Geliebte Myriam, geliebte Lydia
daß ein Mithören praktisch ausgeschlossen war.
Also sein Plan: die Lydia - ja, die wolle er heute unbedingt aufreißen. Heute oder nie! Mehr als die Hälfte der Reisezeit hätten wir nun schon hinter uns, und wenn nicht jetzt bald was geschehe ... Ich dachte inzwischen an Lydia und erinnerte mich daran, wie lieb und zugleich schelmisch sie mich immer anlächelt und wie süß sie eigentlich aussieht, wenn sie lächelt, und überhaupt, was für ein nettes und freundliches Wesen sie eigentlich hat und wie aufmerksam sie immer während der Vorträge und Führungen ist, wie sie an meinen und Myriams Lippen hängt, wie sie mir eifrig applaudiert, wie sie mich - jawohl - bewundernd anblickt, und schließlich, was für eine attraktive Figur sie hat und wie süß, um nicht zu sagen: sexy, sie in ihrem Miniröckchen aussieht ...
Ob ich ihm denn überhaupt zuhöre? O ja, ja freilich, ich sei ganz Ohr. Ach ja, sein Plan! Was könne ich denn für ihn tun? Ja, das sei so: er habe sich heute schon ein Stück vorgetastet, aber sie habe angedeutet, sie traue sich wegen der Babsi nicht. Nun habe er schon mehrfach beobachtet, wie die Babsi meine Gegenwart suche und mich anstrahle, und es sei ganz offensichtlich, daß sie auf mich stehe. Drum möge ich mich doch ein wenig intensiver der Babsi annehmen, das sei garantiert äußerst lohnend, und dann würden für die Lydia sämtliche Hindernisse wegfallen, und er hätte freie Hand. Was sagte ich zu diesem Plan? Wäre das nicht zur Abwechslung auch einmal was für mich? Hätte ich nicht schon längst Bedarf nach einer Liebevollen ...
Er stockte, und ich ergänzte: '... einer Liebevollen, Zärtlichen, Geduldigen und Einfühlsamen, meinst du? Naja, ich kann's mir ja einmal überlegen.'
'Ach, was brauchst du dir denn da noch lang zu überlegen? Vor allem, wenn du mir damit einen Riesengefallen tun kannst.'
'Hm - wie stellst du dir denn das konkret vor?'
'Schau, wir haben doch gestern abend alle einen Wein eingekauft, sind aber nicht dazugekommen, ihn zu trinken. Wie wär's, wenn wir die zwei Süßen zu einer kleinen Party im engsten Rahmen, sagen wir: in unserem Zimmer, einladen? Alles weitere ergibt sich dann schon von selber!'
'Glaubst du?'
'Na klar! Günstig wär's halt, wenn du's so einrichten könntest, daß die beiden Zimmer, ihres und unseres, nebeneinander oder einander gegenüber liegen.'
'Eine gute Idee, keine Frage!'
'... oder daß wir wie gestern alle vier im selben Zimmer ...'
'Myriam hat mir versichert, daß wir in Luxor genügend Zimmer haben werden.'
'Na, umso besser! Also, würdest du das für mich tun?' Und als ich zögerte, stieß er nach: '... und für die Babsi? Die wartet doch schon sehnlichst darauf, von dir beglückt zu werden!'
'... oder von dir!' ergänzte ich. 'Auf dich steht sie doch mindestens genauso!'
'Wie kommst du denn auf die Idee? Nein, nein, auf dich steht sie, glaub mir! Also?'
'Na gut, wir können's ja einmal probieren! Auf deine Verantwortung!'
'Danke, Christian! Das werd' ich dir nie vergessen! Also heute abend?' Und er schärfte mir noch einmal ein, ja nicht zu vergessen, den beiden Süßen, wie er sie nannte, ein benachbartes Zimmer zu geben, und war im übrigen ganz euphorisch und zwar noch nicht voll des süßen Weines, aber voll der guten Hoffnung.
Während ich noch mit Götzi plauderte, hörte ich plötzlich hinter uns eine Frauenstimme zuerst summen und dann leise singen. Bald fiel eine zweite Frauenstimme ein, der Gesang wurde lauter und sozusagen mutiger, mehr und mehr Sänger schlossen sich dem Gesang an; Götzi begann mitzusingen, ich begann mitzusingen, und schließlich sangen wir zu Myriams und auch Machmuts sichtlichem Gaudium alle aus Leibeskräften sämtliche bekannten Volkslieder herunter von 'Muaß i denn zum Städtle hinaus' bis zu 'Tirolerland du bist so schön', und wir hatten, glaub' ich, in dem Moment alle das zwingende Gefühl, daß als Begleitmusik zu einer Fahrt durch Oberägypten nichts besser paßt. Und so verging auch dieser letzte, nächtliche Teil der heutigen langen Fahrt wie im Flug, und obwohl es schon acht vorbei war, als wir in Luxor vor unserem Hotel Philippe ankamen, waren alle noch immer aufgeräumt und guter Dinge, und wie sich dann Machmut von seinem Sitz erhob, sich zu uns umdrehte, laut und deutlich 'schokran', also 'danke' rief und uns lachend zuklatschte, brach ein wahrer Begeisterungssturm los, der in einem nicht enden wollenden Applaus endete; und den hatte er sich heute wahrhaftig
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