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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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war oder hinter ihr. Die Leute, die vor ihr saßen, schauten nicht in ihre Richtung, und die Leute hinter ihr auch nicht, bis sie anfing, sie anzuschauen. Sie drehte sich schnell wieder herum und schaute dann unauffällig nach beiden Seiten, um zu sehen, wer mit ihr gesprochen hatte.
    Aber sie sah niemanden.
    Die Orgelmusik verstummte, und Pastor Bunting begann zu beten. Schließlich entschied sie, dass sie sich die Stimme nur eingebildet haben musste, und beugte den Kopf. Vor ihrem geistigen Auge erwachte das Bild von einem Gefäß auf einer Töpferscheibe deutlich zum Leben.
    Sie konnte sehen, wie sich die Scheibe drehte und die Hände des Künstlers – stark und gebräunt – das Tongefäß so formten, wie es ihm gefiel.
    Würdest du malen, wenn du wüsstest, dass du nur für mich malst?
    Claire hielt den Atem an, als sie das deutliche Flüstern dieses Mal mit unverwechselbarer Klarheit hörte. Nur nicht mit den Ohren, sondern mit dem Herzen. Sie hielt sich an der Kirchenbank vor sich fest. Trotzdem hatte sie keine Angst. Ganz im Gegenteil. Einen solchen Frieden und eine solche Liebe hatte sie noch nie gespürt.
    Sie schlug die Augen nicht auf. Das musste sie nicht. Sie legte nur eine Hand auf ihren Mund, um den Namen, der ihr auf den Lippen lag, nicht laut auszusprechen.
    Jesus

    * * *

    Später an diesem Abend lag sie in der Dunkelheit wach in ihrem Bett und wünschte, Sutton wäre hier. Sie wünschte, sie könnte mit ihm sprechen und ihm erzählen, was an diesem Morgen passiert war, solange die Details noch ganz frisch waren.
    Aber sie konnte es ihm erzählen …
    Sie schlüpfte aus ihrem warmen Bett, zündete die Öllampe auf dem Seitentisch an und eilte zu ihrem Schreibtisch, um Papier und Feder zu holen. Dabei war sie dankbar für die weichen Teppiche, die auf dem Holzboden lagen. Als sie wieder unter ihrer warmen Bettdecke lag, zog sie die Ärmel ihres Nachthemds nach unten.
    Und sie schrieb.
    Sie schrieb bis weit nach Mitternacht. Die Worte strömten wie der Regen, der draußen auf das Fenstersims prasselte, aus ihr heraus. Als sie die Frage heute Morgen das erste Mal gehört hatte, hatte sie sie nicht richtig verstanden, da sie nicht gewusst hatte, was – oder wer – zu ihr gesprochen hatte. Es war Gottes unhörbare Stimme gewesen. Aber als sie die Frage zum zweiten Mal gehört hatte, hatte sie gewusst, was er mit dieser Frage meinte. Auch wenn ein kleiner Teil von ihr wünschte, sie wüsste es nicht.
    Denn sie war sich noch nicht ganz sicher, wie ihre Antwort ausfiel.
    Als sie Sutton alles geschrieben hatte, hatte sie sieben Seiten gefüllt. Sie legte sie beiseite und begann, auf einem neuen Blatt zu schreiben. Dieses Mal schrieb sie an Gott , der zu ihr gesprochen hatte. Sie schrieb, bis sie einen Krampf in der Hand hatte und ihre Nacken- und Schultermuskeln brannten. Sie schrieb Gedanken auf, die sie noch nie einer Menschenseele gesagt hatte und derer sie sich schämen würde, wenn jemand anders sie lesen würde. Sie stellte Gott Fragen nach ihrer Maman . Nach ihrem Vater. Und warum Gott, wenn er ihr diese Gabe zu malen, geschenkt hatte, jetzt nichts daraus machte?
    Als sie um halb vier die Petroleumlampe löschte, drückte sie ihre Wange erschöpft auf das kühle Kopfkissen. Sie klammerte sich an die Erinnerung seiner Stimme und betete, dass sie nie vergessen würde, was sie heute Morgen gefühlt hatte. Eine so perfekte, grenzenlose Liebe, die über alles hinausging, was sie je gekannt hatte. Trotzdem fragte sie sich immer noch, was er mit seiner Frage gemeint hatte: Würdest du malen, wenn du wüsstest, dass du nur für mich malst?
    Bedeutete das, dass ihr Bild für die Auktion – das Bild, an dem sie arbeitete und das sie einreichen wollte – nicht positiv aufgenommen werden würde? Oder dass es vielleicht überhaupt nicht angenommen werden würde? Bedeutete es, dass ihre Arbeit nie die Anerkennung finden würde, die sie sich wünschte? Oder bedeutete es etwas völlig anderes? Sie wusste es nicht.
    Sie wusste nur, dass sie diese Liebe in ihrem Leben haben wollte. Und dass ihre Antwort auf Jesu Frage, egal, was es sie kostete, Ja lautete.

47
    A m Montagmorgen begleitete der Rhythmus der Stahlräder über die kilometerlangen eisernen Gleise das gleichmäßige Ticken von Suttons innerer Uhr. Er wünschte, der Zug würde schneller fahren. Er hatte die Angola -Plantage, keine Stunde nachdem er Bartholomew Holbrooks Telegramm am Samstagmorgen erhalten hatte, verlassen. Endlich kamen sie in ihrem

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