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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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einen schnellen Reel, und die Bodenbretter unter ihnen erbebten von den Sprüngen der Tänzer. Lord Higginbotham’s Reel – sie würde ihn nie wieder hören können, ohne an diesen Augenblick zu denken. Es kam ihr so eigenartig vor, dass sie in der Diele dieses Gasthofs stand, mit all den vielen Menschen um sie herum, ohne jemand anderen wahrzunehmen als Harry allein.
    „Das stimmt“, meinte er nachdenklich.„Du könntest nicht lügen, und ginge es um dein Leben. Schau nur, da ist die hübsche Braut.“
    Sophie drehte sich um und folgte seinem Blick durch die offene Tür des Schankraums. Unter den heiseren Hochrufen der Gäste hatte jemand die junge Braut auf einen Tisch gehoben, damit alle sie bewundern und hochleben lassen konnten. Ihre Augen leuchteten, und die Fröhlichkeit wie auch die Aufregung darüber, der Mittelpunkt von so viel Interesse zu sein, ließen ihre Wangen glühen. Sie trug ein weißes, mit vielen Schleifen geschmücktes Kleid und noch mehr weiße Schleifen im Haar. Wie so viele ländliche Bräute war sie sichtbar schwanger. Nun kletterte ihr Bräutigam zu ihr hinauf. Mit bierseliger Kühnheit nahm er seine frischgebackene Ehefrau in die Arme und gab ihr zum jauchzenden Vergnügen ihrer Gäste einen laut schmatzenden Kuss.
    „Wie hübsch sie ist!“, sagte Sophie wehmütig. „Ich hoffe, sie werden glücklich miteinander.“
    Harry lachte leise und beugte sich zu ihrem Ohr. „So wie sie aussieht, würde ich sagen, dass sie bereits eine gewisse Stufe der Seligkeit erreicht haben.“
    Sophie lächelte, ohne den Blick von dem Paar zu wenden. „Sie sehen so jung aus, nicht wahr?“
    „Nicht jünger als wir damals“, sagte er und legte ihr, gerade so, als hätte er alles Recht der Welt dazu, den Arm um die Taille. „Oder hast du all das vergessen, Liebes?“
    „Nein“, erwiderte sie leise und lehnte sich an seine Schulter. „Wie könnte ich das?“
    Und wie sollte sie auch, in Harrys Armen und mit ihrem Kopf an seiner Schulter? Selbst wenn sie es über sich gebracht hätte, diese wunderbaren Gedanken aus ihrem Gedächtnis zu verbannen, ihr Körper würde sich immer an die Leidenschaft erinnern, die sie mit diesem Mann entdeckt hatte. Und ihr Herz – ihr Herz würde das, was ihr geblieben war, für alle Ewigkeit bewahren.
    Oh ja, sie wusste, es war falsch, an einem öffentlichen Ort so vertraut mit ihm umzugehen, falsch, so offen ihre Zuneigung zu zeigen. Und wenn irgendeiner ihrer Arbeitgeber sie jetzt so hätte sehen können, hätte er sie auf der Stelle ohne ein Zeugnis entlassen. Doch die trunkene Freude der Hochzeitsgäste und das Glück des Bräutigams und der Braut ließen sie die harte Wirklichkeit vergessen und stattdessen an die Zeit zurückdenken, in der auch ihre Welt so voller Liebe und Verheißung gewesen war. An die Zeit, als die schwindelerregende Lebensfreude in einem einzigen heimlichen Kuss liegen konnte.
    „Erinnerst du dich, wie du dir mit mir die Hochzeiten in der Gemeinde angeschaut hast?“, fragte sie. „Ich musste wegen Vater dabei sein, aber du kamst immer, um mir Gesellschaft zu leisten.“
    „Und wegen der süßen Kekse, die danach gereicht wurden“, sagte er und zog sie fester an seine Brust. „Die Mürbeplätzchen in Form eines Kleeblatts waren die besten. Ich sorgte immer dafür, dass ich für George einige in meiner Hosentasche mitbrachte. Weißt du, Sophie, dass ich, wenn ich diese Hochzeiten beobachtete, immer glaubte, du würdest einmal meine Frau?“
    „Wirklich?“ Sie hob den Kopf, um zu sehen, ob er scherzte. Doch zu ihrer Verwunderung sah er sie mit ernstem Gesicht an. „Von Jungs erwartet man eigentlich nicht, dass sie an Hochzeit denken, besonders nicht von solchen, aus denen einmal Earls werden.“
    „Oh, ich tat es aber“, gestand er mit etwas schiefem Lächeln. Seine blauen Augen waren voll zärtlicher Erinnerungen. „Ich dachte, alles wäre bewusst so arrangiert, und zum Teufel, praktisch hatte es ja auch den Anschein. Ich dachte, du wärst deshalb so oft im Herrenhaus, weil du dich darin üben würdest, Teil der Familie zu werden. Und dann, wenn wir alt genug wären, würde uns dein Vater in dieser Gemeindekirche trauen, so wie er es mit all den anderen Paaren tat, die zu ihm kamen. Was für eine ausgemachte Narretei das doch war!“
    Sophie erwiderte sein Lächeln, auch wenn sein Geständnis ihr in der Seele wehtat. Natürlich hatte er recht. Solche Fan tastereien waren eine ausgemachte Narretei, doch sie konnte ihn wohl kaum

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