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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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senkte sich dann langsam hinüber auf das andere Schiff. Ein Roboter des Angriffs …
    »Phantastisch!« rief Juan, der ehrlich ergriffen war. »Ich habe es ja erlebt … Sie waren plötzlich an Bord, und man wußte nicht, woher sie kamen. Sir, Sie wissen, wie gut mein Gehör ist. Ich hatte damals nichts, absolut nichts gehört …«
    Sie nahmen die Seile mit den Enterhaken, warfen sie in die Reling der ANNETTE I und zogen sich damit ganz nahe an die Bordwand heran. Die automatische Gangway, von Joanna im Kommandoraum gesteuert, traf auf die ANNETTE I auf und stellte die Verbindung her. Ohne einen lauten Ton, ohne Schwierigkeiten, fast wie eine Spielerei war das andere Boot in den Besitz der Piraten gekommen …
    Rainherr und Joanna stürmten an Bord der ANNETTE I und verschwanden in den Abgängen der Aufbauten. McDonald bewohnte – wie konnte es als neuer ›Chef‹ anders sein – Dr. Rainherrs Räume. Er schlief noch fest, als Andreas in sein Schlafzimmer trat und Jim mit einer kräftigen Ohrfeige weckte.
    Mit einem gottserbärmlichen Fluch schnellte Jim hoch und blickte fassungslos in den runden Lauf der Gaspistole. Rainherr hatte sie mit einer roten Leuchtrakete geladen, was McDonald sofort erkannte.
    »Jim! Dieser Überfall ist für die Frechheit, die deutsche Flagge zu hissen und unter ihr Pirat zu spielen!« sagte Rainherr hart. »Kannst du dir vorstellen, wie du aussiehst, wenn ich die Leuchtrakete auf deinen Balg schieße? Es wird kaum noch jemand geben, der dich identifizieren kann! Jim, sing noch ein irisches Kirchenlied … und dann wirst du zu einer roten Rakete! Es ändert sich ja nicht viel an dir, dein Haar hatte immer schon eine Signalfarbe! Los!«
    Jim McDonald saß steif in Rainherrs Bett. Er war nackt und hockte mit seinem gewaltigen, rotbehaarten Körper unter der Decke. Mit weiten Augen legte er die Hände gefaltet in den Nacken – die internationale Haltung aller festgenommenen Gangster. Irgendwoher im Schiff erscholl Lärm … dort räumte wohl Juan mit den anderen auf.
    »Sir …«, begann McDonald rauh. »Was ist los mit Ihnen? Wir sind doch Ihre besten Freunde. Wir sind nur nach Saba gekommen, um Ihnen beizustehen. Fernando, das Schwein, will uns doch alle in die Pfanne hauen wie Spiegeleier. Er wollte auch Luis aufhetzen, aber der hustete ihm was. Er wollte uns mit Raketen versenken, aber wir sind ihm geschickt davongelaufen. Nun sind wir am Ziel … und Sie kommen herein und wollen mich zerplatzen lassen? Ist das Freundschaft, Sir?«
    »Keine Wache an Bord! Schlafen bis in den hellen Tag hinein! Sich kapern lassen wie alte Jungfern im Park! Nackt in meinem schönen Bett schlafen! Und dann noch die deutsche Flagge am Heck … Jim, das ist zuviel! Wenn wir die Gesetze der Korsaren aus vergangenen Jahrhunderten anwenden würden, dann müßte ich dich kielholen lassen, bis du ein Fisch geworden bist!«
    »Sir, wer sollte uns hier etwas tun?« schrie McDonald. »Saba ist doch unser Heimathafen!«
    »Du siehst doch, wie einfach das geht! Draußen löschen die Frachtkähne, und niemand merkt, daß wir euch inzwischen gekapert haben!« Rainherr winkte mit der Gaspistole. »Los! Raus aus meinem Bett! Uniform an und an Deck! Du sollst in voller Gala an die Höllenpforte anklopfen …«
    »Sir …« Jim schob sich aus dem Bett. »Wenn Treue so belohnt wird …«
    »Halt's Maul und zieh dich an! Mein Gott, du siehst ja wirklich wie ein riesiger Orang-Utan aus! Jedes Weib muß doch schreiend flüchten, wenn du dich ausziehst!«
    »Sie sind im Gegenteil ganz verrückt nach mir, Sir!«
    McDonald schlüpfte in die auf einem Bügel hängende weiße Uniform. Mary-Annes Tradition war konsequent fortgeführt worden: Wenn Piraterie, dann sauber und korrekt in Marineuniform. Die meisten der Überfallenen hatten ja auch ausgesagt, sie hätten eine Militärkontrolle vermutet, die an Bord gekommen wäre.
    Blütenweiße Jacken und Hosen, zwei Offiziere mit goldenen Ärmelstreifen und Goldkordeln um die weißen Mützen – das war eine aktenkundige Tatsache, die allen Polizeibehörden der Karibikstaaten Rätsel aufgab. Hinter der Hand wurde sogar der Verdacht geäußert, daß tatsächlich ein Kriegsschiff unbekannter Nationalität mit einem Spezialbeiboot diese Überfälle ausgeführt habe – gewissermaßen als Aufbesserung des Soldatensolds …
    »Was nun?« fragte Jim, als er korrekt angezogen war. Er schielte auf die dicke Gaspistole.
    »An Deck, Jim!«
    Als sie hinaufkamen, standen die anderen

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