Geliebte Fälscherin (German Edition)
jeder Hinsicht genauso köstlich zu werden.
Claire atmete ein und wieder aus und dehnte ihre Schultern. Mrs Acklen hatte ihr versichert, sie solle sich keine Sorgen wegen der Kosten machen, und das hatte sie auch nicht getan. Sie hatte Mrs Acklen während des ganzen Abends beobachtet. Sie schien zufrieden zu sein. Claire hatte sie und Lucius Polk vor einer Weile miteinander tanzen sehen, aber zu ihrer Überraschung nur ein einziges Mal. Und jetzt, da sie darüber nachdachte, stellte sie fest, dass Mr Polk in den letzten Wochen nicht zum Essen auf Belmont eingeladen gewesen war.
Eine weitere Schar Gäste traf ein, und Claire trat zur Seite. Sie stand in der Dunkelheit, wo sie vor dem Schein der Kutschenlampen geschützt war, und wollte noch nicht wieder hineingehen.
„Ich war auch schockiert, als ich diese Nachricht hörte.“ Eine Frauenstimme drang vom Rasen unter ihr herauf. „Und jetzt hat er nichts mehr, habe ich gehört. Das ist sicher auch der Grund, warum sie so eilig mit ihm Schluss gemacht hat. Das war aber auch richtig von ihr, wenn man bedenkt, wie reich sie ist. Seine gesellschaftliche Stellung ist jetzt weit unter ihr.“
„Aber haben Sie das von seinem Vater gehört?“, antwortete ein Mann, dessen Tonfall ein gedämpftes Flüstern war. „Er war ein Verräter der Konföderation. Er hat sich zwar vielleicht geweigert, den Eid zu unterschreiben, aber er war ein Sympathisant .“ Der Mann sagte das Wort, als wäre es etwas Unanständiges. „Er hat als Arzt die Neger der Acklens behandelt, hier auf Belmont , habe ich gehört. Ich wette, dass Mrs Acklen davon nichts wusste. Und sie beherbergt immer noch den Sohn dieses Mannes unter ihrem Dach. Er erntet die Früchte der Sünden seines Vaters, wenn Sie mich fragen …“
Die Stimmen wurden leiser. Die Luft, die sie angehalten hatte, wich aus Claires Lunge. Sie versuchte, das Paar unter sich zu sehen, aber die Dunkelheit verbarg sie. Sutton. Sie hatten eindeutig über ihn gesprochen. Aber das, was sie gesagt hatten, ergab keinen Sinn. Es sei denn, er war über die Entscheidung des Untersuchungsausschusses informiert worden und hatte ihr noch nichts davon gesagt.
Aber er hatte ihr versprochen, dass er ihr Bescheid gäbe, sobald er etwas hörte.
Als ihr bewusst wurde, wie lang sie schon hier draußen stand, ging sie wieder hinein und sah Cordina und die Dienstboten, die gerade Platten mit Essen aus der Küche in das Esszimmer herauftrugen. Der würzige Duft von gebratenem Rindfleisch und Truthahn stieg ihr in die Nase. Sie warf einen Blick auf eine Uhr. Fast Mitternacht. Cordina war nie zu spät.
„Miss Laurent?“
„Mr Stanton!“ Ihr zweiter Tanzpartner an diesem Abend, Andrew Stanton, war ein leichtfüßiger Tänzer. Claire schätzte ihn auf mindestens fünfundvierzig. Sie lächelte, da sie seine Gesellschaft genossen hatte und sich erinnerte, wie sie sein Gebet in der Kirche gehört und dann für sich selbst übernommen hatte. „Ich hoffe, Sie genießen den Abend, Sir.“
„Ja, das tue ich. Das verdanke ich zum großen Teil Ihrem Talent, wie mir Mrs Acklen erzählt hat.“
„Ganz und gar nicht.“ Sie schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich habe nur gelernt, dass das Erfolgsgeheimnis darin besteht, die richtigen Personen um den richtigen Rat zu fragen.“
Er lachte. „Ich brauchte fast achtundvierzig Jahre, um das zu lernen, Miss Laurent. Das heißt, dass Sie mir weit voraus sind.“
Achtundvierzig. Sie hatte mit ihrer Schätzung also gar nicht so falsch gelegen.
Er nickte ihr zu. „Ich wollte mir gerade etwas zu trinken holen und wollte Sie fragen …“
„Oh! Natürlich, Mr Stanton.“ Sie hätte ihm längst etwas zu trinken anbieten sollen. Er gehörte nicht nur zu Adelicias Ehrengästen, sondern war auch einer der reichsten Männer in Nashville. „Ich hole Ihnen gern etwas. Möchten Sie lieber etwas Kaltes oder lieber einen warmen Punsch?“
Sein Lächeln kam langsam und scheu. „Eigentlich, Miss Laurent, würde ich mich geehrt fühlen, wenn Sie mir erlauben, Ihnen etwas zu trinken zu holen. Vielleicht könnten wir dann einen stillen Ort finden, um uns weiter zu unterhalten. Natürlich nur, wenn Ihre Tanzkarte und Ihre Verpflichtungen das erlauben.“
Sie begriff langsam, was er mit dieser Bitte meinte, und wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte eigentlich nicht annehmen, aber sie konnte auch nicht geradeheraus absagen. „Danke.“
„Heiß oder kalt?“, fragte er.
„Kalt bitte.“
Claire schaute ihm nach und
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