche mich nicht, Henry Ich fürchte, die Lady ist in ernster Gefahr, und es liegt an uns, sie zu retten.«
»Wirklich? Ein Abenteuer?«, fragte Henry plötzlich ganz aufgeregt.
»Aye. Und jetzt fort mit dir. Komm in der Morgendämmerung zurück und sobald die Tore geöffnet werden, werden wir verschwinden. Ich werde Hadrian erklären, dass ich diejenigen im Dorf besuchen muss, die zu schwach und zu alt sind, um zur Messe zu kommen.«
»Ihr würdet lügen?« Der Junge klang beeindruckt, was Benjamin störte. Nicht die Tatsache, dass er lügen musste, sondern dass der Junge das als Heldentat wertete.
»Alles im Namen Gottes«, erklärte Benjamin und runzelte gepeinigt die Stirn, denn er war nicht sicher, dass er Gottes Wille erfüllte ... Und dennoch hatte er das Gefühl, keine andere Wahl zu haben. Das Schicksal von Serennog schien in seinen alten, müden Händen zu liegen.
Payton stöhnte auf. Er hatte das Gefühl, als habe man in seinen Kopf einen Bienenstock gepflanzt, ihn mit einem Stock verprügelt und als Brei zurückgelassen. Er rollte sich herum, blinzelte und sah einen Kreis Männer, die um ihn herumstanden. In ihrer Mitte war Geneva, und ihr sonst so ruhiges Gesicht blickte besorgt. »Jesus Christus«, fluchte er, rieb sich mit den Händen die Augen und wünschte, es gäbe etwas, das das schmerzliche Dröhnen in seinem Kopf beenden könnte.
»Hier, trink das.« Ihre Stimme war Balsam für seine Seele, ihre Hände waren kühl, als sie ihn berührten und ihm einen Krug hinhielten. Er nippte daran. Wasser!
»Wein«, murmelte er und setzte sich auf. »Ich brauche Wein.« Er musterte die Männer, die sich um ihn geschart hatten - Männer, deren Treue er gekauft hatte und andere, Verräter an dem Lord von Black Thorn, die ihre Gründe hatten, sich mit ihm zusammenzutun.
Sie durften ihn hier nicht so sehen, so wie er elend im Dreck lag. Er richtete sich auf und stand dann so schnell auf, dass er fast wieder umgekippt wäre. »Wo sind sie?«, fragte er, und ein dumpfes Gefühl beschlich ihn, als er sich in dem zerfallenen Raum umsah.
»Eure Geiseln?«, fragte Rudyard, der unangenehm dünne, verräterische Kapitän der Wache von Black Thorn.
»Aye.« Er tapste durch das gesamte zerfallene, zugige Gebäude und suchte in allen Ecken, in denen ein Junge sich verbergen konnte.
»Erspart Euch die Mühe. Sie sind weg«, erklärte Rudyard. »Der Lord von Black Thorn hat sich seinen Sohn zurückgeholt und Eure Schwester.«
»Nein!« Und dann kehrte mit aller Macht die Wirklichkeit zurück. Bei den Göttern, nein! Ihm war es gleichgültig, was die Männer von ihm denken mochten, als er zu seinem Versteck eilte. Die Furcht umklammerte sein Herz, als er den Stein wegschob. Das Loch darunter war leer, die ledernen Beutel waren verschwunden. »Verdammt!«
»Das ist richtig«, stimmte
Weitere Kostenlose Bücher