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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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die Wahrheit über mich«, schloß sie niedergeschlagen.
    Nathan hob ihr Kinn mit einer Fingerspitze an und strich mit dem Daumen über ihre seidenweiche Haut. »Welche Wahrheit?«
    »Ich stamme aus einer verrufenen Familie.«
    Sie hoffte so sehr, daß er ihr widersprechen würde, und sehnte sich nach einem kleinen guten Wort.
    »Ja, das tust du.«
    Dieser Mann hatte auch nicht einen Funken Mitgefühl im Leibe, dachte sie erbittert und sagte leise: »Deine Verwandtschaft ist auch nicht besser.« Sie stieß seine Hand von ihrem Kinn. »Wir sollten wirklich keine Kinder bekommen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie könnten nach meinem Onkel Henry geraten, oder, noch schlimmer, nach deiner Familie. Du kannst nicht leugnen, daß die St. James gemein aussehen und mehr als nur hartherzig sind. Sie sind richtige Schurken«, fügte sie mit einem Nicken hinzu. »Jeder einzelne von ihnen.«
    Er konnte dem natürlich nicht zustimmen, und er beschloß, ihr sofort seine Meinung dazu zu sagen. »Trotz ihres rauhen Benehmens sind sie Ehrenmänner. Sie sind streng, wenn man sie verärgert, aber sie sind ehrlich und direkt.«
    »O ja, sie sind ziemlich direkt«, erwiderte sie.
    »Was hat diese Bemerkung zu bedeuten?« fragte er scharf.
    Sara war sich im klaren, daß sie ihn wieder erzürnen würde, aber sie kümmerte sich nicht um seine Gemütsverfassung und entgegnete bissig: »Dein Onkel Dunnford war sehr direkt, als er seinen eigenen Bruder erschossen hat, oder würdest du das anders beurteilen?«
    »Du hast davon gehört?« fragte er und verbiß sich ein Lachen über Saras mißbilligende Miene.
    »Jeder in ganz London hat davon gehört. Der Zwischenfall hat am hellichten Vormittag auf den Stufen zu seinem Stadthaus stattgefunden, und es gab eine Menge Augenzeugen.«
    »Dunnford hatte seine Gründe«, erwiderte er.
    »Seinen Bruder zu erschießen?«
    Er nickte.
    »Und was waren das für Gründe?«
    »Sein Bruder hat ihn aufgeweckt.«
    Sein Mund verzog sich amüsiert, und in diesem Augenblick fiel ihr wieder auf, daß er ausgesprochen gut aussah. Ehe sie sich’s versah, lächelte sie auch.
    »Dunnford hat seinen Bruder gar nicht umgebracht«, erklärte Nathan. »Er hat nur dafür gesorgt, daß er ein paar Wochen Schwierigkeiten mit dem Sitzen hatte. Wenn du ihm begegnest, kannst du …«
    »Ich bin ihm schon einmal begegnet«, unterbrach ihn Sara und sah zur Seite. Der Blick, mit dem er sie bedachte, machte sie seltsam atemlos, und ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihrem Innern aus. »Ich habe auch seine Frau getroffen«, setzte sie leise hinzu.
    Als sie sich ihm wieder zuwandte, stockte ihm fast der Atem. Dieses schelmische Glitzern in ihren Augen brachte ihn fast um den Verstand. Sie benahm sich ganz und gar nicht so, als ob sie sich noch vor ihm fürchten würde, und er sann auf eine Möglichkeit, die Sprache wieder auf das zu bringen, was seiner Meinung nach das Wichtigste war – er mußte sie dazu bringen, mit ihm zu schlafen.
    Er strich mit versonnener Miene über ihre Schultern, und Sara war überzeugt, daß er nicht einmal merkte, was er tat, da sein Blick so trübe geworden war. Vielleicht dachte er über seine Verwandten nach.
    Sie wünschte, er würde den stechenden Schmerz in ihrem Rücken wegstreichen, und da er so gedankenverloren wirkte, wagte sie, seine Hand zu nehmen und sie auf ihr Rückgrat zu legen. »Massiere mich hier, Nathan. Mein Rücken schmerzt so, seitdem ich die Möbel durch die Kajüte geschoben habe.«
    Er erhob keine Einwände gegen ihre Aufforderung und tat, worum sie ihn gebeten hatte. Er war nicht besonders behutsam, bis sie ihn bat, sie etwas weniger kräftig zu drücken. Nach einiger Zeit legte sie auch seine andere Hand auf ihr Kreuz, lehnte sich leicht gegen ihn und schloß die Augen. Sie fühlte sich, als ob sie ihm Himmel wäre.
    »Besser?« fragte er, als er nach einigen Minuten ihre leisen Seufzer vernahm.
    »Ja, viel besser«, sagte sie leise.
    Er hörte trotzdem nicht auf, sie zu massieren, und sie hätte das auch gar nicht gewollt. »Wann hast du Dunnford kennengelernt?« fragte er, während er sein Kinn auf ihren Scheitel plazierte und ihren süßen Duft einsog.
    »Ich habe ihn bei einem Gartenfest getroffen«, antwortete sie. »Beide – dein Onkel und deine Tante – waren da. Es war eine angsteinflößende Begegnung, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde.«
    Er gluckste. »Dunnford sieht aus wie ein Barbar«, lachte er und zog Sara ein wenig näher zu sich. Sie wehrte sich

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