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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verkäuflichen Werten wie Schmuck, Münzen, Kunstgegenständen und Gemälden. Das war nämlich das Absonderlichste an fast allen Millionärsyachten gewesen, die sie gekapert hatte: Jede glich einem Museum und war vollgestopft mit wertvollen Bildern oder Ikonen, dicken antiken Teppichen oder sogar flandrischen Gobelins. Es war, als schaukelten die Reichen dieser Welt ihren Reichtum auf dem Meer herum, weil es ihnen dort sicherer schien als in ihren riesigen Villen und Schlössern. Über den Schmuck, den die Ehefrauen mitschleppten, konnte man sich nur wundern: Er füllte oft mit seinen Schatullen und Kästchen einen halben Tresor.
    »Wir brauchen nicht draußen zu ankern«, sagte Joanna und setzte das Fernglas ab. »Die ›Gotland‹ kann bis in die Ladder Bay hinein und dort an der Mole festmachen.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.« Juan drosselte die starken Motoren noch mehr. Nur ganz leicht vibrierte das herrliche Schiff und wiegte sich ein wenig hin und her.
    »Wir gehen noch nicht an Land«, sagte plötzlich Rainherr laut. »Auf der ›Annette I‹ schläft noch alles – Juan, wir fahren einen Angriff!«
    »Was machen wir, Sir?« fragte Juan ungläubig zurück.
    »Wir sind noch einmal Piraten! Wir kapern zum zweitenmal mein Schiff! Über das dumme Gesicht von McDonald freue ich mich jetzt schon!«
    Joanna schaute Rainherr entsetzt an. »Du willst doch nicht etwa die Kanone und die MGs ausfahren lassen?« fragte sie heiser. »So nahe bei den Frachtschiffen! Das gibt Alarm …«
    »Keine Sorge! Ohne die Knalldinger, Joanna! Wir gehen einfach längsseits und entern mein Schiff. Dann überraschen wir die Kerle in den Kojen und zeigen ihnen, wie dämlich sie sich benehmen. Ohne Wache …«
    »Sie sind schließlich hier zu Hause, Andres!«
    »Ja, mit der ›Altun Ha‹. Aber mit meinem Boot?« Rainherr setzte das Glas wieder an die Augen. »Juan, volle Kraft voraus! Dann 50 Meter vor dem Ziel nur noch Treibfahrt. Wir müssen lautlos ankommen …«
    »Dieses Schiff schwebt doch ohnehin über dem Wasser, Chef!« sagte Juan und lachte stolz. »Mir ist jetzt schon klar, warum niemand die Piraten kommen hörte und warum man sie ›Gespenster‹ nannte. Nur möchte ich keinen Sturm damit erleben.«
    »Es kann nicht sinken!« sagte Joanna. »Wir waren schon einmal – durch Navigationspech – im ›Auge‹ eines Taifuns. Damals hätte ich fast wieder das Beten gelernt. Wir hatten uns alle einfach irgendwo angeschnallt, mit dicken Lederriemen und Karabinerhaken, und hatten das Boot dem Meer überlassen. Es spielte mit ihm Ball. Wir wußten nicht mehr, wo oben und unten war. Aber das Schiff sank nicht! Wir überlebten alle … wie man sieht! So ein Schiff bekomme ich nie wieder … Und du willst es versenken, Andres …«
    »Das Schiff ist ein Teil der Vergangenheit, die wir auslöschen müssen, Joanna!«
    Rainherr fixierte seine ANNETTE I, die schnell näherkam. Die GOTLAND flog auf sie zu. Der Morgenwind blähte die deutsche Flagge auf. Mit Schrecken dachte Rainherr daran, daß die ganze Beute von McDonalds privater Piraterie noch auf dem Schiff sein mußte. Hier kontrollierte niemand … aber wenn während der Fahrt nach Saba ein Kriegsschiff die Yacht angehalten hätte … nicht auszudenken, was da für Komplikationen auf ihn zugekommen wären.
    Juan stellte die Motoren ab, als sie etwa 50 Meter an die ANNETTE I herangekommen waren. Lautlos trieb die GOTLAND längsseits, von Juan geschickt gesteuert, der das Ausgleiten der vollen Fahrt ausnutzte.
    »Nun erinnere dich wieder …«, sagte Rainherr zu Joanna und umarmte sie. »Wie habt ihr das immer gemacht? Enterhaken und Klapp-Gangways?«
    »Muß das sein?« fragte sie leise und verkroch sich an ihn. »Ich wollte es doch nie … nie wieder tun!«
    »Nur dieses eine Mal noch, Joanna! Für eine Stunde lebt Mary-Anne Tolkins wieder! Wie habt ihr gekapert?«
    Joanna seufzte. Sie nahm Juans Stelle am Schaltpult ein und nickte zum Deck. »Neben dem Kamin, die große Kiste, da ist alles drin!« rief sie hell.
    »Aye aye, Käpten!« antwortete Rainherr fröhlich.
    Sie liefen die Treppe hinunter, klappten die Kiste auf und fanden Taue, Enterhaken, Enterstangen, Sandsäcke als Puffer, große, beidseitig geschliffene Messer und Gaspistolen nebst Munition.
    Ein leises Summen ließ sie herumfahren.
    Gleich neben der versenkt gebliebenen Kanone öffnete sich eine Klappe auf Deck. Eine breite Gangway fuhr, wie von Geisterhand gelenkt, aus dem Bootsrumpf, ragte steil in die Luft und

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