Geliebte magische Lilie
er. Maurice wirft ein: „Das ist ja schön und gut, aber was mich mehr interessiert, ist er nun hier oder nicht?“ „Ja und nein“, erwidert der Hexer rätselhaft. Rose verdreht die Augen und murrt: „So einen Unsinn redet er schon die ganze Zeit. Kannst du nicht etwas Vernünftiges aus ihm herausholen“, fragt sie mit einem Blick zu mir. Was diesmal Lukas dazu bringt die Augen zu verdrehen. „Okay, das reicht“, schreite ich ein, „erklär es bitte.“ Er seufzt: „Um es zu begreifen, wäre die Geschichte sehr hilfreich, aber bitte für nicht Magie Interessierte die Kurzform. Ragnar aus den Nebeln ist hier. Aber der Großteil des Herrn der Schatten noch drüben.“ „Also gut, zuerst die Geschichte“, stimme ich ihm zu. Er nickt und beginnt zu erzählen: „Ragnar war früher ein Mensch, er wurde im ersten Jahrhundert geboren. Er war der Sohn einer Hexe und eines Nordländers, der bei den Hexen gestrandet war. Man könnte sagen er hatte keinen sehr günstigen Start ins Leben. Sein Vater hat die Hexe verführt und sich dann abgesetzt, er war also ein Bastard. Da er noch dazu nur sehr geringe magische Fähigkeiten hatte, haben die Hexen ihn den Wachen überlassen und sich nicht weiter um ihn gekümmert. Laut diesen Aufzeichnungen hatte er aber wohl zumindest als Krieger ein großes Talent und hat es schließlich geschafft bei den Hexenkriegern aufgenommen zu werden. Eines Tages ist er der damaligen Regentin aufgefallen, sie hat ihn als ihren persönlichen Leibwächter ausgewählt und als ihren Liebhaber. Alles in allem wäre das eine prima Sache für ihn gewesen, aber er ist bei ihr in Ungnade gefallen. Er hatte offenbar eine Affaire mit ihrer Schwester. Als die Regentin dahinter gekommen ist, hat sie ihre Schwester eingekerkert und ihn hat sie verflucht.“ Ich unterbreche ihn: „Moment mal, soll das heißen wir haben ihn erschaffen?“ „Ich glaube nicht, dass sie es so geplant hatte. Sie hat ihn dazu verflucht als Schatten zu leben und sich von der Energie der Lebenden zu ernähren. Dann hat sie ihn zu ihrer Schwester gesperrt, das Ergebnis könnt ihr euch ja wohl vorstellen.“ „Das ist ja abscheulich“, stößt Rose hervor. „Zweifellos“, stimmt Lukas ihr zu, „aber das eigentliche Unglück für uns alle nahm seinen Lauf, weil sie die Auswirkungen des Fluches unterschätzt hat. Er hat viele Jahrzehnte als schwacher Schatten vor sich hinvegetiert und sich nur von den Hilflosen und Schwachen ernährt. Aber mit jedem Opfer ist er selbst immer mehr zum Schatten geworden, bis er eins mit den Schatten und der Dunkelheit war. Das ist das Fatale, mit jedem Opfer wird er stärker und weniger ein Mensch. Als er damals eingekerkert wurde, hat ihn die Macht des Hexenmeisters, der sich geopfert hat, mit seiner Macht in dem Relief festgehalten. Es hätte wieder die ganze Macht eines Hexenmeisters gebraucht um den Bann zu brechen, und die hatte Amanda nicht. Bedauerlicherweise hat sie eine andere Möglichkeit gefunden. Er ist so sehr ein Geschöpf der Schatten, dass man ihn wie einen Dämon mit seinem wahren Namen herbeirufen kann. Als Amanda das getan hat, ist erst mal nur ein Teil von ihm in unsere Welt gekommen. Der Großteil seiner Macht ist in dem Bann hängen geblieben. Hätte er es in dem Ritual geschafft Amanda mit ihrer Zustimmung völlig auszusaugen, dann wäre der Bann gebrochen worden, denn freiwillige Opfer haben viel Kraft. Aber nun ist er hier, seine Macht noch immer drüben, zumindest das Meiste davon.“ „Dann müsste doch alles in Ordnung sein“, fragt Rose verwirrt. „Wohl kaum, er hat die Schatten benutzt, um von dort zu verschwinden, er kann nicht völlig machtlos sein“, wirft Maurice ein. Lukas fährt fort: „Das stimmt. Er hat seine Macht ja über Jahrhunderte hinweg angehäuft, nun ist er im Prinzip wieder so weit wie kurz nach dem Fluch. Im Moment ist er sehr schwach, aber er kann wieder stärker werden, es wird nur dauern.“ „Dann müssen wir ihn vorher zerstören“, bestimmt Rose. „Ich glaube nicht, dass das so einfach ist“, melde ich mich nun zu Wort. „Wieso wenn er doch schwach ist?“, fragt sie verblüfft. „Weil er immer noch ein Schatten ist“, antwortet Lukas an meiner Stelle. Wie willst du einen Schatten zerstören? Die Hexe hat ihn unabsichtlich wahrhaft unsterblich gemacht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten die Welt vor ihm zu schützen. Entweder wir müssen ihn wieder verbannen, oder ihn von dem Fluch erlösen.“ „Was, da uns die Hexenmeister und
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