Geliebte magische Lilie
sicher? Keine Verpflichtungen?“ „Keine“, erwidert sie feierlich. Ich sollte die Finger von ihr lassen, aber ich schiebe die Bedenken weg und gebe dem Verlangen, das mich schon seit gestern nicht mehr loslässt, nach. Ich beuge mich zu ihr, so nah, dass ich den Duft ihrer Haut riechen kann, dann flüstere ich ihr heiser ins Ohr: „Abgemacht, lass uns die Lehrstunde hinter uns bringen, damit ich dir zeigen kann, wie sehr du mir gefällst.“ Ihre Antwort ist ein leises Seufzen, das mir direkt in den Schritt fährt.
Lilly
Dass ich die Chance nutzen würde, von meiner Großmutter und Lukas wegzukommen, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit, hatte von Anfang an außer Frage gestanden. Was den Teil mit der Affaire angeht, das hatte ich mir tagsüber lange überlegt. Die Anziehungskraft zwischen uns war ein Fakt, aber für gewöhnlich hielt ich wirklich nicht viel von Affairen. Aber je länger ich über die ganze Sache nachgedacht hatte, desto sicherer war ich mir geworden, vor allem, nachdem ich herausgefunden hatte, was für ein Frauenheld dieser Vampir ist. Ich bin keine Idiotin, sie werden mich nie gehen lassen, nicht auf Dauer, und davon abgesehen, ein Vampir und eine Hexe als festes Liebespaar ist etwas Unmögliches. Aber mein Leben ist derzeit so dermaßen leer und öde, dass ich in dem kleinen Urlaub, den ich mir ertrickst habe, alle nur denkbaren Möglichkeiten mich lebendiger zu fühlen ausnützen werde. Und wenn es vorbei ist, habe ich ein paar, hoffentlich wunderbare, Erinnerungen, von denen ich zehren kann, und er wird wohl ohnehin keinen Gedanken mehr an mich verschwenden, sobald ich aus seinem Blickfeld verschwunden bin. Ich werde mein kleines wunderbares Abenteuer genießen, aber jetzt ist erst mal die Pflicht dran.
Den Rest der Fahrt haben wir über Belangloses geplaudert, ich bin überrascht wie kultiviert er ist. Er hält bei einem kleinen Häuschen in der Vorstadt. Während ich das Haus mustere und die Umgebung nach Magie absuche, ist er schon ausgestiegen und an meine Seite des Autos gekommen. Jetzt öffnet er mir die Tür und bietet mir seinen Arm. Das mutet so antik an, dass ich nicht anders kann, als leise aufzulachen, „aber Maurice, du musst mich nicht mehr beeindrucken, ich habe schon beschlossen mit dir zu schlafen“, necke ich ihn. Zu meiner Überraschung geht er nicht auf den Spott ein, sondern runzelt missbilligend die Stirn, ehe er erwidert: „Ich knüpfe Höflichkeit nicht an die Hoffnung auf Sex. Es ist wirklich bedauerlich, dass ihr modernen Frauen denkt, kein Mann könnte einfach nur galant sein.“ „Das liegt eben an den modernen Männern“, scherze ich, ergreife jetzt aber seine Hand und lasse mir aus dem Auto helfen. „Leider“, knirscht er, „und da drinnen wirst du ein weiteres dieser unhöflichen Exemplare kennenlernen.“ Die Art wie seine braunen Augen vor Abneigung dabei fast schwarz werden, sagt mir, dass er das unhöfliche Exemplar nicht besonders mag.
Er führt mich, meinen Arm noch immer in seinem, ins Haus, und dort in ein Wohnzimmer. Ein großer dunkelhaariger Mann, bei dem es sich wohl um das unhöfliche Exemplar handeln dürfte, und eine zierliche Blondine befinden sich darin. Maurice lässt jetzt meinen Arm endlich los und stellt uns vor: „Lilly das ist Rose, die Vampirin um die es geht, und das“, er deutet auf den Mann und verzieht dabei die Miene, ist Eric, obwohl ich allerdings nicht weiß, warum er hier ist.“ Eric, der mich mit seinem athletischen, hochgewachsenen Körperbau an Lukas erinnert, nur dass er der südländische Typ ist, knurrt zurück: „Meiner Gefährtin zur Seite stehen, aber das versteht ein Casanova wie du natürlich nicht.“ Obwohl Maurice mich nicht mehr berührt, kann ich die Spannung die sich jetzt in ihm aufbaut fast körperlich spüren. „Hört schon auf ihr beiden“, kommandiert Rose. Was zu meiner Überraschung den Disput sofort beendet. Ich mustere sie interessiert, sie muss bei ihrer Verwandlung noch sehr jung gewesen sein, denn sie sieht wie ein Teenager aus, ein sehr zierlicher wunderhübscher Teenager. Und auch als Vampirin ist sie noch nicht allzu alt, höchstens einige Jahrzehnte, wie mir ihre Aura verrät. Was es umso erstaunlicher macht, dass Maurice auf sie hört, denn erst mit dem Alter werden Vampire immer stärker. Noch verblüffender ist allerdings das Benehmen von Eric. Er ist ohne Zweifel ein Mensch, und doch benimmt er sich nicht wie einer ihrer Diener. Rose beendet meine Musterung, indem
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