Geliebte Gefangene
gegen die Royalisten zusammenzog.
Und der König sandte nach seiner Tochter.
11. KAPITEL
Simon legte seine Feder auf das Durcheinander von Papieren, die auf seinem Schreibtisch lagen. Es wurde alles angefordert: Proviant, Pferde, Waffen, jegliche Ausrüstung, die eine Armee brauchte. Morgen würde er Grafton verlassen, um sich Fairfax’ Truppen in Northampton anzuschließen. Er wollte nicht gehen. Es war viel zu früh.
„Wie kann ich gehen, wenn ich endlich mein einziges Glück gefunden habe?“, hatte er in Annes Haar geflüstert, als sie zusammen im Bett gelegen und sich geliebt hatten. Er hatte sie fester als je zuvor an sich gedrückt und ihr ein Versprechen gegeben.
„Ich werde zu dir zurückkommen“, hatte er gesagt, „denn du gehörst mir seit dem Moment, als ich dir das Leben gerettet habe. Wir gehören zusammen.“
Er hatte die Tränen in Annes Augen gesehen und sie zärtlich geneckt, bis sie seine Worte mit Küssen beendet hatte. Aber es war schwierig für sie beide, und dieser letzte Tag vor der Abreise war die reine Höllenqual. Er würde für das kämpfen, an was er glaubte, aber damit würde er auch gegen Annes Sache kämpfen. Keiner von ihnen sprach darüber, genauso wie beide es in der letzten Woche nicht gewagt hatten, den Schatz des Königs zu erwähnen, um nicht das zarte Glück, das sie gerade gefunden hatten, wieder zu zerstören. Aber das Wissen darum warf einen langen Schatten zwischen sie.
Simon stand vom Schreibtisch auf und ging hinüber zum Fenster. Überall im inneren Hof standen hoch beladene Karren für die Reise, während seine Männer geschäftig dabei waren, sie noch weiter zu beladen. Wenig später nahm er in einer Ecke des Burghofs etwas so Ungewöhnliches wahr, das Simons Aufmerksamkeit sofort erregte. Es waren Muna und Henry, und sie stritten sich.
Simon zog die Augenbrauen nach oben. Es war kaum möglich, sich mit Henry zu streiten, denn er war ausgesprochen gutmütig. Simon fragte sich, ob sein Ausschluss von Fairfax’ Plänen für die schlechte Laune seines Bruders verantwortlich war. Es war beschlossen worden, dass er noch nicht kräftig genug war, um nach Northampton zu reisen oder gar zu kämpfen. Obwohl er dieses Urteil mit großem Gleichmut hingenommen hatte, konnte es sehr gut sein, dass es ihm unangenehm war, nicht seinen Teil beitragen zu können. Simon sah, wie sich Henry mit knappen Worten von seiner Verlobten abwandte. Muna, der die Tränen über das Gesicht strömten, rief ihm etwas hinterher und lief dann hinüber in den Schutz der Küche, ohne die neugierigen Blicke der Soldaten und Bediensteten überhaupt zu bemerken.
Einen Augenblick später klopfte es an der Tür, und Henry trat ins Zimmer. Er war bleich und atmete schnell. Simon bot ihm mit einer Hand einen Stuhl an, aber Henry schüttelte ablehnend den Kopf. „Danke“, sagte er, sein Tonfall brüsk. „Ich ziehe es vor zu stehen.“
Simon nickte ihm zu und wartete.
Henry atmete tief ein. „Lady Greville hat den Schatz des Königs genommen und ist dabei, ihn einem königlichen Boten im Wald von Braden zu übergeben“, sagte er ohne Umschweife. „Muna hat es mir gerade gestanden. Sie macht sich Sorgen um Anne und konnte es nicht ertragen, das Geheimnis länger vor mir zu verbergen.“ Er ballte die Hände zu Fäusten. „Ich habe ihr gesagt, dass ich sofort zu dir gehen und dir davon erzählen würde. Sie hat mich gebeten, es nicht zu tun.“ Er machte eine heftige Handbewegung. „Es tut mir leid, Simon.“ Seine Stimme schwankte. „Es tut mir für uns beide leid.“
Simon stützte die Hände auf die Tischkante. Er verstand, was sein Bruder sagen wollte. In diesem letzten Konflikt zwischen seiner Loyalität zu Muna und der zu seinem Bruder hatte Henry sich entschieden, seine Treue zu ihr zu brechen und sich auf Simons Seite zu stellen. Und Anne, so schien es, hatte dasselbe getan. Sie hatte die Pflicht über die Liebe gestellt.
Simon fühlte sich krank und alt. Er hatte gehofft, dass Anne ihm irgendwann genug vertrauen würde, um ihm vom Schatz des Königs zu erzählen. War es wirklich erst in der letzten Nacht gewesen, dass er sich ihr so nah gefühlt hatte, sie so voll kommen und bedingungslos geliebt hatte? Trotzdem hatte er gewusst, dass sie ein Spiel voller Täuschung spielten, dass sie das große Geheimnis, das zwischen ihnen stand, ignorierten. Er hatte es gewusst, aber er hatte sich nicht damit auseinandersetzen wollen.
„Das ist noch nicht alles“, sagte Henry eindringlich.
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