Geliebte Fälscherin (German Edition)
Sache zu erledigen, wenn es Ihnen nichts ausmacht, Armstead. Es ist nicht weit von hier, gleich in dieser Straße.“
„Wohin Sie wollen, Madam. Sie brauchen es nur zu sagen.“
Als die Kutsche die Ecke erreichte, klopfte Claire an die Seite der Tür, wie Armstead sie angewiesen hatte. Er hielt die Kutsche an und bot ihr seine Hilfe an. Dabei warf er einen Blick auf den Zigarrenladen hinter ihr. „Hierhin wollten Sie, Miss Laurent?“
„Nein.“ Claire lächelte und warf einen Blick auf die Straße, wobei sie hoffte, sie würde keine bekannten Gesichter sehen. „Aber ab hier würde ich lieber zu Fuß gehen. Ich brauche nicht lange.“
„Wie Sie möchten, Madam.“ Er tippte an seinen Hut. „Ich warte hier auf Sie, Madam.“
Sie dankte ihm und ging auf den Laden der Brodericks zu und verlangsamte ihre Schritte, als sie näher kam. Sie atmete tief ein und schaute um die Ecke und in den Laden hinein. Mrs Broderick saß genauso wie bei Claires erstem Besuch am Schreibtisch.
Obwohl Claire das starke Gefühl hatte, sich auffällig zu benehmen, wartete sie. Als sie keine Spur von Samuel Broderick dem Zweiten sah, öffnete sie mit pochendem Herzen die Tür und trat ein. Es kam ihr vor, als wären Wochen vergangen, seit sie hier gewesen war, und nicht nur wenige Tage.
Mrs Broderick blickte auf. „Guten Tag, meine Liebe. Was kann ich für Sie tun?“
Claire schaute der Frau fragend in die Augen und war gespannt, ob sie sie wiedererkennen würde. „Guten Tag. Wie geht es Ihnen, Madam?“
Mrs Brodericks Miene wurde beunruhigt. „Mir ginge es viel besser, wenn wir nicht so viel Arbeit hätten.“
„Ja.“ Claire schaute sich in dem leeren Laden um. „Das kann ich mir denken. Ist außer Ihnen noch jemand da?“
„Nein, meine Liebe, sonst ist niemand da. Leider bin ich die Einzige …“ Eine besorgte Miene zog über ihr Gesicht. „Oh, meine Güte, das sollte ich ja niemandem sagen. Oh, meine Güte.“
„Das macht nichts.“ Claire tätschelte ihr die Hand. „Ich werde es niemandem verraten. Das verspreche ich Ihnen.“ Sie warf einen Blick zur Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte. Mrs Broderick erinnerte sich eindeutig nicht an sie und würde sich auch nach diesem Besuch bestimmt nicht an sie erinnern. „Ich wollte fragen, Madam, ob in den letzten Tagen bei Ihnen eine Handtasche liegen gelassen wurde. Oder vielleicht ein Medaillon?“
„Ein Medaillon …“ Mrs Broderick begann, die Schreibtischplatte abzusuchen. „Ich hatte früher ein Medaillon. Aber es hat mir jemand weggenommen.“ Tränen traten in ihre Augen.
Claire warf wieder einen Blick aus dem Fenster, bevor sie um den Schreibtisch herumging. Angesichts dessen, was sie vorhatte, verspürte sie jedoch nur leichte Schuldgefühle. Immerhin handelte es sich um ihre Handtasche. „Mrs Broderick, möchten Sie eine Weile nach oben gehen? Vielleicht fühlen Sie sich dann wieder besser.“
Die ältere Frau nickte. „Mir gefällt es oben viel besser. Dort ist nicht so viel los. Und die Leute nehmen einem nichts weg.“
Mrs Broderick wankte, als sie aufstand, und Claire legte einen Arm um die schwachen Schultern der Frau, um sie abzustützen. Ohne große Mühe kamen sie die Treppe hinauf. Sobald die Frau in ihrem Schaukelstuhl saß, holte Claire ihr ein Glas Wasser. Mrs Broderick nippte daran, lehnte sich dann zurück und schloss die Augen.
Claire schaute sich diskret in Mrs Brodericks Zimmer um, dann ließ sie die Tür angelehnt und schlich auf Zehenspitzen durch den Gang und lauschte dabei auf das leiseste Geräusch. Sie schaute in das Zimmer, in dem sie ihre Handtasche liegen gelassen hatte. Widerstrebend spähte sie auch in Samuel Brodericks Zimmer, konnte es aber nicht erwarten, schnell wieder von dort zu verschwinden, sobald sie eingetreten war. Schließlich schaute sie noch in die anderen Zimmer, aber ihre Suche blieb erfolglos.
Sie wollte sich schon zum Gehen wenden, als ihr eine Tür am anderen Ende des Flurs auffiel. Vielleicht ein Wäscheschrank – ein Platz, wo ein Mann vielleicht eine Frauenhandtasche verstaute. Sie legte die Entfernung auf Zehenspitzen zurück und verzog das Gesicht, als die Tür knarrend aufging. Es war kein Wäscheschrank. Es war ein Schlafzimmer, und auf der Kommode lagen die Toilettenartikel eines Mannes.
Beim Anblick der bekannten Ledertasche auf dem Stuhl – mit den Initialen A. D. – standen ihr die Nackenhaare zu Berge. Er ist schon hier. In Nashville.
Plötzlich hatte sie das Gefühl,
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