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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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hatte, jedoch sehr viel damit, dass er es war, der sie küsste.
    So fest er ihre Taille auch umfasst hielt, seine Lippen waren sanft. Seine Haut war ein wenig rau von hellen Bartstoppeln, die kaum zu sehen, umso mehr zu spüren waren. Ehe sie sichs versah, öffnete sie sich ihm, blühte auf unter seinem Kuss wie eine Blume, die sich den ersten Strahlen der Sonne zuwendet. Sie spürte seine Wärme auf ihrer Haut, sog sie in sich auf.
    Jeder Gedanke schwand dahin, jeder Gedanke auch an die anderen Gäste, die ihnen gewiss weit voraus waren und bereits auf dem Anwesen der Tollivers dem Finale entgegenfieberten. Alles fort. Nichts gab es mehr auf der Welt als Mark und warmen Sonnenschein, der sie durchströmte, nichts als ihr eigenes Verlangen, das sie bis zum Übermaß erfüllte.
    Er schmiegte sich an sie und machte keinen Hehl aus seiner Erregung, und doch war es nur ein Kuss – nur seine Lippen auf den ihren, sein immer wagemutiger werdender Mund, seine Zunge, die mit der ihren tanzte.
    Nur ein Kuss. Es fühlte sich an, als wäre es so viel mehr.
    Er hob seinen Kopf, nahm seine Hände von ihrer Taille. Jessicas atemlose Begierde fand jähe Ernüchterung in der kühlen Brise, die vom Fluss her wehte. Kalt schlug sie ihr entgegen.
    Sie wich zurück, hob ihre Hand an den Mund, als ihr Verstand langsam wieder zurückkehrte. Manch anderer Mann wäre wohl peinlich berührt oder verlegen gewesen. Manch anderer hätte ihr die Schuld gegeben und sie eine Verführerin genannt. Oder Schlimmeres.
    Sir Mark schien weder peinlich berührt noch verlegen, auch schien er nicht verärgert. Vielmehr stand ihm ins Gesicht geschrieben, was sie selbst fühlte – eine seltsam staunende Verwunderung.
    „Nun“, sagt er und sah beiseite, als suche er nach den richtigen Worten. „Ein wahrer Gentleman würde sich an dieser Stelle vermutlich dafür entschuldigen, sich solche Freiheiten herausgenommen zu haben.“
    „Wenn Sie das tun“, erwiderte Jessica, „suche ich mir einen dicken Ast und ziehe Ihnen eins über den Schädel.“
    Nachdenklich sah er sie an. „Dafür würde Tolliver Sie vermutlich der Körperverletzung anklagen.“ Er sagte es völlig ernst, aber in seinen Augen blitzte der Schalk. „Das dürfte Ihnen nicht gefallen. Nur gut also, dass ich kein bisschen Bedauern empfinde.“
    „Kein bisschen?“, fragte sie und hielt den Atem an.
    „Kein bisschen.“ Er streckte die Hand aus und strich ihr leicht über die Wange. Obwohl er Handschuhe trug, spürte sie die Wärme seiner Hand auf ihrer Haut. Am liebsten hätte sie die Arme um ihn geschlungen und ihn an sich gezogen.
    Seufzend zog er seine Hand zurück. „Nein, kein bisschen“, sagte er noch einmal. „Unter gewöhnlichen Umständen wäre es mir ein Vergnügen, Sie nach Hause zu begleiten. Ein großes Vergnügen, um genau zu sein. Weshalb Sie gewiss verstehen, dass ich es heute angeraten fände, wenn Sie den Heimweg allein anträten.“
    Jessica sah ihn an. Und in genau diesem Moment entsann sie sich wieder, weshalb sie eigentlich hier war. Sie hatte sich geschworen, ihn zu verführen. Sie musste es tun. Sie brauchte das Geld. Ohne das Geld wäre sie verloren. Doch er hatte sie all das vergessen lassen. Er hatte sie alles vergessen lassen – außer das Gefühl seiner Lippen auf den ihren.
    „Ein wahrer Heiliger wie Sie sollte einer kleinen Versuchung widerstehen können“, neckte sie.
    Er lächelte nicht. Stattdessen schüttelte er den Kopf. „Nicht heute Abend, Mrs Farleigh, heute Abend kann ich nicht.“ Und noch ehe sie etwas erwidern konnte, hatte er sich umgedreht und ging davon.
    Mit leisem Unbehagen sah sie ihm nach. So hatte es nicht geschehen sollen. Sie sollte nicht nach ihm verlangen, sie sollte ihn verführen. Jetzt schien es, als verführe er sie.
    Das können Sie besser.
    Eigentlich bräuchte sie nur ihren eigenen Rat zu befolgen und aufhören zu denken. Sie würde nicht mehr an Verführung denken. Sie würde es einfach tun. Indes, sie mochte ihn. Sie mochte ihn wirklich. Ihr gefiel, dass er so geradlinig und ehrlich und unprätentiös war. Ihr gefiel, dass sie ihn um den Verstand bringen konnte. Und ihr gefiel, dass er ihr half, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, und sei es nur kurz. Dass er sie alles vergessen ließ – außer dieser unglaublichen Anziehung, die zwischen ihnen war.
    Aber was sie wirklich an ihm mochte, war, dass er ihren Sieg gewollt, ihn geradezu verlangt hatte. Er hatte gewünscht, dass sie gewann.
    Männer hatten ihr

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