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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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weinst ja immer noch - oder schon wieder?'
    'Schon wieder!' murmelte sie nach einiger Zeit.
    'Aber schau', flüsterte ich ihr ins Ohr, um sie zu trösten, 'wir werden ja unsere Myriam wiedersehen - spätestens dann, wenn wir zu Ruschdis Ausstellung nach Kairo kommen!'
    Aber irgendwie schien mein Trost nicht recht zu wirken, denn daraufhin wurde der stumme Tränenstrom eher noch stärker, und da mein fragender Blick unentwegt auf sie gerichtet war, sagte sie nach längerem Zögern - dieses war ihr nämlich deutlich anzumerken -: 'Ach, es ist ja nicht nur wegen unserer Myriam!'
    'Ja, wegen was denn noch?' fragte ich bestürzt.
    Daraufhin wollte sie anfangs nicht recht mit der Sprache heraus, aber schließlich murmelte sie, kaum hörbar: 'Naja ... wegen mir selber halt.'
    Das kapiere, wer will - ich kapierte es nicht. 'Wegen dir selber? Wie meinst du das, mein Liebes?'
    'Ich dein Liebes? Wie lange noch?'
    Da wuchs meine Bestürzung mit einem Schlag ins Unermeßliche. 'Wieso wie lange noch? Liebst du mich denn nicht mehr?'
    Nun lächelte sie trotz ihren Tränen, aber es war ein unsäglich trauriges Lächeln, und sie sagte: 'Ha, welche Idee - ich dich nicht mehr lieben! Aber du - du gehst jetzt zu deiner Frau zurück, und mich wirst du bald vergessen haben!'
    'Ich dich bald vergessen haben? Wie kannst du nur sowas sagen?'
    'Ach, so sind doch alle Männer, und die Reiseleiter ganz besonders! Auf der Reise einen Flirt - und dann kehrt man wieder reumütig zu Frau und Kind zurück und vergißt die Reisebekanntschaft sofort!'
    Jetzt war ich erst einmal sprachlos, dann umfaßte ich sie mit beiden Händen, blickte ihr strafend und zugleich total fassungslos ins Gesicht und sagte schließlich: 'So schätzt du mich ein? Da bin ich aber enttäuscht! Glaubst du im Ernst, daß das zwischen uns bloß ein Flirt ist?'
    'Na, für mich nicht! Aber für dich - ich weiß nicht ...' Sie verstummte; offenbar hatte ich sie doch etwas unsicher gemacht, oder, wer weiß, vielleicht wollte sie mich auch einfach nur testen? Schließlich fuhr sie fort: 'Ich befürchte es halt!'
    'Soso, du befürchtest es halt! Du befürchtest, daß du für mich bloß ein Urlaubsflirt bist. Außerdem weiß man ja, wie die Männer so sind, nicht wahr, und die Reiseleiter ganz besonders!'
    Es war deutlich zu erkennen, daß ihre Sicherheit bereits stark angeknabbert war. Dennoch versuchte sie das zu verheimlichen und tat, als ob sie von dem, was sie da daherredete, immer noch felsenfest überzeugt wäre. 'Na, vielleicht nicht?' sagte sie mit vermutlich gespieltem Trotz.
    'Nein, eben nicht!' konterte ich und ging daran, ihr zum Schein eine kleine Standpauke zu halten. 'Erstens weißt du überhaupt nicht, wie die Männer wirklich sind, und was du da über die Männer im allgemeinen und über die Reiseleiter im besonderen verzapfst, das sind reine Vorurteile, daß du's weißt! Mit derselben Berechtigung könntest du behaupten, alle Ägypter seien Schufte und Grabräuber, oder alle Moslems seien Fundamentalisten oder Terroristen! Na? Möchtest du das behaupten?'
    'Nein', hauchte sie und war sichtlich beeindruckt.
    'Na eben! Aber über die Männer und Reiseleiter möchtest du solche schwachsinnigen Vorurteile nachplappern! Und zweitens solltest du eigentlich schon gemerkt haben, daß du für mich kein bloßer Urlaubsflirt bist. Oder hab' ich dir irgendwann einmal diesen Eindruck vermittelt?'
    'N-nein', hauchte sie. 'Aber ...'
    'Nix aber! Du bist für mich kein bloßer Urlaubsflirt! Merk dir das! Du bist für mich die große Liebe!'
    'Aber ...'
    'Nix aber! Ich denke nicht daran, dich daheim zu vergessen! Im Gegenteil: ich würde das gar nicht aushalten!'
    'Aber ...'
    'Nix aber! Ich könnte dich nie wieder hergeben oder sowas! Wenn du nur mich nicht vergißt!'
    'Aber Schatzilein!' Und jetzt fing sie richtig zu schluchzen an und fiel mir, ohne sich um unsere Sitznachbarn zu kümmern, um den Hals und heulte auf meiner Schulter hemmungslos drauf los, und ich merkte, daß ihr echt ein Stein vom Herzen gefallen war und daß sie nicht nur so getan hatte. Nachdem sie sich halbwegs ausgeheult hatte, flüsterte sie mir, durch ihr Schluchzen immer noch behindert, ins Ohr: 'Ach, Scha... Schatzilein! Ich lie... liebe dich ... ja so!' Und das wiederholte sie dann noch mehr als einmal, und es ging jedesmal besser. Und als sie wieder anständig reden konnte, flüsterte sie: 'Und ich versprech' dir, ich werde keine besitzergreifende Geliebte sein und keine anspruchsvolle! Ich werde ganz

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