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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dieser Dr. Rainherr bei einem Ausflug auf dem Belizefluß einem bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen sei. Es gab rabiate alte Krokodile, die schon öfters leichte Boote einfach umgeworfen hatten. Von den Insassen hatte sich niemand mehr ans Flußufer retten können, sie konnten nur noch als nicht sehr menschenähnliche Leichen geborgen werden.
    Mary-Anne stand in ihrem Büro vor einer großen Wandkarte der karibischen See, hielt einige Telexblätter in der Hand und steckte mit rotköpfigen Stecknadeln Markierungen ab.
    Andreas Rainherr las die Namen der Inseln: St. Barthélémy, Anguilla, Nevis, St. Kitts und Ginger Island. An anderen Orten steckten bereits grüne Nadeln.
    Mary-Anne winkte Rainherr fröhlich zu, als sie gerade eine rote Nadel auf Nevis steckte, und faltete dann die Telexmeldungen zusammen.
    »Unsere Außenstelle hat neue Informationen«, erklärte Dalques. »Die roten Nadeln markieren die Liegestellen von amerikanischen Yachten, die länger als eine Woche bleiben wollen … Die grünen Nadeln bezeichnen britische und andere Nationalitäten, die in diesem Seegebiet kreuzen, ihre Standorte wohl wechseln, aber doch in der Gegend bleiben. Vielleicht ist auch ein Deutscher dabei – wer weiß?«
    »Neue Opfer …«
    »Sagen wir – Kunden!« ergänzte Dalques ironisch. »Wir holen morgen früh Ihr Schiff nach Belize, vervollständigen die Ausrüstung der ›Altun Ha‹ und laufen in der Nacht noch aus nach den Britischen Jungfern-Inseln.«
    »Ist das wahr, Mary-Anne?« fragte Rainherr mit belegter Stimme.
    »Ja. Ein Unternehmen wie das unsrige ist konjunkturabhängig.« Sie zeigte auf die neuen Nadelköpfe. »Hier sammeln sich selten große Yachten an. Luis meldet, daß zwei Schiffe dabei sind mit einer ganzen Millionärsgesellschaft aus Florida. Wie Christbäume mit Schmuck behangen!«
    »Wer ist Luis?«
    »Unser Außenstellen-Büroleiter«, erklärte Dalques und grinste. »Nun fragen Sie nicht noch: Wo ist diese Außenstelle? Das erfahren Sie nie! Luis hat die wichtigste Funktion von allen unseren Angestellten! Über seinen Fernschreiber kommen die Tips! Man kann sich auf sie verlassen. Außerdem leitet er die Versorgungsbasis, wenn Mary-Anne oft wochenlang unterwegs ist.«
    »Imponierend!«
    Andreas Rainherr trat an die große Wandkarte der Karibik. Sie war ein kartographisches Meisterwerk. Jede Tiefe oder Untiefe war verzeichnet, jede Inselbucht und jede Landzunge, vor allem jeder mögliche Schlupfwinkel, wo sich die pfeilschnelle ALTUN HA vor Verfolgern verstecken konnte. Es waren oft stille Gewässer zwischen den Riffen, wo kaum ein Schiff hinkam.
    Für Mary-Annes Yacht gab es keine Probleme – sie hatte ihr Schiff einmal den ›Fliegenden Fisch‹ genannt.
    »Generalstabsmäßig!« sagte Rainherr bewundernd.
    »Die Grundlage unserer Erfolge, Andreas.«
    »So handelsmäßig das alles aufgezogen ist … es bleibt doch immer eines: Raub! Juristisch sogar Überfall, zum Teil mit schwerer Körperverletzung. – Ist das so richtig formuliert, Dr. Casillas?«
    Der ›Syndikus‹ blickte zunächst ratsuchend von Dalques zu Mary-Anne, denn solche Bewertungen des Unternehmens waren ihm fremd. Dann sagte er stockend:
    »Juristisch gesehen haben Sie recht.«
    »Ein perfektioniertes Gangsterstück!«
    »So sehen Sie es, Andreas.«
    Mary-Anne trat von der Karte zurück und brachte die Telexblätter zu einer Papierzerkleinerungsmaschine. Sie steckte sie hinein.
    Als dünne Streifen fielen sie in einen Plastiksack, für immer unleserlich.
    »Was wir tun, ist nur eine Umschichtung von zuviel Vermögen. Wir schöpfen sozusagen Überschüsse ab. Wer von mir gekapert wird, kann den Verlust leicht verschmerzen.«
    »Ist Mary-Anne nicht fabelhaft?« fragte Fernando begeistert. »Das ist die Philosophie der Zukunft!«
    »Natürlich kann man auch die Probleme der Piraterie philosophisch-sozialistisch sehen.«
    Andreas Rainherr setzte sich in den bequemen Sessel hinter dem Schreibtisch, der eigentlich Mary-Anne als Chefin zustand.
    »Dann müßte aber der Erlös, wenn wir ihn mal so nennen wollen, unter das arme Volk verteilt werden. Ich fragte ja schon einmal, ob sie der ›Robin Hood der Meere‹ sind? Nein! Sie sind es nicht! Der ›abgeschöpfte‹ Reichtum wird bei Ihnen wiederum zum alleinigen Reichtum. Redet nur nicht so herum, ihr beiden, wie Politiker im Wahljahr! Ihr seid ganz schlicht Banditen, weiter nichts! Freibeuter – und ganz modern mit Funk, Telex und Sonarpeilung!«
    »Sie sind wirklich ein

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