Geliebte magische Lilie
war, zieht sich zu einem schmalen Reif zusammen und fällt in meine Hand. „Geschafft“, sage ich erleichtert und öffne die Augen. Rose wirkt etwas desorientiert. „Alles in Ordnung?“, frage ich besorgt. „Ich hatte mich an das verdammte Ding gewöhnt. Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich denke ich werde die Magie vermissen. Jetzt bist du die einzige Vampirhexe“, scherzt sie, aber es wirkt aufgesetzt. Ich lege den Reif vorsichtig auf den Boden und berühre sie sanft an der Schläfe. Ich suche den mir schon bekannten Pfad in ihr Inneres und taste nach Magie. Ich spüre, wie von selbst ein kleines Lächeln auf meine Lippen gleitet, als ich die kleine warme Flamme in ihr spüre. Ich löse mich von ihr und sage immer noch lächelnd: „Nicht so ganz. Wie ich geahnt hatte, ist ein wenig Magie in dir zurückgeblieben. Du bist immer noch eine Feuerhexe, wenn auch eine schwache. Wenn du fleißig lernst, kannst du noch immer einige Tricks schaffen.“ „Also noch mehr Unterricht“, jammert sie übertrieben, aber in ihren Augen kann ich Erleichterung sehen.
16.Kapitel
Maurice
Wäre es nach mir gegangen, ich hätte zur Ablenkung die ganzen verdammten Vampirfanatiker in den Raum gesteckt, nur damit Lilly nichts geschieht. Aber zum einen wäre das dumm gewesen, weil es ihren Glauben an Seths Allmacht und somit Roses Herrschaft über sie, die ja nur auf Seths Wort beruhte, infrage gestellt hätte, und zum anderen hatte Lilly ebenso wie Lukas erklärt, dass es unnötig wäre. Sie hatten ein Pentagramm auf den Boden gezeichnet, es mit allerlei Zeichen und magischem Schnickschnack versehen. Auf meine Frage hin hatte Lilly erläutert, dass er in seinem geschwächten Zustand etwas Zeit brauchen würde, um durch den Schutzkreis zu kommen, und das würde reichen, um den Zauber zu sprechen. Ich hatte trotzdem darauf bestanden dabei zu sein, ebenso wie Rose, obwohl sie noch immer etwas zittrig wirkte, noch jemand um den ich mir Sorgen machte.
Lukas und Lilly hatten am Rand des Pentagramms am Boden Platz genommen und hielten sich an den Händen, der Reif in Form einer Rose liegt im Pentagramm. Sie beginnen nun mit der Formel, und ich habe mich noch nie in meiner Existenz so unnütz gefühlt. Lilly stimmt an: „Großer Hexenmeister, der du schon einmal die Welt gerettet hast, wir bitten um deinen Beistand gegen eine weitere Gefahr.“ Lukas führt die Formel fort: „Unbekannter Hexenmeister, gestatte uns deine Macht zu nutzen, obwohl du sie für jemand anderen vorgesehen hattest.“ Dann heben sie die ineinander verschränkten Hände und halten sie über ihre Köpfe, während sie mit der anderen ein Pulver, das sie vorbereitet hatten in das Pentagramm, über den Reif streuen. Mein Blick ist starr auf das Artefakt gerichtet, aber ich kann nichts erkennen. Rose flüstert neben mir: „Es schimmert, ich glaube sie haben es aktiviert.“ In dem Moment lösen sie die Hände und drücken sie in einer fließenden Geste gleichzeitig nach unten, dabei drehen sie die Handflächen nach oben. Lukas greift nach dem Dolch an seiner Seite und zieht ihn rasch über ihre Handflächen. Der Geruch von Blut vermischt sich mit der staubigen Luft der Höhle. Lilly führt die Formel fort: „Hexenmeister, gib uns deine Macht so wie wir unser Blut geben.“ Dann drücken sie die blutigen Handflächen in das restliche Pulver, das in zwei Schalen vor ihnen steht. Beide heben synchron die Schalen und schütten ihren Inhalt ebenfalls über das Artefakt. Es wirkt gespenstisch, ich spüre und sehe noch immer nichts, aber Lilly wirft den Kopf mit einem Aufkeuchen zurück und Lukas spannt sich an, als ob er gegen einen Sturm ankämpfen würde. Mein Blick fliegt zu Rose, sie haucht: „Himmel Maurice, der ganze Reif, glüht.“ Jetzt stehen sie auf, fassen sich wieder bei den Händen und rezitieren im Gleichklang: „Im Namen der Macht, die in dem Pentagramm ist, im Namen der Macht des Guten, im Namen aller deiner Opfer wir rufen dich zu uns Ragnar aus den Nebeln.“
Einen Moment scheint nichts zu geschehen, dann ertönt ein Donnerschlag, wie bei der letzten Beschwörung, im Zentrum des Pentagramms wird es dunkler, bis nur noch eine undurchdringliche Wand aus Schatten vor uns steht. Sie wölbt sich und zittert, bis ein blasser Arm erscheint, er zuckt, versucht sich wieder zurückzuziehen, aber er hat keine Chance. Dem Arm folgt der ganze Mann, ein Mann, der bis auf die merkwürdigen grün leuchtenden Augen menschlich wirkt. „Für den Frevel mich
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