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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rainherr«, meinte Dalques schließlich. »Ihr Kapital war Ihr Schiff, Sie haben auf Cayman Brac ein Haus, leben von einer Rente, die Ihnen eine Erfindung garantiert, und haben im übrigen keinerlei Anspruch ans Leben als den, in Ruhe Ihre Tage verbringen zu können.«
    »Sie haben es genau erfaßt, Don Fernando«, antwortete Rainherr höflich.
    »Aber jeder Mensch ist etwas wert. Auch Sie! Schätzen wir Sie niedrig ein: Fünfhunderttausend Dollar!«
    Rainherr lachte. »Und wer soll die bezahlen?«
    »Ihre Tochter.«
    »Annette?« Rainherr wurde plötzlich ernst. »Lassen Sie das Mädchen aus Ihren Kalkulationen, Don Fernando!«
    »Aha! Da sitzt Ihre verwundbare Stelle.«
    »Zugegeben! Aber – sehen Sie, ich habe bisher immer, wo ich auch war, jeden Abend von meinem Boot aus mit Cayman Brac gesprochen. Ich hatte eine gute Funkanlage, und über eine Kurzwellenlänge war ich immer mit meiner Tochter in Verbindung. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Wie ich Annette kenne, hat sie längst die Polizei von Cayman alarmiert. In den beiden letzten Tagen war die Karibik glatt wie ein Bettuch … ich kann also nicht in einem Sturm umgekommen sein.«
    »Cayman Brac ist weit weg.«
    »So weit nun auch wieder nicht. Auf Grand Cayman sind zwei Schnellboote stationiert. Wenn die auslaufen …«
    »Wer denkt an Belize?«
    »Meine letzte Meldung war: Ich fische in den Cays. Im Süden des Glover Reef.« Rainherr lächelte mokant. »Der dritte Fehler, Mary-Anne: Wenn man mich sucht, wird man mein Schiff und Juan Noales finden. Zur Erklärung, Don Fernando: Der Genannte ist mein Steuermann!«
    »Wie ist solch eine Verrücktheit möglich?« schrie Dalques und sprang auf. »Wo hast du dein Gehirn gelassen? Ich lasse sofort wieder auslaufen und dieses Boot versenken; ist das klar, Mary-Anne?«
    »Du läßt auslaufen? Du?« Zum erstenmal sah Rainherr – und er sah es mit tiefer innerer Befriedigung –, wie das Verhältnis zwischen Mary-Anne und Don Fernando wirklich war.
    Er war insgeheim entzückt.
    Sie blieb im Sessel sitzen, aber sie stemmte die Füße gegen den Boden, und ihre großen schwarzen Augen verengten sich in jähem Zorn. Und das war neu an ihr … Bei allem Streit und allen Auseinandersetzungen mit ihr hatte Rainherr nie gesehen, daß sie die Augen zusammenkniff, als wolle sie auf jemanden zielen.
    »Das Meer ist mein Gebiet! Ich allein bestimme über das Boot!«
    »Er ist fünfhunderttausend Dollar wert! Seine Tochter wird sie zahlen!« schrie Fernando.
    »Und dann?«
    »Er weiß zuviel, er hat zuviel gesehen … was bleibt uns anderes übrig?«
    Dalques lief nervös hin und her und blieb dann ruckartig vor Dr. Rainherr stehen. »Wir sind Geschäftsleute! Wir können uns keine Pannen leisten.«
    »Das sehe ich ein.« Rainherr nickte zustimmend. »Obgleich Sie konkurrenzlos sind – Mary-Anne hat die Firma in eine prekäre Lage gebracht. Nur: Mein Tod nützt Ihnen gar nichts, und fünfhunderttausend Dollar bekommen Sie auch nicht von mir. Ich habe sie einfach nicht, und keine Bank auf den Cayman-Islands wird sie mir leihen, um mich aus den Händen von Piraten zu befreien. Es wäre für diese Bankiers kein gutes Geschäft. Ihr Verdienst ist die Steuerfreiheit auf Cayman, es sind die Schwarzgelder aus der ganzen Welt, mit denen diese Banken zinslos auf internationalen Märkten arbeiten. Aber Lösegeld für mich? Nie!«
    »Sie sehen aber doch ein, daß Sie für unsere Firma eine akute Gefahr darstellen?«
    »Das habe ich immer betont. Mit einer Einschränkung …«
    »Und?«
    »Mary-Anne! Ich habe versprochen, alles zu vergessen – Mary-Anne zuliebe!«
    »Und wer garantiert mir das?«
    »Meine Gegenwart. Ich hätte gestern nacht genügend Gelegenheit gehabt zu flüchten. Aber – wo bin ich? In Belize! Ein freiwillig Gefangener. Und von dem wollen Sie fünfhunderttausend Dollar erpressen? Don Fernando, was ist das für ein Geschäftsgebaren? Auch wenn Sie ein Gauner sind, so rechne ich doch damit, daß in Ihnen der spanische Caballero überwiegt.«
    »Er ist tatsächlich verrückt!« rief Fernando entgeistert. »Er kann doch nicht einfach am Leben bleiben!«
    »Sie sollten sich endlich einigen.« Dr. Rainherr stand auf. »Ich gehe ein wenig im Park spazieren und sehe mir Ihre Pracht an. Wenn ich zurückkomme, erfahre ich hoffentlich endlich, ob Sie mich umbringen wollen. Man muß sich doch seelisch darauf einstellen …«
    Er ließ den verblüfften Fernando stehen, verließ das Orchideenzimmer durch eine der großen

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