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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Gefallen tun zu können.“
    „Mark.“ All ihre Ängste kehrten mit einem Schlag zurück. „Mark, ich bin aber eine Kurtisane. Ich gehöre nicht in deine Welt. Deine Reputation steht auf dem Spiel.“
    „Es soll mir nur recht sein, wenn meine Reputation Schaden nimmt. Keine Reporter mehr, die sich an meine Fersen heften. Niemand, der in meinem Müll wühlt und sich dazu einen Artikel aus den Fingern saugt.“ Er seufzte tief und lehnte sich zurück. „Es klingt geradezu paradiesisch. Und überhaupt: Wir könnten auf dem Land leben. Was hältst du davon?“
    Wieder war da ihr Traum von einst, das kleine Häuschen im Grünen. Doch diesmal wäre sie nicht allein. Mark wäre bei ihr. Und das machte aus dem Haus kein Versteck, in das sie sich flüchtete, um ihre Wunden zu lecken, sondern einen Ort, der einen Neuanfang versprach. Ein neues Leben, in dem sie gemocht und respektiert wurde, in dem Mark an ihrer Seite wäre – Sir Mark. Wo man sie als Lady Turner kannte und nicht als die Frau, die gar noch vom Postboten brüskiert wurde. Die Vorstellung war schier überwältigend.
    „Liebst du mich?“, fragte er beiläufig. „Du meintest einmal, dass es so wäre.“
    Sie sah ihn an und wusste kaum, was sie erwidern sollte.
    „Dachte ich es mir doch.“ Er grinste. „Ich kann verstehen, dass dir auf einmal etwas bang ums Herz ist. Aber warte, bis du meine Brüder kennenlernst. Sie werden begeistert sein von dir.“
    „Aber …“, stammelte Jessica.
    „Mach dir keine Sorgen.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Das sind die wirklich unnützesten Worte, die man wohl sagen kann. Nur weil du mir versicherst, es sei nicht nötig, sich Sorgen zu machen, kann ich noch längst nicht damit aufhören.“
    Er atmete tief durch. „Gut, dann mach dir eben Sorgen, wenn dir das lieber ist.“
    Sein Gleichmut trug nichts dazu bei, sie zu beruhigen. Schier außer sich geriet sie, als die Droschkenräder schließlich über Kies fuhren und der Wagen mit einem Ruck zum Stehen kam. Ein livrierter Lakai kam herbeigerannt, um den Schlag zu öffnen. Eine geschwungene Auffahrt hatte sie zu einem Stadthaus aus hellem Stein geführt. Mark fasste Jessica beim Arm, eilte die Stufen hinauf und ins Haus, dessen Tür sich ohne weiteres Zutun geöffnet hatte.
    „Sir Mark“, grüßte ihn der Butler, der gar nichts an Marks zerknittertem Aufzug zu finden schien. Trotzdem sah Jessica die Schlagzeile schon vor sich: Sir Mark letztlich doch dem Laster verfallen ?
    „Ist mein Bruder noch beim Frühstück? Und ist Smite da?“
    „Nein, Sir. Und ja, Sir. Mr Smite Turner ist noch beim Frühstück.“ Der Butler hielt kurz inne und schien seine nächsten Worte sorgfältig zu bedenken. „Mr Smite Turner ließ mich zudem wissen, Sie hätten die letzten beiden Abende mit ihm verbracht und man dürfe Sie daher nicht in Bestform erwarten.“
    Letzteres, vermutete Jessica, war wohl ein diskreter Hinweis darauf, dass seine Brüder bereits an einer Geschichte arbeiteten, seine Reputation zu retten.
    „Ah“, sagte Mark nur. „Verstehe. Und Ash ist in seinem Büro?“
    „Jawohl, Sir.“
    „Immer fleißig, was? Könnten Sie ihn wohl in den Blauen Salon locken?“
    „Ja, Sir.“
    „Das ist …“ Mark sah sie an und verstummte.
    Wie peinlich! Wahrscheinlich wusste er nicht mal mehr ihren richtigen Namen. „Das …“, setzte er erneut an, „ist meine Verlobte. Sagen Sie Ash, wir erwarten ihn.“
    Es folgte ein kurzes Schweigen, währenddessen der Butler sein Augenmerk ihr zuwandte. Er schien darauf zu warten, ihren Namen zu erfahren. Als nichts dergleichen kam, nickte er nur. „Ich werde es ausrichten.“
    „Und“, setzte Mark nach, „lassen Sie bitte Frühstück hinaufbringen.“ Dann führte er Jessica durch eine der zahlreichen Türen, die von der großen Halle abgingen.
    Sie hatte ja gewusst, dass seine Familie vermögend war – immerhin hatte er ihr ohne Bedenken fünftausend Pfund vermacht. Doch bis zu diesem Augenblick war ihr das Ausmaß dieses Reichtums nicht bewusst gewesen. Sie kam sich vor, als wäre sie in einen königlichen Palast getreten. Blausamtene Kissen lagen auf eleganten Rosenholzstühlen. Eine Wand war von Tapisserien bedeckt; auf einem Tisch prunkte ein Globus, die Länder als Intarsien aus Bernstein, Türkisen und Lapislazuli gearbeitet.
    Jessica besaß nicht einmal einen Namen, der es wert war, genannt zu werden. Sie legte ihren Finger auf Afrika und setzte die Weltkugel in Bewegung. Mark trat zu ihr, während die Erde sich um

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