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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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vorsichtig!
    „ Seien Sie mir gegrüßt , Herr von der Obrigkeit“, rief er, noch bevor er jemanden erkennen konnte, in seiner besten, vornehm gedehnten Sprechweise, die der oberen Klasse eigen war. „Ich bin Harry Burton, Earl of Atherwall. Hat sich die Lage in Ihrer Grafschaft so zugespitzt, dass Sie Ihr Pulver und Ihre Kugeln an mich verschwenden müssen?“
    Dank des Mondlichts konnte Sophie jetzt die Kutsche sehen, die auf der Straße jenseits der Brücke wartete. Neben dem livrierten Kutscher saßen noch zwei grob ausschauende Burschen mit Musketen, zwei weitere befanden sich zu Pferd hinter der Kutsche. Und jedes ihrer Gewehre zielte direkt auf Harrys Brust.
    Versuche nicht, ein Held zu sein, Harry Burton, nicht heute Nacht, nicht, bevor ich dir gesagt habe, wie sehr ich dich liebe. Tu es nicht, Harry, ich würde es dir niemals verzeihen.
    „Atherwall!“ Ein stämmiger Mann in einem kostbar bestickten Rock stieß die Kutschentür auf, und noch bevor der Diener ihm behilflich sein konnte, kletterte er mühsam heraus. „Nehmt die Gewehre herunter, Männer. Dieser Mann da ist kein Dieb. Meine Augen sollen verdammt sein, Atherwall, ich hatte keine Ahnung, dass Sie das sind, nicht die geringste Ahnung!“
    „Sicher“, sagte Harry, während die Wachen die Gewehre sicherten. „Das ist keine Kutsche, Charleck, genauso wenig, wie Sie von der Obrigkeit sind. Das hier ist ein gottverdammtes Kriegsschiff, bewaffnet für einen Kampf mit mir als Ihrem Feind, so wie Sie ein emporgekommener Landjunker sind, der nur einmal in der Saison für vierzehn Tage nach London kommt.“
    „Aber ich hatte meine Gründe, Atherwall“, protestierte der andere, „gute Gründe und …“
    „Ich kenne keinen einzigen verdammten Grund, mich zu töten, Charleck“, unterbrach Harry scharf. „Was, wenn ich zum Beispiel das Gleiche mit Ihnen täte?“
    „Oh, Harry, nicht“, flüsterte Sophie unglücklich. Die gute Nachricht war, dass dieser Mann nicht die Obrigkeit vertrat. Er war ein Herr, den Harry beim Namen kannte. Doch die schlechte, die ganz schlechte Nachricht war, dass er Harry wütend machte, und ein wütender Harry neigte dazu, rücksichtslose, unbedachte Dinge zu tun, die einem ruhigen Harry niemals einfallen würden.
    „Aber meine Schwester und ich hörten im letzten Gasthof, dass auf dieser Landstraße heute Nacht Diebe unterwegs wären“, erwiderte Charleck, dessen Gesicht vom Angstschweiß glänzte. „Man sagte uns, wir sollten diese Männer hier zu unserer Sicherheit anheuern.“
    Doch Harry, die Arme über der Brust verschränkt, war völlig unbeeindruckt. „Und wen schlug man vor, damit er mich vor Ihnen schützt? Wer könnte es mir als Schuld anrechnen, wenn ich zuerst gefeuert hätte, um die Dame vor Schaden zu bewahren, die unter meinem Schutz steht?“
    Nicht meinetwegen, Harry, nicht um meinetwillen. Und wenn diese Vorstellung hier für mich bestimmt ist, bin ich absolut nicht beeindruckt. Ich habe dich doch ermahnt, meinetwegen nicht ritterlich und tollkühn zu sein!
    „ Das würden Sie nicht tun , Atherwall“, meinte Charleck etwas verunsichert. „Sie würden sofort die Waffe weglegen, wenn Sie mich sähen, so wie ich es ja auch getan habe. Sie sind ein Gentleman und ein Peer.“
    „Aber ich bin zu allem fähig, wenn man mich provoziert“, erklärte Harry mit einem leichten, herausfordernden Lächeln. „Sie können mich ja auf die Probe stellen und sich selbst davon überzeugen.“
    Doch so weit wollte Sophie es gar nicht erst kommen lassen. Noch bevor Harry die Situation schlimmer machen konnte, kletterte sie schon die Böschung zu ihm hinauf.
    „Ich kenne diesen Straßenräuber, von dem Sie sprechen, Sir“, sagte sie atemlos und wagte nicht, Harry dabei anzusehen. „Just heute Nacht hielt er meine Kutsche an, und wenn Seine Lordschaft mir nicht zu Hilfe gekommen wäre, ich wüsste nicht, was alles hätte geschehen können.“
    Misstrauisch runzelte Charleck die Stirn. Er schien zu zweifeln. „Der Earl of Atherwall rettete Sie vor einem Straßenräuber, Madam? Und Sie ritten allein auf dieser Landstraße?“
    „Ich reiste in einer Kutsche“, berichtigte Sophie schnell, denn sie wollte so nah wie möglich bei der Wahrheit bleiben. „Aber der Räuber erschreckte meinen Kutscher so sehr, dass der sich davonmachte und mich im Stich ließ.“
    „Miss Potts war sehr tapfer“, sagte Harry, der neben ihr stand. „Sie fiel weder in Ohnmacht noch jammerte sie, wie es wohl die meisten Damen getan

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