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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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jetzigen Standpunkt zu erfahren, wir bitten Sie nur, uns ein Zeichen zu geben. Wir kommen dann sofort wieder zu Ihnen an Bord. Wir alle vermissen Sie sehr … Und wenn Sie Dr. Rainherr heiraten wollen, so bitten wir alle ihn jetzt schon, uns in seine Dienste zu übernehmen. Wir tun alles, wir können alles, wir haben alle zwei kräftige Hände. Man kann uns immer brauchen. Ehrlich: Wir haben uns so an Sie gewöhnt, daß wir uns nicht vorstellen können, anderswo anzuheuern und Sie nie mehr wiederzusehen. Bitte, geben Sie uns eine Antwort. Ihr treuer Steuermann Jim McDonald.«
    Mary-Anne ließ den Zettel sinken. Ihre Stimme hatte bei den letzten Sätzen etwas Unsicherheit erkennen lassen, ein leichtes ergriffenes Schwanken.
    Nun blickte sie Dr. Rainherr an und strich sich dann mit beiden Händen nervös über ihr aufgelöstes Haar. Die helle Morgensonne warf einen Glanz darüber, als sei es ein Schleier aus feinsten Seidenfäden.
    »Ich glaube, er meint es ehrlich«, sagte sie.
    Rainherr hatte den Zettel genommen und las den Text noch einmal durch. Er war sich unschlüssig.
    »Und plötzlich taucht Fernando über uns auf und schießt uns zusammen …«, meinte er unsicher.
    »McDonald ist ein Mensch ohne Hinterlist.«
    Mary-Anne nahm ihm den Zettel aus der Hand, steckte das Feuerzeug an, das neben Rainherrs Zigaretten lag, und ließ die Botschaft in Flammen aufgehen. Die Asche zerrieb sie zwischen den Händen und ließ sie dann in den Aschenbecher rieseln.
    »Die Entscheidung liegt bei dir, Andres.«
    »Es ist dein Leben, Joanna … Dein Schiff!«
    »Nein! Gestern noch … ja, aber als heute morgen die Sonne aufstieg, lag da draußen ein herrenloses Schiff. Es gehörte einmal einer gewissen Mary-Anne Tolkins, aber die ist plötzlich verschwunden. Nimm dir das Schiff – es gehört niemandem mehr!«
    »Ein Boot mit versenkbaren Kanonen und MGs! Und eine Mannschaft wartet, die seit über sieben Jahren die gefürchtetste Piraterie der Karibik betrieben hat.«
    Dr. Rainherr blickte Juan Noales an, der – ganz gehörloser Butler – abseits stand und auf weitere Weisungen wartete.
    Dann drehte er sich um und sah hinüber zu dem kleinen Hafen des Hotels, in dem neben anderen britischen, amerikanischen und holländischen Yachten auch die schnittige ALTUN HA ankerte. Niemand konnte ihr ansehen, was unter den schneeweißen, stromlinienförmigen Aufbauten verborgen war.
    »Ihr legt mir da ein fast unverdaubares Ei in die Pfanne!« sagte Rainherr zögernd. »Ich bin von zu Hause weggefahren, um das Große Riff und seinen Fischreichtum kennenzulernen, und ich komme nach Cayman Brac zurück mit einer kompletten Seeräubermannschaft.«
    »Ich hatte Angst vor dem neuen Tag …«, sagte Mary-Anne leise. »Nun ist er da, und die Angst hat Gestalt bekommen!«
    »Wieweit kann man McDonald trauen?«
    »Darf ich etwas sagen, Sir?«
    Juan Noales, drei Schritte abseits, blickte über ihre Köpfe hinweg. Ein guter Butler muß etwaige Gefühlsregungen seiner Herrschaft übersehen können, wenn er nicht ausdrücklich aufgefordert wird, daran teilzunehmen.
    »Wenn es wichtig ist, Juan …«
    »Bei seinem letzten Satz hat Jim geheult. Richtig ins Mikrofon geheult. Er meint es ehrlich, Sir.«
    »Angenommen, wir sagen ihm, wo er uns findet oder wo wir uns treffen … Kann Fernando das Gespräch mithören?«
    »Wenn er auf unserer Welle ist, natürlich.«
    Mary-Anne legte den Kopf zurück und schloß die Augen. Ich werde es tun, dachte Rainherr. Ich gebe diese Frau nicht wieder her. Seit heute nacht weiß ich, daß das Leben wieder einen Wert hat … Einen Wert, für den es sich lohnt, mit allen Mitteln zu kämpfen.
    Mary-Anne fuhr fort: »Ich vermute sogar, daß Fernando oder Casillas immer abwechselnd am Funkgerät sitzen und unsere Frequenz abhören. Einmal werden sie sich wieder melden … so denken sie!«
    Und nach einer Weile: »Ich habe eine Idee … aber es bleibt deine Entscheidung, Andres.«
    »Welche Idee, Joanna?«
    Er nannte sie seit der vergangenen Nacht Joanna – so, wie sie wirklich hieß. Zuerst hatte sie geweint und gesagt: »Sie ist ausgelöscht, verschwunden in den Wildnissen der Córdoba-Berge. Nun ist auch Mary-Anne nicht mehr … Andres, ich bin namenlos …« Und er hatte sie immer und immer wieder geküßt und zu ihr gesagt: »Sprich mir nach … sprich es ganz langsam nach, als müßtest du wieder reden lernen: Ich heiße Joanna Rainherr … Joanna Rainherr … Joanna Rainherr …«
    Sie hatte es getan – aber nur

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