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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegenüber! Das ist, als wenn Sie mit einem Holzknüppel gegen Panzer vorgehen wollten!«
    »Das weiß ich selbst …«
    »Sie kontrollieren jedes Flugzeug in diesem Luftraum!« sagte Dr. Casillas kühn, ohne dafür einen Beweis erbringen zu können.
    Aber Dalques verlangte auch keinen. »Es ist gut«, knurrte er. »Ich fliege ohne Raketen. Mir genügt schon, wenn ich sie aufspüre und sehe. Eines ist sicher: Sie werden Saba nie erreichen!«
    Die ALTUN HA fuhr ununterbrochen, Tag und Nacht.
    Am Tag jagten sie die beiden schweren Maschinen auf volle Touren, in der Nacht drosselten sie die Fahrt etwas und glitten über die selten ruhige Karibik in normaler Fahrt dahin.
    Rainherr und Juan wechselten sich ab. Es hatte deswegen eine Auseinandersetzung gegeben, allerdings unter vier Augen, denn vor Joanna blieb Juan immer der perfekte Untergebene seines Herrn. Nur wenn sie allein waren, fiel diese Maske ab … Dann war zwar weiterhin Dr. Rainherr der ›Chef‹, aber Juan Noales fühlte sich mit ihm innerlich so verbunden, daß er mehr sagen konnte, als es sonst üblich war.
    Rainherr mochte diese Art von Treue und Gleichgestelltsein.
    Er hatte immer, auch als er noch im Dienst der chemischen Industrie war und in Wuppertal als Chefchemiker eines großen Konzerns in der Vorstandsetage aus- und einging, die Figuren gehaßt, die den über ihnen Stehenden immer nur recht geben und Beifall zollen, während sie ihre Untergebenen spüren lassen, daß kleine Welten zwischen ihnen liegen.
    Der Volksmund nennt so etwas ›Radfahrer‹ – nach oben bücken, nach unten treten –, und Dr. Rainherr war immer ein Mensch gewesen, der weder Vorgesetztenscheu noch das Gefühl der Chefmacht empfunden hatte.
    Zweimal hatte man ihm das deutlich genug zu verstehen gegeben … Damals, in Wuppertal, im Konzern, auf der Chefetage. Das Vorstandsmitglied Dr. Matternhage hatte ihm gesagt:
    »Mein lieber Rainherr – Sie sind von der Qualifikation her eigentlich der einzige Mann im Konzern, der die Vakanz des wissenschaftlichen Vorstandsmitgliedes ausfüllen könnte. Wir haben uns im Vorstand lange darüber unterhalten … die Meinung war einhellig. Trotzdem haben wir uns entschlossen, Dr. Meinberg in den Vorstand zu berufen. Und … Sie wissen, warum?«
    »Weil er dem Vorsitzenden des Vorstandes die Nase putzt, falls ihm diese tropfen würde …«, hatte Andreas Rainherr geantwortet.
    »Sie haben's erfaßt! Dieser Satz charakterisiert wirklich alles, was uns davon abhielt, Sie in den Vorstand zu wählen. Sie sind zu eckig, zu ehrlich, zu wahrheitsliebend. Sie sind nicht … glatt genug!«
    »Ich weiß, daß hier eine Schlangenhaut vonnöten ist!« hatte Rainherr darauf geantwortet. »Ich habe meine Erfindung gemacht, zahlen Sie mir eine gute Abstandssumme und eine jährliche Beteiligung an der Auswertung, und ich entfliehe dem Dunstkreis, den Sie für ein lebensnotwendiges Klima halten. Ich gehe irgendwohin, wo ich Mensch sein kann.«
    »Sie sind – wir sind unter uns, Rainherr – mit Verlaub ein Rindvieh!« hatte dieser Dr. Matternhage gesagt. »Welche Karriere liegt vor Ihnen! Was werfen Sie weg, nur um zu beweisen: Ich kann, wenn's notwendig ist, die Schnauze nicht halten! Dabei ist es so leicht, sich zu arrangieren.«
    »Für mich nicht. Ich bin für offenes Visier.«
    »Damit kommen Sie aber bei unserer Gesellschaftsordnung nicht weit.«
    »Das ist ein Grund mehr, auf diese Ordnung zu pfeifen …«
    Beim zweiten Gespräch in Wuppertal ging es formeller zu. Der gesamte Vorstand war versammelt, um Dr. Rainherr zu verabschieden. Den Chefchemiker, der durch seine Erfindung den Konzern in eine einsame Spitzenposition auf dem Weltmarkt katapultiert hatte.
    Dr. Hanssen, der Vorstandsvorsitzende, der im Konzern mit ›Herr Generaldirektor‹ angeredet wurde, legte dar, daß der Konzern erst durch die Erfindung Rainherrs in die Lage versetzt wurde, eine Führungsposition in der Kunststoffindustrie einzunehmen, die ihm in den nächsten Jahrzehnten niemand würde streitig machen können. Die internationalen Patente hatten Nachahmungen abgesichert.
    Aus diesem Grund habe sich der Vorstand auch ermächtigt gesehen, Dr. Rainherr mit einer außergewöhnlich hohen Dotierung einer Leibrente auf Erfolgsbasis und einer entsprechend hohen Garantiezahlung gehen zu lassen.
    Damals hatte Dr. Rainherr die Laudatio ruhig angehört und dann knapp geantwortet.
    »Meine Herren«, hatte er gesagt, »wenn wir davon ausgehen, daß unsere Welt die nächsten hundert Jahre

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