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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu Ihren Geschäftsprinzipien, nie Tote zu hinterlassen, sondern nur leere Taschen. Man ist hier an Bord nicht aufs Töten eingerichtet, trotz MGs und einer 7,5-cm-Kanone.«
    »Wo ist Jim?«
    »Hier!« brüllte McDonald. Seine Augen quollen vor, was in dem roten Haarwald wie eine Clownnummer aussah.
    »Ist das so schwer, jemanden über Bord zu kippen?«
    »In diesem Fall schon«, antwortete McDonald, während ihm Dr. Rainherr das Mikrofon hinhielt. »Sie kennen nicht die Situation an Bord, Don Fernando.«
    »Mary, was ist bei euch los?«
    Fernandos Stimme klang jetzt unruhig und hastiger. Er hatte begriffen, daß etwas nicht stimmte, daß etwas anders war als sonst. Er ahnte das Außergewöhnliche.
    Dr. Rainherr hielt ihr wie ein Reporter das Mikrofon vor den herzförmigen Mund. »Wir laufen jetzt aus, Fernando!« sagte sie rauh. »Gegen Mittag sind wir im Hafen. Ich nehme den direkten Weg durch die Reefs.«
    »Das ist zu gefährlich, Mary!« ließ sich Dalques hören.
    »Trotzdem! Ich will, daß dieser Mensch endlich von Bord kommt! Ende.«
    Sie wartete Fernandos weitere Fragen gar nicht mehr ab, sondern schaltete den Sender aus. Zwar blinkte unentwegt die kleine Ruflampe, ein Zeichen, daß Dalques immer wieder rief – aber Mary-Anne kümmerte sich nicht mehr darum.
    »Schalte nicht ein!« befahl sie McDonald. »Und jetzt direkten Kurs. Volle Kraft!«
    »Volle Kraft?«
    »Was sonst?«
    »Durch die Reefs?«
    »Volle Kraft!«
    McDonald nickte nur und blickte Rainherr wie hilfeflehend an. »Der Teufel segne das Boot und gebe ihm Flügel!«
    Mit Echolot, Radar und dem neuen Sonargerät, das eigentlich nur Kriegsschiffe haben, rauschte die pfeilschnelle ALTUN HA durch die Cays nach Belize.
    Beim Ablegen stand Juan an Deck der ANNETTE I und winkte ihnen mit seinem alten Strohhut nach.
    Mary-Anne betrachtete Dr. Rainherr mißbilligend. Er trug wieder sein scheußliches, mit der Palmeninsel bedrucktes Hemd, weiße, aber wenigstens saubere Jeans, derbe Schuhe und auf dem Kopf wieder seinen breitkrempigen, ausgefransten Strohhut. Einen Koffer oder Seesack hatte er nicht mitgebracht, das war offensichtlich seine einzige Kleidung.
    »Etwas Besseres hätten Sie nicht anziehen können?« fragte Mary-Anne giftig.
    »Ich hielt es nicht für originell, im weißen Smoking zu sterben. In dieser alten Kluft fühle ich mich wohler, wenn Fernando mich umbringt.«
    Mary-Anne biß die Zähne aufeinander und verließ die Brücke.
    Rainherr folgte ihr in den Salon, wo für zwei Personen gedeckt war.
    »Haben Sie schon gefrühstückt?« fragte sie.
    »Nein. Wir hatten uns doch dazu verabredet, schönes Gespenst der Karibik!«
    »Wenn Sie das noch einmal sagen, bekommen Sie einen Karateschlag, nach dem Sie keinen Frühstücksappetit mehr haben werden.«
    »Ich bin ab sofort wieder das kleine brave Männchen.«
    Er setzte sich an den Tisch. Der Bärtige erschien, servierte den Kaffee und blinzelte Rainherr mit Verschwörerblicken an.
    »Wie geht es meiner Patientin – nicht der Korsarin?« fragte Dr. Rainherr dann.
    »Gut! Die Wunde ist in Ordnung. Ich habe sie mir im Spiegel angesehen. Sie brauchen sich nicht mehr darum zu kümmern.«
    »Schade. Die Umgebung besagter Wunde war einer ständigen Bewunderung wert …«
    »Zucker?«
    »Genau das ist es.«
    »Wieviel Zucker in den Kaffee?« schrie Mary-Anne wütend.
    »Zwei Stück, bitte. Aber keine Sahne.« Er setzte sich zurecht und überblickte den Tisch. Er war einfach gedeckt, aber er stellte wohl das Beste dar, was die ALTUN HA zu bieten hatte.
    »Ein ausgesprochen bürgerliches Gefühl«, dozierte Rainherr sarkastisch. »Morgenkaffee in der Familie! Mit Weißbrot, Butter, Marmelade, Honig und Dauerwurst. Ein gutes Frühstück hebt das Wohlbefinden für den ganzen Tag.«
    »Warum sind Sie in der Nacht nicht geflohen?« fragte Mary-Anne plötzlich. Sie umklammerte ihre Kaffeetasse mit beiden Händen, als sei es so kalt, daß sie ihre Finger daran wärmen müsse.
    »Aber wir waren doch zum Frühstück miteinander verabredet. Was ich verspreche, halte ich.«
    »Es geht um Ihr Leben, begreifen Sie das noch immer nicht? Wir sind in eine Ausnahmesituation geraten. Zum erstenmal haben wir Gefangene gemacht. Zum erstenmal hat ein Fremder unser Schiff betreten. Zum erstenmal …«
    »… weiß jemand, daß die großen Piraten der heutigen Zeit von einer Frau angeführt werden!« vollendete Rainherr den Satz.
    »Ja!«
    »Das ist allerdings so gravierend, daß man dafür sterben muß! Mary-Anne, ich

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