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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stummen Blicke.
    »Aus der ›Gotland‹ wird wieder die alte ›Altun Ha‹, sie wird unter britischer Flagge fahren. Der Heimathafen wird Cayman Brac sein. Stationiert im Hafen von Spot Bay. – Wer hat etwas dagegen?«
    Niemand hatte etwas dagegen. Rainherr sah nur auf allen Gesichtern die helle Freude.
    »Noch etwas!« sagte Rainherr laut. »Die Kanone wird abmontiert!«
    »Ab … montiert?« fragte McDonald geradezu entsetzt zurück.
    »Und im Meer versenkt. Ebenso die beiden schweren MGs – dazu alles Piratengerät! Aus der ›Altun Ha‹ wird das, als was sie jedem erscheint: ein wunderschönes Schiff, auf dem sich sorglos leben läßt.«
    »Das wird verdammt bitter«, versetzte Jim dunkel. »Aber … wie Sie befehlen, Sir! Sie sind der Chef! Wir werfen alles über Bord. Unser Herz wird dabei bluten …«
    »Es hört schon wieder auf, Jim!« Er überblickte die Mannschaft in den sauberen weißen Uniformen. »Seid ihr bereit?«
    »Aye aye, Sir!« schrie Jim, und alle fielen ein.
    »Dann marsch an Bord der ›Altun Ha‹! McDonald!«
    »Sir?«
    »Sie übernehmen wieder die Brücke …«
    »Ich … ich soll …«, stotterte Jim. Der rote Haarwald in seinem Gesicht zuckte wild.
    »Natürlich! Juan brauche ich für andere Dinge. Sie sind der Steuermann! Wir fahren gleich in die Ladder Bay ein und gehen an Land. McDonald, übernehmen Sie das Boot!«
    »Aye aye, Sir!«
    Jim McDonald scherte aus der Reihe aus und baute sich davor auf. »Ihr Sauhunde!« brüllte er seine Kameraden an. »Vorbei ist es mit dem Hurenleben! Wir werden ehrlich! An Bord … marsch, marsch!«
    Die gesamte Mannschaft machte eine Kehrtwendung und rannte dann über die Gangway an Bord der ALTUN HA. Als letzter betrat Jim das Schiff und kletterte auf die Brücke. Er heulte laut, als er sich auf den Stuhl hinter das Armaturenbrett setzte …
    Das war seine Heimat. Es gab keine andere für ihn.
    »Ob das gutgeht, Andres?« fragte Joanna. Sie standen jetzt allein auf dem Deck der ANNETTE I. Auch Juan war drüben auf dem Piratenschiff.
    »Es ist eigentlich alles wie früher, Liebling. Ich habe mein Schiff und meine Mannschaft wieder – und du hast dein Schiff. Wir könnten nun jeder in einer anderen Richtung abfahren und uns nie wiedersehen. Dann wird es keinerlei Probleme geben.«
    »Doch! Das unlösbarste aller Probleme: Unsere Liebe! – Alles, was du gerade gesagt hast, habe ich nicht gehört! Jetzt bleibt nur noch Luis de Vegas, dann fahren wir nach Cayman Brac zurück. In Georgetown auf Grand Cayman heiraten wir. Der Gouverneur höchstpersönlich wird unser Trauzeuge sein.«
    »Und im Hintergrund der Kirche singt unser Piratenchor …«
    »So ungefähr!«
    »Das ist doch alles Wahnsinn, Andres.« Sie blickte hinüber zu der Vulkaninsel. Unten, an der Ladder Bay, klebten ein paar Häuser am Gestein, darunter auch das ›Büro‹ von Luis de Vegas. Es war an dem besonders langen Antennenmast erkennbar. Hier war die Funkstation, über die Luis alle seine Beobachtungen bekanntgegeben hatte, so die Liegeplätze neu eingetroffener Millionärsyachten – die neuen Opfer der Karibik-Piraten. Es war eine bis ins letzte durchorganisierte perfekte Meldestelle, deren Endpunkt Fernando Dalques war. Er blieb die letzte, große Bedrohung …
    »Liebst du mich?« fragte Rainherr ganz nüchtern.
    »Das weißt du doch.«
    »Dann brauchen wir keine Worte mehr.«
    Andreas faßte Joanna unter, was für einen Außenstehenden merkwürdig aussehen mußte. Ein Mann und ein Kapitän gingen über Deck wie ein Liebespaar … Auf See ist eben alles möglich.
    »Jetzt sehen wir uns Luis de Vegas an. Ob er auch ein anständiger Mensch werden will?«
    »Man wird es ihm erst erklären müssen, was das ist!«
    Sie lachten und gingen über die automatische Gangway an Bord der ALTUN HA. Von der Brücke ertönte das typische Pfeifsignal ›Kapitän an Bord‹.
    McDonald beherrschte so etwas militärisch vorschriftsmäßig.
    Rainherr blickte zu ihm hinauf. »Steckt der Anker der ›Annette I‹ gut, Steuermann?«
    »Wie betoniert, Sir!«
    »Gut. Dann ablegen und hinüber nach Saba! Wie fühlen Sie sich, Jim?«
    »Im Himmel kann es kaum schöner sein«, rief McDonald hinunter. »Bestimmt nicht, Sir …«

XVIII
    Wer Saba, diesen Vulkankrater im Meer, ohne Strand, ohne jegliche freundliche Küste – nur erstarrtes Urgestein in riesigen, bizarren Formationen –, von der Ladder Bay aus betritt und die ersten Menschen, die ersten Häuser, vor allem aber die Frauen erblickt, der

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