Geliebte Feindin
ertrinken.«
Sie legte einen Finger auf seinen Mund. »Du würdest es nie zulassen, daß mir ein Leid geschieht. Mußt du wirklich morgen wieder in See stechen?«
»Ja.«
»Ich verstehe.«
Guter Gott, sie klang so verloren! »Was genau verstehst du?« fragte er, während er ihr Kinn küßte. Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Wirst du mich vermissen, Sara?«
»Ja, Nathan.«
»Dann komm doch mit.«
Saras Augen wurden kugelrund vor Staunen. »Du würdest mich mitnehmen?« stammelte sie. »Heißt das, daß du nicht …? Oh, ich habe voreilige Schlüsse gezogen – du hast alles hinter dir gelassen?«
»Sara, wovon sprichst du überhaupt?«
Sie zog seinen Kopf an sich und küßte ihn. »Ich bin so froh, daß du mich mitnehmen willst, aber ich muß dich nicht begleiten. Es ist nur gut zu wissen, daß du …«
»Hör auf, in Rätseln zu sprechen. Was geht eigentlich in deinem Kopf vor? Du warst heute den ganzen Tag schon so merkwürdig.«
»Ich habe befürchtet, daß du nicht mehr zu mir zurückkommst«, gestand Sara. Das war natürlich gelogen, aber das konnte Nathan, der sich offensichtlich über ihre Besorgnis freute, nicht wissen.
»Ich würde dich nie hier zurücklassen, Sara. Aber du hast dich schon seltsam betragen, bevor du von meiner Abreise erfahren hast. Was bedrückt dich?«
»Ich dachte daran, daß ich mich bald von Nora verabschieden muß. Sie wird mir fehlen, Nathan.«
Er musterte sie aufmerksam, um herauszufinden, ob sie die Wahrheit sagte. Sie lächelte ihn an und erklärte, daß sie bereit sei, noch einmal ins Wasser zu gehen. »Ich kann mich noch immer nicht richtig auf der Oberfläche treiben lassen.«
Sie verbrachten fast den ganzen Nachmittag im Wasser, und als sie sich auf den Nachhauseweg machten, war Saras zarte Haut verbrannt. Ihr Gesicht war sogar schon so rot wie der Sonnenuntergang.
Nora empfing sie vor der Küchentür. »Matthew, Jimbo und ich wollten gerade dinieren … gütiger Himmel, Sara, du bist ja krebsrot. O Kind, du wirst dich heute nacht schrecklich quälen. Was hast du dir nur dabei gedacht?«
»Ich habe gar nicht auf die Sonne geachtet«, gestand Sara.
»Es war ein so schöner Nachmittag.«
»Was habt ihr getan? Seid ihr die ganze Zeit geschwommen?«
»Nein«, antwortete Nathan, als seine Frau ihn ansah.
»Wir haben …«
»Wir haben uns auf der Wasseroberfläche treiben lassen«, sprudelte Sara hervor. »Ich brauche nur eine Minute, Nora. Ich ziehe mich schnell um und komme dann zum Dinner. Ihr hättet nicht auf uns warten sollen«, rief sie und lief die Treppe hinauf.
Sie war nicht in der Lage, das Essen mit den anderen einzunehmen. Als Nathan ihr half, das Kleid auszuziehen, schrie sie vor Schmerzen, und Nora brachte ihr eine grüne Salbe, mit der sie die wunden Stellen einreiben sollte. Sara litt Höllenqualen, als Nathan die stinkende Paste auf ihrem Rücken verteilte. Glücklicherweise hatte sie sonst nur noch im Gesicht Sonnenbrand, so daß sie auf dem Bauch schlafen konnte. Als sie von Schüttelfrösten heimgesucht wurde, drängte sie sich an ihren Mann.
Am nächsten Tag ließ Nathan nicht eine einzige rüde Bemerkung fallen, als er Sara zum Abschied einen Kuß auf ihr Gesicht, das mit der grünen Salbe bedeckt war, drückte.
Reverend Pickering kam zwei Tage später erneut zu Besuch und zeigte sich ausgesprochen zugänglich, als Sara sich für ihr Benehmen entschuldigte und ihm erklärte, warum sie sich einer so vulgären Sprache bedient hatte.
Pickering deutete an, daß am folgenden Morgen ein Schiff in Richtung England in See stechen sollte, und Sara setzte sich sofort an den Schreibtisch ihrer Tante, um einen Brief an ihre Mutter zu schreiben. Pickering nahm das Schreiben, in dem Sara von ihren Abenteuern berichtet hatte, an sich, um es dem Captain auszuhändigen.
Als Nathan zurückkam, war Sara so froh, daß sie in Tränen ausbrach. Sie verbrachten wundervolle und friedliche Tage und Nächte miteinander, und Sara konnte ihr Glück kaum fassen. Mit Nathan verheiratet zu sein war das Paradies für sie, und nichts konnte ihre Liebe zerstören – gar nichts. Sie wünschte, jeder könnte so viel Freude erleben wie sie, und das sprach sie auch eines Abends aus, als sie mit Nora und Matthew auf der Veranda saß und auf Nathan wartete.
»Ich glaube, Matthew und ich, wir wissen genau, was du meinst«, sagte Nora. »Man muß nicht jung sein, um zu lieben, Sara … Matthew, möchtest du einen Brandy?«
»Ich hole ihn«, bot Sara sich
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