Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Polizeifunkbooten. Über diese modernste Funkanlage war das ›Gespenst der Karibik‹ über jede Bewegung des Gegners bestens informiert.
    Andreas Rainherr schaute auf die Uhr. Es war nicht die Zeit, zu der er sich sonst daheim meldete, aber wenn Annette in Sorge war, hielt sie sich bestimmt in der Nähe des Funkgerätes auf.
    Da … ein Knacken, ein schrilles Pfeifen, als Rainherr die genaue Wellenlänge einstellte. Dann brach der Ton ab, und eine Mädchenstimme klang klar in Rainherrs Kopfhörer und nebenan aus dem Lautsprecher:
    »Hier AR I. AR I. Vati, bist du es? Vati …«
    »Ich bin es, mein Schatz.« Rainherr atmete tief auf. »Wie geht es dir?«
    »Mein Gott, wie geht es dir? Warum meldest du dich nicht? Seit neunzehn Stunden sitze ich hier … Vati, wo bist du? Bis zum Abend hätte ich gewartet, dann hätte ich Alarm gegeben.«
    »Prost!« sagte im Nebenraum Fernando. »Das wäre knapp geworden mit dem Einholen seiner Yacht!«
    »Vati … ist irgend etwas nicht in Ordnung? Bist du noch in den Cays?«
    »Ja, mein Kleines. Irgend etwas an der Funkanlage war ausgefallen, aber Juan hat es wieder repariert. Du hörst ja, es ist alles in Ordnung. Ich angele hier. Zwischen den Korallenriffen wimmelt es von Fischen.«
    »Und wann kommst du wieder nach Haus, Vati?«
    »Bald …«
    »Das ist ein Irrtum«, knurrte Fernando Dalques.
    »Du kannst noch keinen Tag nennen, Vati?«
    »Noch nicht.«
    Dr. Rainherr räusperte sich. Er hatte diesmal wieder das Gefühl, daß er – obwohl er allein in dem großen Raum war – nicht allein war. Sie hören mit, dachte er. Wenn sie es nicht täten, wären sie Dilettanten. »Ich habe hier einen Hai gesichtet, Kleines«, sagte er betont. »Ein Mordsvieh! Auf den warte ich, den muß ich kriegen!«
    »Vati, paß auf dich auf. Es hat genügt, daß …«
    Annette verschluckte den Rest des Satzes, man brauchte nicht immer davon zu sprechen. Diese Stunde war Vater und Tochter sowieso immer gegenwärtig …
    »Laß ihn schwimmen, wenn er zu groß für dich allein ist. Bitte, Vati …«
    »Dieser Hai glaubt groß und stark zu sein – aber ich schaffe ihn! Er ist jetzt ganz in der Nähe …«
    »Du siehst ihn, Vati?«
    »Er sieht mich! Er will so klug sein und ist doch so ein Rindvieh!«
    »Merkst du es? Er spricht von dir«, sagte nebenan Mary-Anne zu Fernando. »Er weiß genau, daß wir zuhören.«
    »Hab keine Angst, Kleines«, sagte Andreas jetzt mit einer so zärtlichen Stimme, wie sie Mary-Anne sich für sich wünschte. »Mir passiert nichts. Die Wettermeldungen sind gut, die See ist glatt. Was hast du angestellt, mein Kleines?«
    »Ich habe nur auf dich gewartet, Vati.«
    »Und sonst? Was Neues?«
    »In der Konservenfabrik hat man noch zehn Frauen eingestellt. Die Aufträge kamen gut herein.«
    »Das ist eine gute Nachricht. Annette, Liebling, ich rufe morgen wieder an. Keine Sorgen! Mir geht es gut, besser als je zuvor … Tschüß!«
    »Tschüß, Vati …«
    Rainherr stellte das Funkgerät ab und streifte den Kopfhörer herunter. Auf dem Bildschirm war McDonald mit seiner kleinen Hafenhure verschwunden. Über der ›Bar‹ gab es vier winzige Zimmer mit zugezogenen Vorhängen.
    »Er hat eine Konservenfabrik!« knirschte Fernando bitter. »Der Bursche kostet jetzt eine Million Dollar!« Er sah Mary-Anne schief an. »Wußtest du das?«
    »Ja.« Sie lehnte sich gegen die Wand und blickte an Fernando vorbei. Ihr Blick schien ins Unendliche zu gehen. »Er fühlt sich wohler als je zuvor … Er ist glücklich …«, sagte sie leise.
    »Du hast von der Konservenfabrik gewußt?« brüllte er. »Und erzählst mir, er sei bettelarm?«
    »Wenn du ihn anrührst, schieße ich noch einmal!« sagte Mary-Anne ganz ruhig. »Ich habe erlebt, wie einfach es ist, ihn zu beschützen!«
    Sie blickte den sprachlosen Fernando fast verträumt an und nickte mehrmals. »Ja, so ist das nun, Fernando. Wer ihn anrührt, überlebt es nicht. Ich glaube fast, das wird mir sogar Gott verzeihen …«
    »Also Kampf zwischen uns …« Seine Stimme klang rauh. »Nach all den Jahren des gemeinsamen Erfolges …«
    »Wenn du ihn willst …«
    »Und wegen eines Mannes!«
    »Wegen eines Mannes!« Sie atmete tief auf. »Das verstehst du nicht?«
    »Nein. Seit sechs Jahren bemühe ich mich darum, bei dir …«
    »Vielleicht ist es das, Fernando. Er bemüht sich gar nicht darum. Ich muß mich selbst darum bemühen.«
    »Das Spinnenweibchen, das ihr Opfer aussaugt …«
    Sie hob die Schultern. »Ich wußte, daß dir kein

Weitere Kostenlose Bücher