Geliebte Diebin
seine Gefühle für den Mann, der ihn gezeugt hatte, für den Krieger, der seine Mutter vergewaltigt hatte, sie geschwängert hatte und ihn nie als seinen Sohn anerkannt hatte, hatten in den folgenden Jahren zunehmend an ihm genagt. Dass der Mann längst tot war, tat nichts zur Sache.
Und Apryll war zu beschäftigt gewesen, um seinem Wunsch nach Rache Einhalt zu gebieten.
Sie wickelte eine Decke um sich und öffnete das Tuch, um sich damit das Gesicht abzuwaschen - und da entdeckte sie es: etwas Scharfes und Hartes, ein einfaches Messer mit einem Griff aus Knochen und einer langen, tödlichen Klinge. Eine Waffe. Ein Mittel zur Flucht. Von der Frau des riesigen Bauern.
Als Apryll die Waffe in ihren Fingern drehte, dachte sie wieder an die Worte der Frau. Keine Frau sollte gefesselt sein. Keine Frau.
In dieser Sekunde hörte sie Schritte und jemand kletterte die Leiter zum Heuboden hinauf. Schnell steckte sie das Messer in das lockere Heu neben ihrer Decke und begann sich das Gesicht abzuwaschen, so gut es eben ging mit gefesselten Händen. Oh, Himmel, sie durfte ihn das Messer nicht sehen lassen.
Das Herz hämmerte in ihrer Brust, sie fühlte Devlynns Blicke auf sich. Dennoch wusch sie sich gleichmäßig weiter das Gesicht, als würde sie ihn in dem schwachen Licht gar nicht sehen, als würde sie seinen Atem nicht hören und auch den ihr so bekannten Geruch nicht wahrnehmen, der von seinem Körper ausging.
Aber sie konnte all das fühlen. Es war so, als wären ihre Sinne auf jede seiner Bewegungen ausgerichtet.
Aus seiner Ecke stieß Yale einen leisen, verschlafenen Seufzer aus. Devlynn zögerte kurz, dann sprang er auf den Heuboden, bückte sich unter dem niedrigen Dach und kam auf sie zu. Sie tat, als würde sie es nicht bemerken, sie schaute nicht einmal auf, als er neben ihr stand. Erst als sie bemerkte, dass sein Zeh an das versteckte Messer stoßen könnte, an ihre einzige Möglichkeit zu Flucht und Rettung, biss sie sich auf die Unterlippe.
»Nun, Lady Apryll«, sagte er und hockte sich so nahe neben sie, dass sein Kopf nur wenige Zentimeter von ihr entfernt war. »Wie werden wir es heute Nacht mit dem Schlafen halten?« Sein Atem hauchte über ihre Wange. »Ich wage es nicht, Euch allein schlafen zu lassen, denn sonst werdet Ihr am Morgen wieder verschwunden sein. Und wenn ich mit Euch in meinen Armen schlafe, kann ich nicht sagen, was geschehen könnte.«
Seine Fingerspitzen strichen eine Strähne ihres Haares von ihrer Wange. Der Heuboden schien kleiner geworden zu sein, die Tiere unter ihr waren plötzlich sehr weit weg.
»Ihr führt mich in Versuchung, Apryll. So wie Eva Adam in Versuchung geführt hat.«
»Ich biete Euch keinen Apfel an.«
»Nicht? Vielleicht werde ich dann gezwungen sein, einen von Euch zu stehlen.«
Sie schluckte und wusste nur zu gut, dass er nicht von der Frucht sprach, sondern von ihrer Jungfräulichkeit.
»Ihr seid nicht in der Lage, mich abzuweisen«, murmelte er und seine Hand legte sich besitzergreifend auf ihre Schulter.
»Ich habe keinen Apfel«, flüsterte sie.
Seine Finger glitten zu ihrer Brust, zu der Wölbung unter dem groben Stoff ihrer Tunika. Zu ihrem Entsetzen richtete sich die verräterische Knospe voller Erwartung auf. Langsam umfuhr er die harte Spitze über der Tunika. »Oh, aber Ihr habt mir süße Sünde zu schenken«, raunte er. »Süße, süße Sünde. Die Art von Sünde, in der ein Mann sich verlieren könnte, die Art, für die ein Mann liebend gern seine Seele hingeben würde.«
Heiß rann das Blut durch ihren Körper und tief in ihrem Inneren erwachte etwas, eine Sehnsucht, die sich zu verleugnen suchte. Er tastete mit der einen Hand unter ihre Tunika und seine Finger wanderten warm über ihre Rippen. Sie unterdrückte ein Aufstöhnen, widerstand dem Drang, in seine Arme zu sinken, doch ihre Brust reagierte. Als er ihre rosige Spitze rieb, erwachte endgültig die Lust in ihr. Seine Finger berührten die empfindsame Haut, dann zogen sie sich zurück. Sie konnte kaum atmen. Er kniff sie sanft, neckend und spielerisch, doch dann mit einem kleinen Kniff, der in ihr das Verlangen nach mehr weckte. Sie stellte sich vor, wie es sein würde, ihn über sich zu fühlen. In Gedanken sah sie seinen nackten Körper, hart und muskulös, glänzend von Schweiß. Sie sah, wie er ihre Schenkel auseinander schob, in sie eindrang und das beanspruchte, was er Sünde nannte.
»Ich sollte Euch den Hals umdrehen für all das, was Ihr getan habt«, flüsterte er
Weitere Kostenlose Bücher