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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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für ein eigensinniger Mensch ich bin. Der sicherste Weg, mich dazu zu bringen, etwas zu tun, ist zu sagen, dass ich es nicht tun kann.“
    „Natürlich kannst du“, gab Walter sichtlich verärgert zurück. „Ich meine ja nur, dass du es nicht sollst. “
    „Aber ich gebe dir die Gelegenheit, heute Nacht mehr als eine Guinea zu gewinnen“, meinte Harry eifrig. „Ich bin überzeugt, eine Menge Herren hier im Raum setzen größeres Vertrauen in meine Fähigkeiten und sind bereit, ein paar Münzen auf mich zu setzen und gegen dich zu wetten. Und da du dir so sicher bist, dass ich von einer Donnerbüchse ins ewige Vergessen befördert werde, wirst du dein Geld mindestens verdreifachen, mit Sicherheit!“
    „Um Himmels willen“, stotterte Walter. „Ich habe doch nicht die Absicht, gegen dich zu wetten, selbst wenn du darauf bestehen solltest …“
    „Meine Herren“, verkündete Harry mit großer, theatralischer Armbewegung. „Lord Ranford fordert mich heraus, heute Nacht einen von Dick Turpins berühmten Ritten über die Heide zu inszenieren.“
    „Zum Teufel noch mal, hat er das!“, rief einer mit sichtlichem Vergnügen aus. „Was sind dieses Mal die Bedingungen, Burton? Wie sollen wir wissen, dass Sie das, was Sie ankündigen, auch ausgeführt haben?“
    „Als Beweis werde ich die Börse meines Opfers mitbringen“, versprach Harry, „bevor ich den Inhalt dann in guter Robin- Hood-Manier den Armen spende. Und wenn eine Dame in der Kutsche sitzt, werde ich ihr das Taschentuch rauben. Und im Übrigen kann ich mir nicht vorstellen, dass die Rückkehr eines schneidigen Straßenräubers in dieser Stadt lange ein Geheimnis bleiben wird. Sie etwa?“
    „Zehn Pfund darauf, dass Sie damit durchkommen, Burton“, erklärte ein anderer Mann. „Bei den Teufelspferden, die Sie bevorzugen, wird Sie keiner je einholen.“
    „Und ich sage, man wird Sie aufhalten, noch bevor Sie losreiten können“, rief ein anderer. „Wir leben im Jahre 1803, Burton, und Diebe dieser Sorte werden nicht geduldet.“
    „Wenden Sie sich mit Ihren Einschätzungen und Wetten an Ranford“, sagte Harry und machte zum Abschied eine Verbeugung, die den ganzen Raum mit einbezog. „Ich habe noch viel zu tun, um mich auf heute Nacht vorzubereiten.“
    Er ging, und hinter ihm erklang Beifall, aber auch missbilligendes Gemurmel. So war es immer mit ihm. Doch sein aufregender Plan hatte seine Stimmung gehoben, und die scharfe Abendluft, die sein Gesicht traf, als er aus der Tür des Clubs trat, steigerte nur noch seine Erwartungen. Obwohl es sich für einen Gentleman nicht schickte, irgendwo in London zu Fuß zu gehen, erschien Harry die Strecke zwischen White’s und seinem Haus am St. James’s Square doch viel zu kurz, um sich die Mühe zu machen, eine Kutsche zu rufen. Mit langen, entschlossenen Schritten eilte er über das Kopfsteinpflaster. Auch wenn sich der Wind ein wenig gelegt hatte, hatten die ersten Laternenanzünder doch immer noch mit vereinzelten Böen zu kämpfen, als sie sich jetzt bemühten, ihre Leitern an die Pfähle zu lehnen.
    Harry sah kurz zu den Dachfirsten hinauf und fragte sich, warum die Laternenanzünder sich solche Mühe gaben. Wie eine Scheibe aus poliertem Silber leuchtete der Vollmond am Himmel und strahlte fast so hell wie die goldene Sonne. Bei diesem Anblick zweifelte Harry plötzlich, ob sein Plan wirklich klug war. Ein solcher Mond würde Schatten aufs Moor werfen, als wäre es Tag statt Nacht. Unter solchen Umständen konnte kein Straßenräuber unentdeckt bleiben.
    Doch vielleicht war es am Ende gar nicht so schlecht, wenn er gesehen wurde. Eine schwarz verhüllte Gestalt auf einem dunklen Pferd, übergossen von silbernem Licht – was konnte bedrohlicher und romantischer wirken? Die Jagd würde für ihn das Erregendste sein, das halsbrecherische Vorwärtsstürmen durch die Nacht, um aus dem Hinterhalt eine einsame Kutsche zu überfallen. Um einen bedrohlichen Eindruck zu erwecken und auch um sich im Notfall verteidigen zu können, hatte er vor, ein Paar Pistolen mit sich zu führen. Doch was den Überfall selbst betraf, so hoffte er, sich für sein Gelingen mehr auf Überraschung und auf seinen Charme verlassen zu können als auf Gewalt und Bedrohung. Besonders dann, wenn eine Dame davon betroffen sein sollte.
    Lächelnd stellte er sich ein hübsches Wesen vor, das anmutig um Gnade bettelte, die er, galant wie immer, freundlich gewähren würde. Mit großen Augen würde sie sich aus dem

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