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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zertrümmert.
    Auch Mary-Anne erfuhr nicht, wer Vargas getötet hatte.
    Fernando Dalques erschien drei Tage nach der Sensation von Cartagena im ›Salon‹ und beteuerte, er sei es nicht gewesen. Erstens habe er nicht so einen Schlag am Leibe, zweitens sei er kleiner als Tabora und wäre gar nicht an dessen Schädeldecke herangekommen, und drittens – wie immer betont – könne er nicht töten.
    Auch Jim McDonald tauchte auf, fröhlich, als sei nichts geschehen. Er verstieg sich sogar zu der Behauptung:
    »Da ist uns ein anderer zuvorgekommen bei dieser Dreckwanze! Muß ja einen mächtigen Hammer geschwungen haben, um einen Schädel so plattzuhauen! Mary-Anne, guck mich nicht so kritisch an – ich war's nicht! Für diesen Tag und für diese Nacht habe ich ein gußeisernes Alibi! Ich hatte nämlich auf meinem Schiff Nachtwache. Mindestens zehn Besatzungsmitglieder, einschließlich des Zweiten Offiziers, haben mich gesehen! Da gibt's nichts zu blinzeln!«
    So kam tatsächlich nie heraus, wer Tabora erschlagen hatte … die Hauptsache war ja wohl auch, daß er tot war und daß der vielfache Mord in den Bergen von Santa Anna gesühnt war – wozu der Staat mangels Mörder nicht in der Lage gewesen war.
    Etwas allerdings war merkwürdig:
    Ein halbes Jahr später, als niemand mehr an Amerigo Tabora dachte und Señora Palmar immer mehr verfiel, tauchten, als habe man sich verabredet, Fernando Dalques und Jim McDonald von neuem auf.
    Ja, die Señora war ein Opfer ihrer Tätowierungskünste und des damit verbundenen Rumkonsums als Stimulans geworden. Sie lag jetzt mehr im Bett als daß sie unten am Tätowiertisch stand, rauchte, phantasierte, lallte, holte sich wahllos junge Männer in die Federn und zeigte alle Zeichen einer beginnenden Paralyse. Wenn ihre depressive Phase begann, hatte sie vor lauter Kummer schon ihr Sofakissen angebissen …
    Mary-Anne führte das Geschäft jetzt allein.
    Sie versorgte Madame Palmar mit Essen, Rum und möglichst jungen Männern, die nichts dagegen hatten, nach dem Tätowierungsakt noch einen weiteren Akt abzudienen. Und sie legte jeden Peso, jeden Dollar, jedes britische Pfund, jede D-Mark, jeden holländischen Gulden oder was immer hereinkam, auf die Bank.
    Mary-Anne nahm jegliche Währung an, selbst japanische Yen und rotchinesische Renminbi Yuan … Auf der Bank von Cartagena, wo man sie jetzt gut kannte, wurde alles auf US-Dollar umgebucht.
    Señora Palmar schwebte mittlerweile in einem Zustand, der ihr jeden Überblick verwehrte und sie geschäftsunfähig machte. Wenn sie ihren Rumpunsch hatte, Steaks oder gebratenen Schwertfisch, den sie merkwürdigerweise so gern aß, und ab und zu einen jungen Männerkörper spürte, erklärte sie Mary-Anne freimütig:
    »Das Geschäft kann mich mal … Mach du alles weiter! Ich gehe kaputt, das weiß ich genau. Es gibt ja Spiegel. Ich kann's nicht mehr aufhalten! Mädchen, halt du immer den Kopf hoch und kneif die Beine fest zusammen … Du bist der Typ, der auf diese Art weiterkommt. Ich mußte es umgekehrt machen …«
    Nun waren sie also beide wieder da, Fernando und Jim. Sie saßen wie ungleiche Brüder im Vorraum des ›Salons‹, hatten die Tür von innen verriegelt und brüllten Kunden, die sich tätowieren lassen wollten, durch die Tür an: »Haut ab, heute ist geschlossen! Nur Spezialarbeiter!«
    »Was soll denn das?« fragte Mary-Anne, die von Madame Palmar herunterkam. »Seid ihr verrückt geworden? Wie benehmt ihr euch denn plötzlich?«
    »Es ist nämlich so«, sagte McDonald wichtig und legte eine Tasche aus Segeltuch auf den Tisch. »Es besteht die Möglichkeit, in Barranquilla ein Boot zu kaufen. Ein schönes Boot!«
    »Ein sehr schönes Boot!« bestätigte auch Fernando Dalques. »Wir haben es schon besichtigt. Eine Motoryacht mit Vorderkabinen, Eignerkabine und einem Achterraum. Es kann mit sechs Mann gefahren werden.«
    »Und – was soll das mit dem Schiff?«
    »Da liegen siebentausend Dollar«, sagte McDonald.
    »Woher hast du das Geld?«
    »Gefunden.« Jim blickte in eine Ecke des Zimmers. »Manchmal hat man eben Glück, und Verunglückte haben soviel Geld bei sich.«
    »Amerigo Tabora …«, sagte Mary-Anne leise.
    »Kenne ich nicht.« Jim ging zum Fenster. »Jedenfalls sind es siebentausend Dollar.«
    Fernando Dalques, elegant wie immer, packte seine Krokodillederaktentasche aus und legte gleichfalls ein dickes Kuvert auf den Tisch.
    »Das sind genau 34.267 Dollar und 17 Cents«, sagte er. »Mehr war nicht an Bord der

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