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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Verzehr wieder eingepackt.
    Er hatte zwischenzeitlich kein einziges Wort mit ihr geredet, dennoch schien er über sie geredet zu haben. Die Tochter des Pfarrers war zu ihr gekommen und hatte sie bei der Hand genommen, hatte ihr Kleid und ihre Frisur bewundert und sie all den rechtschaffenen Frauen vorgestellt, die vor einer Woche nicht einmal den Kopf nach ihr gewandt hätten. Zunehmend verwundert war sie neben Miss Lewis einhergegangen, und je mehr Zeit verstrichen war, desto seltsamer war ihr all das erschienen.
    Und nun stand Sir Mark vor ihr, und sie wusste nicht recht, ob sie ihm dankbar sein sollte. Vor dem heutigen Nachmittag war sie eine Ausgestoßene gewesen. Wie Herkules, der den Lauf eines Flusses mit leichter Hand umlenken konnte, hatte er das Gerede über sie in andere Bahnen bewegt.
    Es war nicht nur seine tadellose Reputation, von der die Leute sich beeindrucken ließen. Andere Männer mochten sich unwohl und schwach fühlen, stünden sie plötzlich nur in Hemdsärmeln da. Sir Mark indes benahm sich, als sei sein Aufzug das Normalste der Welt. Er brachte es gar fertig, vollständig bekleidet zu wirken – so vollendet machte er das, dass man sich geradezu töricht vorgekommen wäre, ihn auf seinen fehlenden Rock hinzuweisen.
    Ein paar Schritte von ihr entfernt blieb er stehen und sah sie an. Er sagte nichts. Sie hob ihre Decke auf und schüttelte sie aus. Er schnappte sich einen der flatternden Zipfel und half ihr, sie erst einmal zu falten, dann ein weiteres Mal. Schließlich reichte er ihr sein Ende der Decke. Er tat es mit solcher Umsicht, dass ihre Hände sich nicht berührten. Und noch immer sagte er kein Wort.
    Jessica brach das Schweigen. „Haben Sie vielen Dank, für alles. Sie möchten gewiss Ihren Rock zurück.“
    Sie machte schon Anstalten, aus seiner Jacke zu schlüpfen, aber er schüttelte den Kopf.
    „Nein, eigentlich bin ich gekommen, um noch ein Stück mit Ihnen nach Hause zu laufen“, sagte Sir Mark. „Sie wohnen doch an der Straße hinter der alten Sägemühle, oder?“
    Jessica legte die Decke in den Korb. „Wie darf ich das verstehen – mit mir nach Hause laufen?“
    „Laufen.“ Er hob zwei Finger und machte es vor. „Die meisten Menschen lernen es in jungen Jahren. Mir ist nicht entgangen, dass Sie es recht gut beherrschen.“
    „Das habe ich nicht gemeint“, sagte Jessica.
    „Dann waren Sie sich nicht über die Bedeutung von ‚nach Hause‘ im Klaren? In gewisser Weise haben Sie recht, denn wenn Sie meine Gesellschaft noch eine halbe Stunde länger ertragen könnten, würde ich gern einen kleinen Umweg hinunter zum Fluss machen und den Uferweg nehmen.“
    „Ich …“
    „Ah, verstehe. Sie stoßen sich an meinen Worten.“
    „An Ihren Worten?“
    Er sah sie an, seine Augen tiefblau. Sie musste schlucken. „ Ich meinte natürlich mit Ihnen “ , sagte er, als gäbe es nur sie beide, als sei die geschäftig ihren Aufbruch betreibende Picknickgesellschaft meilenweit fort.
    Sie wusste nichts zu sagen. Vorsichtig nahm sie ihren Korb über den Arm und wandte den Blick ab, sah sich Hilfe suchend um. Ausnahmsweise kam niemand herbeigeeilt, um sie beide zu trennen, um Sir Mark vor einer Frau, wie sie es war, zu bewahren. Was hatte er nur zu ihnen gesagt? Und warum tat er das alles?
    Sie straffte sich, um ihn ihre Verwirrung nicht spüren zu lassen. „Gewiss werden Sie mir auch diese Worte erläutern.“
    „Selbst wenn ich mir anmaßen würde, sie erklären zu wollen, fühle ich mich dazu nicht befähigt. Dazu kenne ich Sie nicht gut genug. Was auch der Grund für mein kleines Unterfangen ist.“ Er reichte ihr seinen Arm. Als ob sie seinen Arm nehmen könnte! Er tat gerade so, als wären sie Freunde.
    Sie wurde einfach nicht schlau aus Sir Mark.
    „Aber … aber … das dürfte kaum …“
    „Schicklich sein?“ Er hob gleichmütig die Schultern. „Auf dem Land gehen die Uhren anders, und es gelten andere Gesetze. Ich habe es mir von höchster Stelle versichern lassen: Ein kleiner Spaziergang ist durchaus legitim, solange wir uns nur an die vorgegebenen Wege halten.“ Er griff nach ihrer Hand und legte sie in seine Ellenbeuge, eine Geste von so beruhigender Selbstverständlichkeit. Durch ihre Handschuhe spürte sie warm seinen Arm – und es war wirklich nur sein Hemd , das zwischen ihr und seiner Haut war, trug sie doch noch immer seinen Rock. Er schien sich dessen aber kaum bewusst zu sein. Sie dafür umso mehr.
    „Von höchster Stelle! Das würde ich gern

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