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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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treuherzigem Augenaufschlag, ob er mir zwei Fragen stellen dürfe. Na klar durfte er. Nun, Frage Nummer 1 betraf Nofretete. Er habe sich in Kairo einen Bildband von Ägypten in englischer Sprache gekauft, und darin sei zwar nicht von Echnaton und Nofretete, wohl aber von Akhenaten und Nefertiti die Rede; und auch der in Amarna verehrte Sonnengott heiße darin nicht Aton, sondern Aten. Was sei da los? Er kenne sich jetzt überhaupt nicht mehr aus, denn Nefertiti sei weder von mir noch von Myriam erwähnt worden. 'Ah - aber von Salam wäre er garantiert erwähnt worden!' antwortete ich und erklärte, daß man im Englischen meines Wissen stets 'Nefertiti' sage und im Deutschen eben 'Nofretete', daß aber natürlich trotzdem immer dieselbe Königin gemeint sei. Aber warum dieser Unterschied - das wüßte ich nicht zu sagen.
    Jetzt zögerte Clemens und hatte sichtlich Hemmungen weiterzureden. Um ihm zu helfen, sagte ich möglichst freundlich: 'Nun? Und die Frage Nummer 2?'
    Eine Zeitlang druckste er immer noch unentschlossen herum, betrachtete intensiv das Wasser und die zahlreich darin schwimmenden Bündel von irgendwelchem Grünzeug und begann dann: 'Naja - es betrifft die Barbara.' Und damit verstummte er auch schon wieder.
    'Ja?' versuchte ich ihn schmunzelnd zu ermuntern und sagte, als er weiterhin nicht mit der Rede herauswollte oder vielmehr -konnte: 'Du bist verliebt, nicht wahr?'
    Da fuhr er richtig zusammen, schaute mir erschrocken ins Gesicht und sagte: 'Wieso wissen Sie das?' Und als ich ihn nur weiterhin schmunzelnd anschaute, fuhr er fort, und es klang ziemlich betroffen, um nicht zu sagen: entsetzt: 'Merkt man denn das so deutlich?'
    'Nein, das nicht! Aber ich hab's gemerkt; ich bin ja auch der Reiseleiter!'
    'Ach so! Na, Gott sei Dank!'
    'Und du möchtest ihr deine Liebe zeigen oder spüren lassen - ja?'
    'Ja, genau das.'
    'Und du traust dich nicht recht?'
    'Natürlich nicht! Ich weiß ja nicht, ob ich sie damit nicht beleidige oder so.'
    'Klar. Aber hast du nicht vielleicht das Gefühl, daß sie sich nicht ungern in deiner Nähe aufhält?'
    'Hm - ich weiß nicht. Ich suche ja immer ihre Nähe und hab' dabei ständig Angst, ihr zu nahe zu treten oder so.'
    'Clemens?'
    'Ja?'
    'Soll ich dir was verraten? ... Die Barbara ... die ist mindestens genauso verliebt wie du!'
    'In mich?' Er schaute mich mit großen Augen an und fuhr, als ich schmunzelnd nickte, ganz erregt fort: 'Hat sie Ihnen das gesagt?'
    'Nein!' lachte ich. 'Aber du weißt, ich bin der Reiseleiter, und drum merke ich eben solche Sachen.'
    Er schüttelte eine Zeitlang den Kopf und stieß dann aufgeregt hervor: 'Mindestens?'
    'Jawohl, mindestens. Höchstwahrscheinlich noch viel stärker.'
    'In mich?'
    'In dich!'
    'Ja, was kann ich denn da tun? Was soll ich tun?'
    'Sehr einfach: sie erhören ...'
    'Erhören?'
    '... sie erhören und ihr deine Liebe zeigen und spüren lassen.'
    'Meinen Sie?'
    'Natürlich. Sie wartet sehnlichst darauf.'
    'Echt? Aber wie zeige ich ihr meine Liebe?'
    'Das siehst du dann schon. Sowas ergibt sich ganz von selber, sobald einmal ein Anfang gemacht ist.'
    'Ja, aber wie macht man einen Anfang? Was sagt man da?'
    'Sagen tut man am besten gar nichts. Sondern du berührst sie bei einer günstigen Gelegenheit wie zufällig; zum Beispiel nimmst du ihre Hand, drückst sie leicht und läßt sie nicht gleich wieder los. Oder du legst wie zufällig deinen Arm um ihre Schulter. Oder du stößt beim Sitzen wie zufällig mit deinem Knie an ihr Knie und ziehst es nicht sofort wieder zurück. Oh, da gibt's viele Möglichkeiten!'
    'Na sowas!' Er schüttelte wieder die längste Zeit den Kopf und hatte offensichtlich Schwierigkeiten, das alles zu verdauen. Und dann wandte er sich wieder mir zu und schickte sich wahrscheinlich gerade an, mir eine weitere Zusatzfrage zu stellen, da stand auf einmal sein Brüderlein neben uns und zwitscherte: 'Ah, da bist du! Die Barbara hat mich geschickt, ich soll schauen, wo du steckst!'
    Da warf mir Clemens einen erstaunten, vielsagenden Blick zu, verabschiedete sich äußerst höflich von mir und folgte kopfschüttelnd seinem Bruder. Als ich bald darauf wieder zur Anlegestelle zurückschlenderte, sah ich ihn mit deutlich geröteten Wangen bei Klein-Barbara stehen; und noch stärker röteten sie sich, nämlich seine Wangen, wie sein offenkundig nervöser Blick auf mich fiel, und über sein Gesicht huschte ein äußerst verlegenes Lächeln. Und während ich wie zufällig den beiden näher kam, hörte ich, wie

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