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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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zu heiraten und sagte, ich wolle gern studieren, und da ich einen ganz ungewöhnlich lieben Vater habe, gab er nach, und so durfte ich studieren.'
    'Aber jetzt bist du doch bestimmt schon seit einiger Zeit fertig mit dem Studium ...?'
    'Natürlich. Aber der, der damals für mich als Ehemann ausgesucht war, ist inzwischen längst verheiratet. Und so leicht ist es nicht, einen passenden Ehemann zu finden, glaub mir!'
    'Oh, das glaub' ich dir gern!'
    'Noch dazu, wo für mich natürlich nur ein christlicher Ehemann in Frage kommt.'
    'Aha. Ja, dann ...'
    'Und nachdem ich nun schon so alt bin, will sich mein Vater da nicht mehr einmischen. Übrigens hatte auch den verhinderten Bräutigam damals vor zehn Jahren nicht mein Vater, sondern meine Mutter ausgesucht, und meine Mutter ist inzwischen gestorben.'
    'Oh, das tut mir aber leid! Aber was ist denn mit deinem Verehrer aus Heluan, den wir alle in Memphis kennengelernt haben? Wär' der nichts für dich?' Und da sie keine Antwort gab, fuhr ich fort: 'Ich meine, du brauchst dich ja nicht einzulassen mit ihm, wenn du seinen Versprechungen keinen Glauben schenkst. Du brauchst nur bis zur Hochzeitsnacht zuzuwarten, wenn das mit der Jungfräulichkeit so wichtig ist.'
    Nach einer weiteren Schweigeminute machte sie endlich wieder den Mund auf und sagte zögernd: 'Er ... ist ... nämlich Moslem.'
    'Ach so!' Ich verstummte gleich wieder, weil mir im Moment nichts Geistreiches zu sagen einfiel. Und dann fiel mir plötzlich ein, von welchem Thema wir ausgegangen waren und was ich ihr vielleicht noch, möglichst schonend, beibringen sollte, nämlich, daß beim Streicheln allein nach menschlichem Ermessen überhaupt keine Gefahr für das so wichtige Jungfernhäutchen bestehe und daß sie sich daher auch schon vor der Hochzeit ohne weiteres streicheln lassen könnte, wenn ihr schon so sehr danach sei. Und nach einigem Zögern ging ich daran, in den sauren Apfel zu beißen und meinen Aufklärungsunterricht - wie gesagt, möglichst schonend - fortzusetzen. Als ich damit fertig war, blieb sie die längste Zeit stumm, und ich hätte viel darum gegeben, wenigstens ihr Gesicht sehen zu können; aber hätte ich die Taschenlampe anknipsen und ihr ins Gesicht leuchten und dazu sagen sollen: He, ich will nur einmal sehen, was du für ein Gesicht machst!? Na eben!
    Aber nach längerem Schweigen meldete sie sich doch wieder zu Wort und murmelte: 'Es geht mir gar nicht so sehr ums Streicheln oder Gestreichelt-Werden, sondern darum, einen Menschen zu haben, dem ich alles sagen kann, auch meine geheimsten Gedanken und Gefühle, und dem ich vertrauen kann, und den ich lieb haben kann, und dem ich hie und da etwas Gutes tun kann. Und den ich eben manchmal spüren kann.'
    'Oh, das hast du aber schön gesagt, liebste Myriam!' sagte ich anerkennend. 'Mir scheint, du wärst die ideale Ehefrau! Trotzdem solltest du das Streicheln und Gestreichelt-Werden nicht so als uninteressant abtun ...' Ich zögerte, und dann packte ich erneut den Stier bei den Hörnern und sagte: 'Entschuldige meine indiskrete Frage, liebste Myriam - aber hast du noch nie ... ich meine, hast du dich wirklich noch nie selber gestreichelt?'
    'Du hast recht', gab sie nach längerem Zögern zurück. 'Deine Frage ist reichlich indiskret. Aber nachdem wir nun schon unter solchen Umständen zusammen sind: nein ... und du weißt auch bereits, warum nicht ... Da fällt mir ein ... ich erinnere mich, als kleines Kind sehr wohl ... zwischen den Beinen herumgespielt zu haben ... mich also gestreichelt zu haben. Und es hat mir damals ... Spaß bereitet ... es war ein gewisses Lustgefühl ...'
    'Na klar!'
    'Ja, aber später hat es mir keinen besonderen Spaß mehr bereitet ... da war kein Lustgefühl mehr ...'
    'So? Wie gibt's denn sowas?'
    'Was weiß ich? Jedenfalls hab' ich's dann später auch aus diesem Grund sein lassen, nicht nur, weil man mir erklärte, ich würde dabei meine Ehre verlieren.'
    'Du meinst: das Jungfernhäutchen würde flötengehen?'
    'Flöten?'
    'Naja - zerreißen halt.'
    'Ja, ja!'
    'Aha! Daher ...'
    'Und jetzt weißt du ganz genau, warum ich die Lydia so beneide!'
    'Soso. Und da würde es also gar nichts helfen, wenn ich dich streicheln würde oder, weil's, wie du gesagt hast, ja nicht unbedingt ein Mann sein müßte, meinetwegen die Lydia?'
    'N-nein - vermutlich nicht.'
    Aber in diesem Moment hörte man die verschlafene Stimme meiner Lydia, und sie sagte: 'Hm? Was redet ihr da über mich?'
    Und damit war mein wirklich reichlich

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