Geliebte Feindin
Sonnenschirme«, erklärte sie geduldig.
»Ja, ich habe drei.«
»Gib sie mir.«
»Was hast du mit ihnen vor?«
Sie lief zu ihrem Schrankkoffer, als Nathan Anstalten machte, selbst nach den Schirmen zu suchen. »Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wozu du Sonnenschirme brauchen solltest«, flüsterte sie.
»Ich schmeiße sie ins Meer. Wenn wir Glück haben, spießen sich ein paar Haifische daran auf.«
»Du kannst meine Sonnenschirme nicht ins Meer werfen. Sie passen genau zu meinen Kleidern, Nathan. Sie wurden extra angefertigt … Es wäre wirklich eine Verschwendung. Du kannst das nicht tun.« Sie beendete ihre Tirade mit einem leisen Wimmern.
»Zur Hölle, natürlich kann ich.«
Er brüllte nicht mehr, und darüber hätte sie eigentlich glücklich sein müssen, aber sie war es nicht. Für ihren Geschmack war er immer noch zu brutal. »Du solltest mir zuerst erklären, warum du meine Sonnenschirme wegwerfen willst, vielleicht gebe ich sie dir dann.«
Sie sah, daß die anderen Schirme auf dem Boden des Schrankkoffers lagen und nahm sie an sich. Als sie sich zu Nathan umdrehte, preßte sie sie fest an ihre Brust.
»Diese verdammten Dinger richten nur Unheil an.«
Ihre ungläubige Miene sprach Bände. »Wie könnten Sonnenschirme Unheil anrichten?«
Sie sah ihn an, als ob er endgültig den Verstand verloren hätte. Er schüttelte den Kopf. »Der erste hat meine Männer außer Gefecht gesetzt, Sara«, erinnerte er sie ruhig.
»Er hat nur Iwan für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt«, korrigierte sie ihn.
»Und das war der Grund dafür, daß du diese verdammte Suppe gekocht hast, die die Hälfte meiner Mannschaft vergiftet hat«, ergänzte er.
Damit hatte er genau den wunden Punkt getroffen, und Sara war ehrlich empört, daß er die Sprache wieder darauf gebracht hatte.
»Der zweite Sonnenschirm hat mein Schiff fahruntüchtig gemacht«, fuhr Nathan fort. »Hast du nicht bemerkt, daß wir keine Fahrt mehr machen? Wir mußten Anker werfen, damit wir den Schaden reparieren können. Und genau aus diesem Grund werde ich all deine verdammten Sonnenschirme im Meer versenken.«
»Nathan, ich finde es entsetzlich, daß ich diese Mißgeschicke verursacht habe, aber du tust so, als ob ich es mit Absicht getan hätte.«
»Hast du es absichtlich getan?«
Wenn er ihr den Hintern versohlt hätte, hätte sie nicht wütender sein können. »Nein«, rief sie. »Du bist wirklich sehr beleidigend.«
Am liebsten hätte er ihr gründlich den Kopf zurechtgesetzt, aber genau in diesem Moment fing sie an zu schluchzen.
»Hör auf mit der Heulerei«, forderte er.
Sie weinte nicht nur weiter, sondern warf sich auch noch an seine Brust. Zum Teufel, er war doch derjenige gewesen, der sie zum Weinen gebracht hatte, dachte er, und sie müßte eigentlich böse mit ihm sein.
Nathan hatte nicht die geringste Ahnung, was er mit ihr anfangen sollte. Die Sonnenschirme waren um seine Füße verstreut, und Sara klammerte sich an ihn und weinte sein Hemd naß. Er legte die Arme um sie und hielt sie fest, während er zu begreifen versuchte, warum in Gottes Namen er sich wünschte, sie zu trösten.
Diese Frau hatte beinahe sein Schiff versenkt.
Er küßte sie.
Sie schmiegte den Kopf an seine Schulter und hörte auf zu weinen. »Wissen die Männer, daß ich das Schiff kaputtgemacht habe?«
»Du hast es nicht kaputtgemacht«, murmelte er. Gütiger Himmel, sie klang so erbarmungswürdig.
»Aber denken die Männer, daß ich …?«
»Sara, wir können den Schaden in ein paar Tagen reparieren«, behauptete er. Es war eine Lüge – sie brauchten mindestens eine Woche, aber er beschönigte die Wahrheit ein wenig, um ihren Kummer zu lindern.
Jetzt war ihm endgültig klar, daß er nicht mehr bei Verstand war. Seine Frau hatte, seit sie an Bord gekommen war, nur Chaos gestiftet … Er küßte sie auf den Scheitel und strich ihr über den Rücken.
Sie lehnte sich an ihn. »Nathan?«
»Ja?«
»Wissen meine Bediensteten, daß ich an dem Mißgeschick schuld bin?«
Er warf einen verzweifelten Blick zur Decke – ihre Bediensteten … »Ja, sie wissen es.«
»Hast du es ihnen gesagt?«
Er schloß die Augen. Offensichtlich argwöhnte sie, daß er sich ihr gegenüber nicht loyal verhalten hatte. »Nein, das habe ich nicht getan, Sara. Sie haben den Sonnenschirm gesehen.«
»Ich möchte so gern, daß sie mich respektieren.«
»Oh, sie haben sogar großen Respekt vor dir«, eröffnete er belustigt.
Sie hörte das Lachen in seiner Stimme
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