Geliebte magische Lilie
über sie zu wachen.
Als nun die Tür aufgeht und er mit einem Lächeln herauskommt fällt zumindest ein Stein von meinem Herzen, vorsichtshalber frage ich: „Sie ist wach?“ Er grinst: „Wach, und sie will dich sehen.“ Natürlich will sie das, es sieht ihr ähnlich mir persönlich ins Gesicht schleudern zu wollen, dass sie mich nun hasst, aber ich werde kämpfen. Ich straffe mich und gehe hinein.
Lilly ist noch im Bett, aber sie hat sich aufgesetzt und mustert mich gespannt. Ich komme einer Attacke ihrerseits zuvor und beginne hektisch zu sprechen: „Lilly es tut mir leid, aber ich konnte dich nicht sterben lassen. Auch wenn du mich jetzt hasst, das ist mir lieber, als wenn du tot wärst.“ Sie öffnet den Mund, wohl um etwas zu erwidern, aber ich lasse sie nicht zu Wort kommen, rasch fahre ich fort: „Du wirst sehen, die Existenz als Vampir ist nicht so übel. Natürlich musst du die ersten zehn Jahre bei mir bleiben, das ist eine Regel, damit Neulinge alles Nötige lernen, aber dann kannst du gehen, wohin du willst. Ich werde ...“, „Würdest du jetzt endlich mal den Mund halten“, fährt sie energisch dazwischen. Ich zucke zusammen, so wie sie mich anfunkelt, ist sie noch wütender als ich dachte. „Du ziehst also nur deine zehn Pflichtjahre durch und dann willst du mich loswerden?“, fragt sie angriffslustig. Mein Kinn klappt vor Überraschung nach unten, „Nein“, keuche ich auf, „wie kommst du denn darauf? Ich würde meinen rechten Arm geben, damit du für immer bei mir bleibst.“ „Das hat sich eben aber anders angehört“, faucht sie. Ich flüstere brüchig: „Das habe ich doch nur angeboten um es dir leichter zu machen, weil du mich jetzt hasst.“ „Wie kommst du denn auf diesen Unsinn?“, fragt sie streng. „Weil ich dir dein Hexenleben weggenommen habe“, antworte ich niedergeschlagen. Sie seufzt leise auf und sagt dann sanft: „Ich bin froh, dass du es getan hast.“ Tausend Fragen schießen mir durch den Kopf, aber ich kann sie nur erstaunt anstarren. Sie fährt leise fort: „Du hast recht, ich hätte mich sehr schwer getan mich für eine Verwandlung zu entscheiden, weil die anderen Hexen es wohl nicht akzeptieren werden, und ich als letzte der Herrscherlinie eine Verpflichtung habe. Aber dich zu verlieren hätte einen Teil von mir zerstört. Es ist vermutlich sehr egoistisch, aber ich bin froh, dass du mir die Entscheidung abgenommen hast. Denn ich will viel lieber bei dir als bei ihnen sein.“ Mit einer einzigen fließenden Bewegung bin ich bei ihr und reiße sie in meine Arme, „oh Lilly, du wirst mich nie wieder loswerden, das schwöre ich dir.“ In diesem Moment fühlt die ganze Welt sich so perfekt an, dass ich meine auf Wolken zu schweben, aber meine kleine Realistin holt mich natürlich schnell wieder auf den Boden zurück. Sie fragt leise: „Haben wir es geschafft die Beschwörung meiner Tante rückgängig zu machen?“ „Nicht ganz“, Sie drückt mich ein Stück weg, sodass sie mir ins Gesicht sehen kann, und fragt verwirrt: „Wie darf ich das verstehen?“ Hilflos erwidere ich: „Ich weiß auch nicht so genau, aber Lukas hat gemeint er wäre zwar in unserer Welt verblieben, aber ein Teil seiner Macht wäre noch drüben. Aber das soll besser er dir erklären.“ Sie stöhnt gequält auf und sagt dann deprimiert: „Das wäre ja auch zu schön gewesen. Besser wir kümmern uns schnell darum. Könntest du mir irgendetwas zum Anziehen besorgen? Ich schätze meine Klamotten waren nicht mehr zu retten, oder?“
15.Kapitel
Lilly
Da, abgesehen von mir, Rose die einzige Frau mit moderner Kleidung im ganzen Palast ist, und meine Kurven für ihre Kleidung ein ganzes Stück zu üppig sind, hat Maurice eine Art Toga für mich besorgt. Mit der bekleidet stehe ich jetzt, gemeinsam mit Maurice und Rose, in einer Art Bibliothek und sehe Lukas erwartungsvoll an.
Der wirkt, nach der Freude über meine Wiedergeburt, inzwischen sehr besorgt. Vor ihm liegt das Buch, das ich auf dem Beschwörungstisch meiner Tante gesehen hatte. Jetzt bei gutem Licht kann ich erkennen, dass es steinalt sein muss, der Einband ist aus rissigem Leder und die Seiten knistern bedenklich als Lukas es nun aufschlägt. Er dreht es zu uns, um uns eine Zeichnung zu zeigen. Die Zeichnung zeigt einen Krieger, der in die Schatten gezogen wird. „Der Herr der Schatten?“, frage ich. „Das, was er einmal war. In diesem Buch ist nicht nur sein wahrer Name, sondern auch seine Geschichte“, erklärt
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