Geliebte Fälscherin (German Edition)
sonst noch etwas für Sie tun, Mrs Monroe?“
„Nein, danke.“
Claire machte einen Knicks. „Dann wünsche ich Ihnen noch einen guten Tag.“ Sie nahm das Frühstückstablett, das sie ihr an diesem Morgen gebracht hatte, und lächelte, als sie die Tür schloss.
„Was machen Sie, wenn Sie am Morgen das Haus verlassen, Miss Laurent?“
Claire streckte die Hand aus, um zu verhindern, dass die Tür zufiel. Vor Überraschung, mehr als drei Worte am Stück von dieser Frau zu hören, hätte sie beinahe das Tablett fallen lassen. „Ich male, Madam. Landschaften. In Öl.“ Sie rückte eine leere Porzellantasse auf dem Tablett zurecht. „Manchmal gehe ich zu den Gärten vor dem Haus hinaus. Manchmal auf die Wiese. Und manchmal, wie heute Morgen, gehe ich auf den Höhenzug hinauf.“ Sie nickte in Richtung des Gewächshauses auf der anderen Seite des Grundstücks. „Von dort oben hat man eine schöne Aussicht.“ Sie beschloss, nicht hinzuzufügen, dass man von dort oben das frühere Monroe-Land sehen konnte.
„Haben Sie Talent?“
Claire lächelte und wusste, dass die Unverblümtheit der Frau sie nicht überraschen sollte. „Das kommt darauf an, wen Sie fragen, Madam. Einige Menschen finden das, was ich male, schön, und es scheint ihnen zu gefallen.“
„Da uns keine Zeit bleibt, muss es genügen …“ Ihr Lächeln verblasste, als sie im Geiste wieder die Kritik ihres Vaters hörte. Könnte sie sein Urteil jemals vergessen? „Aber mir ist klar, dass es auch Menschen gibt, die eine andere Meinung vertreten. Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben, wenn ich ein Bild male.“ Und ich male, als malte ich nur für Gott, hätte sie am liebsten hinzugefügt, unterließ es aber.
Mrs Monroe sagte nichts.
Claire dachte an Mrs Broderick, die alte Frau in der Transportgesellschaft, und an ihre Zerbrechlichkeit und Vergesslichkeit. Aber Mrs Monroe war noch längst nicht so alt. Da sie annahm, dass ihr Gespräch vorbei sei, wandte sie sich zum Gehen.
„Ich habe früher gezeichnet“, sagte Mrs Monroe leise und starrte immer noch aus dem Fenster. „Ich war sogar ziemlich gut. Das sagte mein Mann mir. Sehr oft. Ich habe meine ganzen Zeichnungen bei dem Brand verloren.“
Claire war auf eine solche Ehrlichkeit nicht vorbereitet und wusste zuerst nicht, wie sie reagieren sollte. Aber sie wusste, wie weh es getan hatte, ihr Versailles zu verlieren. „Vielleicht, Mrs Monroe, wenn Ihr Zeitplan es erlaubt, hätten Sie Lust, mich irgendwann zu begleiten.“
Eugenia Monroe warf ihr einen zweifelnden Blick zu.
„Ich würde mich über Ihre Gesellschaft freuen, Madam. Und über die Eindrücke einer Künstlerkollegin.“
Mrs Monroe zuckte mit keiner Wimper, als sie sich wieder zum Fenster herumdrehte. „Guten Tag, Miss Laurent. Danke für das Essen.“
* * *
Claire kam sich vor, als sei sie in eine Märchenwelt eingetaucht.
Sie schaute über die weiße Damasttischdecke Sutton an. Er sah in seinem schwarzen Frack und mit seiner weißen Krawatte so attraktiv aus. Und sie saßen in diesem eleganten Restaurant und genossen ein vorzügliches Essen. Von ihrem Tisch hatten sie einen Blick auf den Cumberland River. Als die Sonne tiefer sank, hinterließ sie eine goldene Lichtspur über der Wasseroberfläche.
Sie beugte sich vor und senkte die Stimme. „Ich fürchte, das ist viel zu teuer.“
Er ahmte sie nach. „Und ich fürchte, das geht dich nichts an“, flüsterte er zurück.
Sie lächelte, aber gleichzeitig bildete sich ein nervöser Knoten in ihrer Magengrube. Es war derselbe Knoten, den sie jedes Mal spürte, wenn sie daran dachte, wie er reagieren würde, wenn sie ihm die Wahrheit über die Kunstgalerie ihrer Eltern erzählte und gestand, dass sie die Gemälde gefälscht hatte. Sie würde auch Mrs Acklen alles gestehen müssen und hoffte, Sutton würde sie bei diesem Gang begleiten, falls er dazu bereit war.
Als der Oberkellner die Dessertkarte brachte, lehnte sie fast ab, doch dann sah sie die Spezialität des Hauses. „Einen Beignet, bitte.“
„Für mich auch“, sagte Sutton.
Sie wartete, bis der Mann wieder gegangen war. „Das war ein so wunderbarer Abend, Sutton. Und eine herrliche Überraschung. Danke.“
Er zwinkerte und nippte an seinem Wasser. „Nur noch zwei Tage bis zur Auktion.“
Sie verzog das Gesicht, bevor sie aufgeregt lächelte. Sie war enttäuscht, dass Mrs Acklen noch nicht von der Angola -Plantage zurückgekehrt war und deshalb nicht für ihr Gemälde bieten würde. Ein dummer
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