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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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erneut auf die Schulter und sagte betont freundlich zu ihm: 'Tamám.' Und er gab Gas und fuhr los.
    Na, was war denn das? Das Heulen von Machmuts Motor wurde noch übertönt von einem ganz anderen Geräusch, nämlich von stürmischem Applaus. Aha - meine Leute waren also doch froh, etwas erzählt zu kriegen, oder besser: sie lechzten offenkundig nach Informationen. Und Freund Salam? Der machte ein ausgesprochen säuerliches Gesicht, und wie er sah, daß ich ihn anschaute, erhob sich nicht so sehr würdevoll als vielmehr schwerfällig, so kam mir jetzt vor, beugte sich wiederum über mich ...“
    „Aha!“ unterbricht Johnny lachend. „... und gab über dir wiederum etwas von sich - stimmt's?“
    „Exakt - und zwar in dem Sinn, daß ich von Gesetzes wegen nicht berechtigt sei, Vorträge irgendwelcher Art vor Touristengruppen zu halten, und daß ich schon gar nicht berechtigt sei, dem Chauffeur irgendwelche Anweisungen zu geben.“
    „Aha, und wie ich meinen alten Giggerle kenne, wird dem jetzt der Geduldsfaden gerissen und überdies der Kragen geplatzt sein, und er wird seinem lieben Freund Salam ordentlich die Meinung gesagt haben - stimmt's?“
    „Falsch geraten - stimmt überhaupt nicht! Eines ist mir nämlich von unseren Ägyptenspezialisten immer wieder eingeschärft worden: aufbrausen, in die Luft gehen, die Beherrschung verlieren - das sei das Schlechteste, was ich mir selber tun könne; davor solle ich mich hüten wie vor der Pest; dadurch würde ich nur das Gegenteil erreichen. Und an diese Ratschläge erinnerte ich mich zum Glück genau in diesem Moment, und ich biß die Zähne zusammen und beherrschte mich, und ohne eine Miene zu verziehen, sagte ich ganz ruhig: 'Okay - vorausgesetzt, Sie erklären anständig.'
    Und diese Methode schien tatsächlich zu wirken, denn er schaute daraufhin halbwegs beeindruckt drein, schlackerte ein bißchen mit den Ohren und erwiderte sodann: ' Natürlich ich erklären anständig! Ich eines der besten Führer von Kairo - fragen Herrn Mohammed! Aber dieses jetzt nur Transfer. Führung nur morgen.'
    Naja. Ich zuckte mit der Schulter und sagte darauf gar nichts mehr, sondern konzentrierte mich auf die Aussicht. Da kam jetzt gerade rechts eine wunderschöne alte Stadtmauer mit mehreren dieser typischen ägyptischen Minarette dahinter in Sicht, links aber eine richtige orientalische Märchenstadt, von der ich wußte, daß es sich um die sogenannten Kalifengräber, eine riesige mittelalterliche Stadt der Toten, handelt. Und vor uns kam auf einem Hügel die ebenfalls mit Minaretten gespickte Zitadelle in Sicht. Ich merkte, wie die Leute unruhig wurden, beugte mich zu Salam vor und sagte zu ihm: 'Hören Sie?' Und was war seine Antwort? 'Führung nur morgen. Dieses jetzt nur Transfer.'
    Na bitte! Was soll man da noch sagen? Ich lehnte mich trotzig zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und harrte der Dinge, die da kommen würden. Und sie kamen auch. Denn plötzlich hörte man von hinten eine Männerstimme brüllen - jawohl: brüllen: 'Wieso erklärt uns denn keiner was?' Und eine Frauenstimme fiel ein: 'Ist wirklich wahr!' Und unser lieber Freund Salam? Der blieb von diesem Miniaufstand völlig unberührt und unterhielt sich weiterhin köstlich mit dem Chauffeur. Und ich reagierte auch nicht, sondern ergab mich in mein Schicksal und hoffte, daß dieser Transfer möglichst bald zu Ende gehen möge, und schaute angelegentlich aus dem Fenster. Und da gab's jetzt auf einmal besonders viel und Interessantes zu sehen, und das war mein Glück, denn dadurch wurden meine Leute abgelenkt; jedenfalls hörte man's jetzt auf einmal von hinten nicht mehr schimpfen, sondern nur mehr unentwegt knipsen, und gelegentlich wurde ein verwunderter oder gar entsetzter Kommentar zu dem Gesehenen laut. Wir durchfuhren nämlich momentan einen richtiggehenden Slum mit allem, was dazugehört, und sowas dürften die meisten wohl noch nie gesehen haben. Und noch was fiel mir jetzt erst auf: die Straße war ja eine einzige Schlammwüste, und das waren auch die mit Bretterbuden, Eselwagen, Autos und sonst allerhand Zeug vollkommen verstellten Gehsteige und auch die engen Gassen zwischen den niedrigen Ziegel- und Wellblechhütten, und die Menschen, die sich dazwischen drängten, waren teilweise von oben bis unten mit Dreck bespritzt. Übrigens liefen überraschend viele im Nachthemd herum; dabei war's doch schon Nachmittag! Naja - wie heißt's immer so schön im Asterix? Die spinnen, die

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