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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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ihre eigene Achse drehte; verschiedene Farben ergaben ein buntes Durcheinander.
    „Ich hatte dich nicht ordentlich vorgestellt“, sagte er mit gesenkter Stimme.
    „Das war mir aufgefallen.“ Ganze Kontinente flossen vor ihren Augen ineinander.
    „Bis ich mit Ash gesprochen habe und wir uns einig sind, wie wir weiter verfahren wollen, hielt ich es für besser, damit zu warten.“ Er streckte die Hand aus und brachte den Globus zum Stehen. „Wenn die Bediensteten erst mal wissen, wer du bist, gibt es kein Zurück mehr.“
    „Natürlich.“ Das klang nur vernünftig. Und doch verstärkte es nur ihr Gefühl, eigentlich gar nicht anwesend zu sein. Dieser Salon war für andere Menschen gedacht – reiche, respektable Menschen. Selbst die Kerzenleuchter an den Wänden waren mit Kristallen geschmückt, die den Raum mit einem schimmernden, tausendfach gebrochenen Licht erfüllten.
    In der Halle waren schwere Schritte zu hören, die rasch näher kamen.
    „Das ging ja schnell.“ Mark drehte sich um.
    Die Tür flog auf. „Mark, was in Gottes Namen hast du dir dabei nur gedacht?“ Der Mann durchmaß den Raum mit drei langen Schritten und schloss Mark innig in seine Arme. „Du Idiot“, fuhr er fort. „Da bläst du eine ganze Woche Trübsal, dann verschwindest du achtundvierzig Stunden lang spurlos – und jetzt das! Wir wussten nicht, was los war, wussten nur, was Margaret aus der Zeitung erfahren konnte. Ahnst du eigentlich, welche Sorgen wir uns gemacht haben?“
    „Nun lass es gut sein, Ash. Ich bin erwachsen. Außerdem habe ich dir gesagt, wohin ich gehe.“ Mark machte sich aus der Umarmung frei, und Jessica hatte endlich Gelegenheit, den Neuankömmling in Augenschein zu nehmen. Die beiden Männer sahen einander … überhaupt nicht ähnlich. Der Duke of Parford war höher gewachsen und von kräftigerer Statur als Mark; seine robuste Gestalt würde eher einem Arbeiter gerecht als einem Adeligen, der sein Vermögen als Geschäftsmann gemacht hatte. Sein Haar war dunkel wie schwarzer Kaffee, seine Haut von der Sonne gebräunt.
    „Lass es gut sein, lass es gut sein“, brummelte Parford und zauste Mark das Haar.
    Wie herrlich es wäre, wieder eine Familie zu haben! Ihr wurde ganz weh ums Herz, als sie die beiden Brüder so sah. Und wie bang wurde ihr erst, als Parford sich umwandte und seinen Blick auf ihr ruhen ließ. Sie konnte förmlich sehen, wie Argwohn sich in seine Züge schlich, sah den strengen Zug um seinen Mund. Mehr ließ er sich nicht anmerken, doch es genügte. Ihr war, als hätte er ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    „Wir haben viel zu besprechen“, sagte der Duke, an niemand Bestimmten gewandt.
    Mark trat zu ihr. „Ash, das ist Jessica Farleigh. Sie ist …“
    Wieder schaute der Duke sie an, der gemessenen Schrittes auf sie zukam und ihr die Hand reichte. Jessica blinzelte ungläubig, ehe sie die Geste erwiderte.
    „Na, dann wollen wir uns mal etwas einfallen lassen, um Sie der öffentlichen Meinung schmackhaft zu machen.“
    „Ich … ja, das sollten wir wohl“, erwiderte sie.
    Er nickte ihr höflich zu. Dabei sagte er leise, doch unmissverständlich: „Wenn Sie meinem Bruder wehtun, werde ich Sie der Menge zum Fraß vorwerfen.“
    Aus unerfindlichem Grund stimmte seine Drohung sie zuversichtlicher, als bloße Freundlichkeit es getan hätte.
    Der Duke trat zurück und bedeutete seinem Bruder, ihm zu folgen. „Komm, Mark, wir besprechen das in meinem Büro.“
    „Versuche nicht, Jessica davon auszuschließen. Es betrifft sie ebenso wie mich und …“
    „Lass es gut sein, Mark.“ Ash verdrehte die Augen. „Margaret ist gestern zurückgekehrt, hatte ich das nicht gesagt? Sie wird sich mit Jessica unterhalten wollen, von Frau zu Frau. Da stören wir bloß.“
    „Oh, gewiss.“ Marks Miene hellte sich auf. „Du wirst Margaret mögen – und sie dich“, versicherte er Jessica. „Ich bin ihr Lieblingsbruder.“
    Jessicas Erfahrung nach neigten Herzoginnen eher nicht dazu, Frauen zu mögen, die sich an ihrem tugendhaften jungen Schwager vergingen. Auch dann nicht, wenn besagter Schwager ihnen der liebste war, was Jessica ohnehin bezweifelte. „Hmmm“, meinte sie nur. „Da bin ich ja beruhigt.“
    Mark war schon fast zur Tür hinaus.
    Nachdem er fort war, schien ihr der Salon gleich viel dunkler, irgendwie kleiner und beengender. Als sie Mark kennengelernt hatte, lebte er allein in einem abgeschiedenen Haus auf dem Land, hatte nur zwei Dienstboten gehabt, die alle paar Tage

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