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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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konnte.
    „Sophie“, sagte er. „Mein Gott, Sophie, du bist es.“

3. KAPITEL
    Schicksal, dachte Harry verblüfft und verwundert. Es musste das Schicksal sein, das sie nach so vielen Jahren wieder zusammengebracht hatte.
    Sie hatte sich verändert, natürlich. Wer würde das nicht, in so einer langen Zeit? Alles Eckige an diesem geschmeidigen Körper, der etwas Linkisches besessen hatte und an den er sich so gut erinnerte, war jetzt weicher und weiblicher geworden, die Bewegungen waren weniger impulsiv, eher selbstbewusster. Auch ihre Gesichtszüge zeigten, dass Sophie erwachsen geworden war. Der leidenschaftliche Mund war für den geltenden Schönheitsbegriff zu voll. Die winzige, halbmondförmige Narbe auf der Wange stammte noch aus ihren Kinderjahren, von einem Sturz vom Apfelbaum. Die dunklen Augenbrauen, die sie in einer spöttisch-fragenden Miene hochgezogen hatte, passten immer noch nicht zu ihrem hellen Haar. Noch bevor er ihr Gesicht gesehen hatte, hatte er gewusst, dass sie es war. Zuerst wollte er es nicht glauben. Aber auch wenn er es nicht hatte wahrhaben wollen, sein Herz hatte angefangen zu rasen. Irgend wie hatte er es gewusst .
    Aber was war das für eine seltsame Laune des Schicksals, das ihm diesen Streich spielte? Ausgerechnet hier, auf dieser verlassenen Landstraße, brachte es Sophie Potts wieder zurück in sein Leben. Er spielte, wegen einer dummen Wette, den Straßenräuber, und sie war verkleidet als – nun, er wusste wirklich nicht, wie er diese schrecklich unvorteilhafte Art, in der sie sich kleidete, beschreiben sollte.
    Aber sie war es, und das war alles, was zählte.
    „Sophie“, sagte er noch einmal, steckte die Pistole in den Gürtel zurück und schwang sich aus dem Sattel. „Sophie, ich …“
    „Halt“, sagte sie scharf. „Bleiben Sie, wo Sie sind, Sir. Kommen Sie nicht näher!“
    Erst jetzt zog er das Tuch vom Gesicht und schob den Hut zurück, sodass sie ihn erkennen konnte. „Sophie, sieh her“, bat er. „Sieh mich an. Ich bin kein ‚Sir‘. Ich bin Harry.“
    Ihre drohende Miene verwandelte sich in verblüfftes Erstau nen, als sie ihn nun betrachtete. Selbst im Mondlicht waren ihre Augen noch genauso, wie er sie in Erinnerung hatte: von einem tiefen, kräftigen Blau, umrahmt von langen goldblonden Wimpern. Es waren schöne und auch intelligente Augen, Augen, die immer neugierig fragend in die Welt geblickt hatten.
    So wie jetzt auch. „Harry? Das kann doch nicht sein! Ist es möglich? Du? Harry? “
    „Eben der.“ Gegen seinen Willen musste er lächeln und konnte kaum den Augenblick erwarten, wo sie ihm wie in alten Tagen die Arme um den Hals legen würde. Fast glaubte er, sein Bruder George würde im nächsten Moment von einem der Bäume springen. Sophie wiederzusehen gab ihm das Gefühl, als wären wie durch einen Zauber die vergangenen zehn Jahre mit all den Sorgen verschwunden. Es war, als hätte jemand eine schwere Last von ihm genommen. „Sag mir, dass du mich immer noch erkannt hättest, Mädchen. Sag mir, dass ich mich gar nicht so sehr verändert habe.“
    „Eigentlich schon“, meinte sie ruhig und runzelte ein wenig die Stirn, während sie ihn von oben bis unten betrachtete. „Du bist ein ganzes Stück größer als in meiner Erinnerung.“
    „Ich bin nicht mehr der Grünschnabel, der ich mit achtzehn war, oh nein“, gab er selbstbewusst zu. Er war immer noch schlank, doch jetzt war sein Körper auch muskulös. „Doch für einen Gentleman ist das gar nicht so schlecht.“
    Zum ersten Mal lächelte sie. Das kleine, vergnügte Schmunzeln ließ ihre Züge weicher werden. Noch etwas, das Harry daran erinnerte, was er verloren hatte, als sie damals aus seinem Leben verschwand. „Eigentlich hast du dich doch nicht so sehr verändert, nicht wahr, Harry?“
    „Das Wiedersehen mit dir lässt die lange Zeit zu nichts zusammenschrumpfen.“
    „Zu nichts?“, fragte sie. Der bittersüße Schmerz in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Es ist fast zehn Jahre her, Harry. Seitdem ist viel mit uns geschehen. Ich war erst siebzehn, als du davonsegeltest. Und du hattest gerade erst deinen neunzehnten Geburtstag gefeiert.“
    „Am fünften Mai.“ Er lächelte verschmitzt und fragte sich, woran sie sich im Zusammenhang mit seinem neunzehnten Geburtstag wohl noch erinnerte. Weiß Gott, in seiner Erinnerung war alles wieder da: wie sie geschmeckt hatte, ihr Geruch, ihr ausgelassen triumphierendes Lachen, als sie ihn beim Rennen durch den Obstgarten

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