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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einmal.
    Dann hatte sie sich wieder an ihn geklammert und den Kopf geschüttelt. »Es ist unmöglich. Du kannst mich lieben, ja, und alles Glück dieser Erde wird unter unseren Händen und Lippen sein … aber das nicht, das nicht, Andres: Wir werden nie zusammenbleiben können! Eine von allen karibischen Staaten gesuchte Piratin.«
    Und er hatte, wie so oft in dieser Nacht, gesagt: »Wir löschen das alles aus. Wir werden einen Weg finden, der unser Gewissen beruhigt. Wobei wir uns fragen sollten, warum ausgerechnet wir uns ein Gewissen leisten inmitten einer Welt, die ohne Gewissenlosigkeit gar nicht mehr existieren kann …«
    »Ich werde Jim und die Mannschaft nach Saba schicken«, sagte sie jetzt. »Dorthin wird Fernando nicht fliehen.«
    »Das glaube ich auch.« Dr. Rainherr blickte Joanna ziemlich dumm an. »Saba? Was sollen aber Jim und die Mannschaft im Vorderen Orient?«
    Sie lächelte nachsichtig und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Saba ist eine kleine Insel in der Gruppe der Niederländischen Antillen. Eine Insel wie eine uneinnehmbare Felsenburg!«
    »Und was hast du mit Saba zu tun, Joanna?«
    »Das ist eine andere, eine neue Geschichte, Andres.« Sie lächelte ein wenig traurig. »Du siehst, ich bin vollgestopft mit Vergangenheit. Du wirst es schwerhaben, alles wegzuwischen.«
    »Ich schaffe es, Joanna!«
    Andreas Rainherr blickte zu Juan hinüber, der wie eine Säule dastand.
    »Juan, nun spiele nicht länger den Butler von Gloucester! Werde wieder vernünftig, mach das Boot startklar, verabschiede deine Lily … und dann geht es los!«
    »Nach Saba, Sir?«
    »Zuerst nach Hause! Nach Cayman Brac.«
    »Zu deiner Tochter Annette.« Joanna stand auf. Sie sah zierlich und zerbrechlich aus in dem Kleid … in der Kapitänsuniform hatte sie viel breiter gewirkt. »Davor habe ich die meiste Angst. Wenn sie erfährt, wer ich bin …«
    »Wir brauchen es ihr nicht zu sagen.«
    »Du willst deine Tochter belügen?«
    Juan hatte sich bereits abgewandt und lief über den Kiesweg zum Hotelhafen. Sich von Lily zu verabschieden hielt er für überflüssig. Sie schlief bestimmt noch in ihrem Hotelzimmer, nachdem sie in der Nacht kaum dazu gekommen war. Außerdem sind solche abrupten Abschiede immer sehr komplikationsreich, und überhaupt war Lily der Typ von Touristin, der drei Wochen lang sein moralisches Gewissen beurlaubte, um danach wieder ein Jahr lang als Muster der Tugend in der vordersten Kirchenbank zu sitzen und den mahnenden Worten des Predigers zuzunicken. Vielleicht war sie sogar Mitglied eines der vielen Frauenvereine in den USA, die sich zum Ziel gesetzt hatten, die Unmoral zu bekämpfen.
    »Etwas zu verschweigen ist keine Lüge«, sagte Andreas.
    »Du wagst es also doch nicht, ihr zu sagen, daß ich eine Piratin bin?«
    Er kam um den Tisch herum und legte den Arm um ihre Schulter. »Wir bezahlen jetzt unsere Zimmer und packen.«
    »Wir wollten drei Wochen bleiben, Andres!«
    Es war wie ein unterdrückter Aufschrei. Sie umklammerte plötzlich seinen Arm, ihre Fingernägel drückten sich in sein Fleisch und waren wie stählerne Spitzen. Es tat weh.
    »Bitte, laß uns diese drei Wochen hierbleiben, laß uns diese Zeit gemeinsam genießen. Ich weiß es, Andres … ich weiß es ganz genau … hinterher wird nichts mehr sein! Die ganz große Leere! Aber drei Wochen Glück mit dir … das kann für mich ein ganzes Leben reichen.«
    Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und sagte sehr bestimmt: »Ich fahre nicht mit nach Cayman Brac.«
    »Und wer hat vorhin gesagt: Bestimme du …?«
    »Ich hatte deine Tochter vergessen. Sei doch ehrlich, Andres, du hast selbst kein gutes Gefühl …«
    »Es wird nicht leicht sein, das gebe ich zu. Aber über mein Leben entscheide noch immer ich allein!«
    Er zog sie mit sich. Sie bezahlten die Rechnung der gemieteten Zimmer für die ganze Zeit von drei Wochen, weil die Direktion des Hotels behauptete, sie bekäme die Zimmer nicht so schnell an andere Gäste los … was im Fall von San Pedro stimmen mochte, denn hierher verirrten sich nur Individualisten oder die kleinen Studienreisegruppen, zu denen auch Juans Lily gehörte.
    Auf dem Schiff erwartete sie Juan in seiner gewohnten Kleidung, Schifferhose und T-Shirt. Auf dem Kopf trug er einen verbeulten Leinenhut gegen die stechende Sonne.
    »Ich habe unsere ›Annette I‹ im Kasten!« meldete er. »McDonald sitzt in unserer Funkbude und friert vor Aufregung. Wissen Sie, wo die Jungs sind? Sie treiben vor Honduras in der

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