Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
ging die Tür einen Spalt auf, und das Gesicht einer jungen und nicht unhübschen Nonne wurde sichtbar. Ich sagte auf englisch mein Sprüchlein auf - aber irgendwas schien nicht zu passen, denn im nächsten Moment war die Tür wieder zu, und wir konnten nichts anderes tun als uns gegenseitig belustigt anschauen. Aber dieser Zustand der Ungewißheit dauerte höchstens zwei Minuten, und dann ging die Tür wieder auf, und eine andere, schon etwas ältere, aber immer noch relativ junge und unglaublich hübsche Nonne mit auffallend dunkler Haut und vor allem unheimlich sinnlichen Lippen wurde sichtbar. Ich war über ihr plötzliches Erscheinen so sehr von den Socken, daß ich sie zunächst einmal nur fasziniert anstarrte und kein Wort herausbrachte und auch ihren Gruß oder ihre Frage, oder was immer es war, total überhörte; ich beobachtete nur, wie sich ihre sinnlichen Lippen bewegten, und war davon ganz gefesselt. Da der Götzi aber auch nichts sagte, fiel mir mit der Zeit auf, daß da irgendwas geschehen müßte, und zwar dringend. Und so nahm ich mich zusammen und sagte noch einmal mein Sprüchlein her. Und da ging ein Leuchten über das dunkle Gesicht vor mir, und die sinnlichen Lippen bewegten sich wieder, und jetzt hörte ich auch, was sie sagten. Sie sagten, sie sei Schwester Sara höchstpersönlich, und sie freue sich, und ob sie uns helfen könne, die Spenden ins Haus zu tragen. Und jetzt kam wieder Leben in mich; ich erklärte, das könne sie nicht, die Koffer seien viel zu schwer, stürzte mich auf den Kofferraum des Taxis und wuchtete mit Götzis Hilfe die beiden Koffer heraus; und dann schleppten wir sie zum allerletzten Mal, nämlich hinter der Schwester Sara ins Haus hinein, und deponierten sie schließlich in dem Zimmer, in das sie uns hineingelotst hatte.
    Sie bat uns, inzwischen Platz zu nehmen; sie werde gleich wieder da sein und uns Tee bringen. Na, super, dafür warteten wir gern - gelt, Götzi? Aber der Götzi nickte nur geistesabwesend; er studierte gerade meinen Zettel mit der Adresse. Und nachdem er offenbar genug studiert hatte, meinte er: 'Also, das ist das Centre Médico-Social „Mahabba“ (Mahabba = Amour)? Na, unter einem Zentrum der Liebe hätt' ich mir auch was anderes vorgestellt!' Und noch mehr von der Sorte. Hierauf fragte er mich, ob ich seinerzeit den Film 'Emmanuelle' gesehen hätte, und als ich verneinte, klärte er mich auf, das sei einer der besten und intelligentesten Softpornos gewesen, die er gesehen habe. Warum er mir das ausgerechnet hier und jetzt erzähle? Na, erstens, weil er bisher dazu keine Gelegenheit gehabt habe, und zweitens, weil auf dieser Adresse, sogar an erster Stelle, auch eine Schwester Emmanuelle angeführt sei und er auf die schon besonders neugierig sei. Wenn nämlich schon die Schwester Sara so ein knuspriges Ding sei, wie müsse dann erst die Schwester Emmanuelle aussehen! Und er schnalzte genießerisch mit der Zunge und schaute dabei so witzig drein, daß ich über seine Respektlosigkeiten selber schmunzeln mußte.
    Während er gerade zur nächsten Tirade ansetzte und mit vollkommen ernsthafter Miene erklärte, neugierig sei er, was diese entzückenden Schwesterlein mit ihren Müllmännern immer so treiben, ging die Tür auf, und herein kamen die Schwester Sara und die jüngere Schwester, die uns auf unser Läuten zuerst geöffnet hatte und dann gleich wieder verschwunden war. Sie brachten Tee und Kuchen herein, und das war genau das, wonach jedenfalls mein Geist im Moment am meisten lechzte; wie das beim Götzi war, kann ich natürlich nicht so mit Bestimmtheit sagen.
    So gab's also jetzt einmal eine gemütliche Jause zu viert, und nachdem wir eine Zeitlang die bei solchen Anlässen üblichen Höflichkeiten ausgetauscht hatten und die Schwester Sara heftig über das Sauwetter geklagt hatte - ihre jüngere Kollegin blieb weiterhin stumm -, zeigte Götzi plötzlich auf diese und sagte aus heiterem Himmel: 'Und das ist also die Schwester Emmanuelle?'
    Da brach die Schwester Sara in ein entzückendes Lachen aus und sagte: 'O nein, o nein, das ist Schwester Hanna. Schwester Emmanuelle weilt jetzt schon seit zwei Jahren nicht mehr unter uns ...'
    'Oh - ist sie gestorben? Das tut mir aber leid!'
    'O nein, o nein, nicht gestorben. Sie verbringt ihren Ruhestand in einem Kloster in Frankreich.'
    'Ihren Ruhestand? Ich dachte, die Schwester Emmanuelle sei auch so ein junges ... sei ebenso jung wie Sie oder noch jünger!'
    'O nein, o nein!' lachte Schwester

Weitere Kostenlose Bücher