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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an.
    Hier, am Liegeplatz III, war es still. Außer ein paar Arbeitern war nur Fernando Dalques am Kai – und er war nicht zu übersehen.
    Mittelgroß, schlank, schwarzhaarig, mit einem flotten Menjoubärtchen über der Oberlippe, auf dem Kopf einen fast weißen Panamahut, an den Füßen zweifarbene Lederschuhe – braun und weiß.
    Sein hellbeiger Anzug war beste Schneiderarbeit und bestimmt nicht in Belize angefertigt worden. So stand er, zweifellos eine elegante Erscheinung, an Land und wartete darauf, daß das Fallreep von der ALTUN HA herübergeschoben wurde.
    Mary-Anne und Dr. Rainherr standen im Salon und betrachteten Fernando durch das Fenster.
    »Das ist er!« sagte sie.
    »Sie sehen, ich zittere vor Ehrfurcht.«
    »Er ist ein Tier.«
    »Aber ein nicht sehr großes …«
    »Auch ein schwarzer Panther ist nur mittelgroß und trotzdem das mitleidloseste Tier, das wir kennen.«
    »Ich habe schwarze Panther schon dressiert Männchen machen sehen!«
    »Fernando dressiert man nicht.«
    »Und trotzdem ist er Ihr Partner? Wie kommen Sie mit ihm aus?«
    »Sehr gut. Er liebt mich.«
    »Also doch!«
    »Es ist einseitig, Andreas. Ich habe nicht gesagt, daß ich ihn liebe. Er hofft aber immer darauf, daß es noch geschieht.«
    »Ein glücklicher Mann, der so etwas hoffen darf!«
    »Gehen wir an Deck!« sagte sie grob. »Ihre dummen Sprüche ekeln mich an.«
    »Ich soll mitkommen?« fragte Rainherr.
    »Natürlich.«
    »Ohne Fesseln? Seit wann liefern Piraten ihre Gefangenen unverschnürt ab?«
    »Ich möchte Sie ohrfeigen!« sagte Mary-Anne wenig damenhaft. »Los! Gehen Sie voran!«
    »Hurra! Das war wenigstens der richtige Ton! Treten wir also dem schwarzen Panther von Belize gegenüber!«
    Fernando Dalques straffte sich, als Dr. Rainherr und Mary-Anne Tolkins an Deck erschienen und zum Fallreep gingen. Mit ausgebreiteten Armen ging Dalques Mary-Anne entgegen, umarmte sie und küßte sie auf beide Wangen.
    »Ich bin immer glücklich, wenn du wieder an Land bist«, sagte er auf Spanisch. »Mein Herz erneuert sich immer wieder bei deinem Anblick.«
    »Trotzdem könnten Sie den Hut abnehmen, wenn Sie eine Dame begrüßen«, sagte Dr. Rainherr mit Wonne.
    Fernando ließ Mary-Anne los und drehte sich langsam zu Rainherr um. Es war wie eine Zeitlupenaufnahme, aber um so deutlicher wurde die Demonstration der Gefährlichkeit. Fernandos schwarze Augen glänzten, und die goldenen Punkte in den Pupillen waren von gnadenloser Kälte.
    »Ich bedauere, daß Mary-Anne das Seegeschäft betreibt und ich die Firma an Land vertrete!« sagte er. Es klang nüchtern wie eine Erklärung zwischen zwei neuen Geschäftspartnern.
    »Sie sollten die Rollen tauschen, Señor Dalques.«
    »Man kann darüber reden.«
    »Seeluft ist gesund. Ein Reizklima …«
    »Wir werden bald Gelegenheit haben, dieses Reizklima zu überprüfen.«
    Der erste Schlagabtausch.
    Sie standen sich gegenüber, Rainherr fast zwei Köpfe größer als Dalques, breiter, stärker, durchtrainierter. Man hätte meinen können, daß er gegen Fernando die besseren Chancen hätte.
    Aber auch eine Ratte ist viel kleiner als ein Mensch und wagt trotzdem, ihn anzugreifen.
    Fernando Dalques schien einen großzügigen Tag zu haben. Er ließ Dr. Rainherr einfach stehen, als sei er eine der Kisten, die am Kai herumstanden, und wandte sich wieder Mary-Anne zu.
    Jim McDonald und der Bärtige kamen von Bord und machten um die Gruppe, als sie mit den Schiffspapieren zur Hafenmeisterei gingen, einen Bogen.
    Auch wenn Belize City von der übrigen Welt vergessen war – die von den Engländern übernommene Bürokratie funktionierte noch reibungslos, vor allem, was den Hafen betraf. Da die Yacht ALTUN HA ihrer Ausmaße wegen nicht mehr als Hobbyboot oder Ferienuntersatz galt, sondern schon als vollwertiges, beim Internationalen Lloyd registriertes Schiff, mußten Ankunft und Abfahrt beim Hafenmeister gemeldet werden. Man bekam dann einen Stempel und war erst dann offiziell an Land.
    Auch in Belize war ein amtlicher Stempel immer noch das Wichtigste, und das Wohlwollen eines Staatsbeamten garantierte ein ruhiges Leben. Man weiß aus alten Schriften, daß auch schon die Mayas und Inkas Beamte hatten, von den Azteken ist das gleiche überliefert, und im alten Ägypten herrschte eine ganze Beamtenhierarchie. Und was war mit Adam, dem ersten Menschen! Spaßvögel behaupten, er sei Beamter gewesen und habe das Paradies verwaltet.
    »Ich habe zum erstenmal in all den Jahren eine Dummheit gemacht«, sagte

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