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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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hätten, sondern bot dem Schurken die Stirn, bis ich ihr zu Hilfe kam.“
    Sophie sah ihn an und lächelte erleichtert. Die Anspannung war aus Harrys Stimme verschwunden. Wie er jetzt dastand, mit seinen schwarzen Haaren, die ihm in die Stirn fielen und dem verschwörerischen Glitzern in den Augen, schien seine vorherige kämpferische Haltung so vollständig vergessen, dass Sophie sich fast fragte, ob sie sich all das nur eingebildet hatte.
    So wie es ihr gefallen hatte, ihn zu küssen, gefiel es ihr auch, wieder sein verschworener Kumpan zu sein. Es gefiel ihr sogar ausgenommen gut, und sie strahlte.
    Doch irgendetwas stimmte nicht. Harry betrachtete sie mit einer seltsamen Mischung aus Ungläubigkeit und Belustigung, gerade so, als nistete ein Papagei auf ihrem Kopf. Unsicher griff sie sich ans Haar, strich die widerspenstigen Strähnen aus der Stirn und sah an sich hinunter. Ihre Kleidung war zwar von der Reise zerknittert und in Unordnung geraten, aber alles schien so zu sein, wie es sollte. Sämtliche Knöpfe waren geschlossen, und sie wusste, dass ihr Gesicht die untadelige Selbstbeherrschung zeigte, die einer guten Gouvernante eben eigen war und die sie ohne großes Nachdenken jederzeit auf ihr Gesicht zaubern konnte. Das Einzige, was fehlte, war ihr Hut, der immer noch im Gras am Fluss lag. Doch da auch Harry seinen Hut verloren hatte, schien es nicht der Beachtung wert.
    „Seine Lordschaft hat Sie also gerettet, was?“, sagte Charleck gedehnt und musterte sie von oben bis unten mit jenem Blick aus zusammengekniffenen Augen, den Männer haben, wenn sie gerne durch die Kleider einer Frau hindurchsehen möchten.„Sicher sind Sie ihm jetzt außerordentlich dankbar.“
    „Ja, Sir“, antwortete Sophie, immer noch auf der Hut. „Das bin ich in der Tat.“
    „Und sicher sind Sie auch bereit, ihm diese Dankbarkeit zu zeigen“, fuhr Charleck verschlagen fort und zwinkerte Sophie zu ihrer Verwunderung zu. „Ich muss schon sagen, Atherwall, Sie treiben doch immer die Schönheiten auf, was?“
    Sofort nahm Sophie eine frostige Haltung an, die jedem den Mut rauben konnte. Der Mann musste wohl verrückt sein, so von ihr zu sprechen. „Verzeihung, Sir.“
    „Lord Charleck, darf ich Ihnen Miss Potts vorstellen“, meinte Harry gedehnt und amüsierte sich sichtlich mehr, als er Sophies Meinung nach sollte. „Miss Potts, Lord Charleck.“
    „Mylord“, sagte Sophie mit immer noch eisiger Stimme, „ich bedauere, Sie enttäuschen zu müssen, aber ich bin keine von Seiner Lordschaft ‚Schönheiten‘. Ich bin Gouvernante und war auf dem Weg zu einer neuen Anstellung, als meine Kutsche von einem Straßenräuber angehalten wurde.“
    Doch Charleck ließ sich nicht beirren. „Eine Gouvernante“ , sagte er mit Genuss. „Sagen Sie mal, Atherwall, bringen Sie ihr auch etwas Ordentliches bei?“
    Als Harry jetzt aufseufzend den Kopf schüttelte, blitzte in seinen Augen – nur für Sophie bestimmt – wieder dieser verschwörerische Übermut auf. „Miss Potts ist eine sehr strenge und tüchtige Gouvernante. Wenn es darum ginge, irgendeinen Unterricht zu erteilen, würde sie diejenige sein, die das tut. Ich bin nur ihr miserabler Schüler.“
    Bevor Sophie etwas darauf erwidern konnte, tauchte in dem Kutschfenster das Gesicht einer älteren Dame auf. „Eine Gouvernante?“, rief Charlecks Schwester empört aus. „Der Schurke hat einer Gouvernante aufgelauert? Ach, meine Liebe, Sie Ärmste, lassen Sie sich anschauen!“
    Erleichtert, eine Entschuldigung zu haben, sich von Charleck und Harry zu entfernen, trat Sophie an die Kutsche heran und schluckte schwer.
    „Aber ich kenne Sie doch, Miss“, verkündete die ältere Frau so triumphierend, dass ihre übergroße Perücke ins Wanken geriet. „Sie sind Lady Wheelers Gouvernante, auf Iron Hill. Potts, nicht wahr?“
    „Mrs. Mallon, ich grüße Sie“, sagte Sophie mit wachsendem Unbehagen, während sie einen Knicks andeutete. Mrs. Mallon war eine alte Bekannte von Lady Wheeler und häufig auf Iron Hill zu Besuch gewesen. Die ältere Dame konnte ihren Freunden gegenüber nett und großzügig sein, aber sie war auch eine notorische Klatschbase. Sophie sank das Herz. Es war wirklich ein grausamer Zufall, ausgerechnet der Dame in dieser besonderen Nacht über den Weg zu laufen. Sie und Harry hätten doch im Pfau bleiben sollen. Sie hätten kaum etwas Schlimmeres tun können, als hierherzukommen.
    Doch wenn sie sich recht bescheiden benahm, so wie sie es gelernt hatte, mit

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